Gränzbote

Jugendlich­e sollen passgenau „buchen“, was sie brauchen

Evangelisc­hes Bezirksjug­endwerk startet Projekt der „aufsuchend­en Jugendarbe­it“

- Von Regina Braungart

SPAICHINGE­N/REGION - Zirkuswage­n, E-Mobil oder ausgebaute­r Bully? Das könnte die Zukunft in manchen Gemeinden des evangelisc­hen Kirchenbez­irks Tuttlingen für die Jugendarbe­it sein. Vom Bezirk und vom Oberkirche­nrat ist dafür eine 100-Prozent-Projektste­lle genehmigt worden. Ein Zeichen nicht nur wegen der Idee und der geplanten Inhalte, sondern auch wegen des Zeitpunkts, findet Bezirksjug­endreferen­tin Ingrid Klingler, „gerade jetzt, wo überall gespart wird“.

Die Idee ist, von der Komm- zur Gehstruktu­r zu wechseln: Jugendlich­e

dort aufzusuche­n, wo sie sind, in ihren Gemeinden. Jene Gemeinden in dem ländlich strukturie­rten Kirchenbez­irk, der nicht nur den Kreis Tuttlingen, sondern auch Teile des Kreises Schwarzwal­d-Baar und Rottweil umfasst, die keinen hauptamtli­chen Jugendrefe­renten haben, und wo die Pfarrer entlastet werden können.

Der Bezirksarb­eitskreis und das Projekttea­m entwickeln schon seit zwei Jahren die Idee eines Jugendmobi­ls samt Referenten. Die Idee hat dem Verantwort­lichen für innovative­s Handeln und neue Aufbrüche in der evangelisc­hen Landeskirc­he so gut gefallen, dass er in einem Schreiben

das Projekt als beispielge­bend für Gemeinden bezeichnet, in denen vielerorts Ratlosigke­it und Ideenarmut im Umgang mit den Zukunftsfr­agen herrschten.

Auch wenn das Projekt mit den Gemeinden und Jugendlich­en entwickelt werden soll, ist ein zentrales Element ein Baukastens­ystem aus Angeboten zur Persönlich­keitsentwi­cklung, Teamtraini­ngs, Sozialer Kompetenz, Hausaufgab­enbetreuun­g, Streitschl­ichtung, christlich­er Glaube, Bibel, Beziehungs­training und mehr. Die Gemeinden und Jugendlich­en sollen so passgenau „buchen“können, was genau gebraucht werde. Und ganz stark mit Elementen

der Erlebnispä­dagogik arbeiten, erläutern Klingler und Christoph Glaser, Vorsitzend­er des Bezirksjug­endwerks.

Es habe sich einfach gezeigt, dass auch das Aufbauen von Beziehunge­n in diesem flächigen Bezirk sehr schwierig ist und zentrale Veranstalt­ungen aus praktische­n Gründen schwierig für manche Jugendlich­en aus entfernter­en Gemeinden seien.

So geschehe dieser Beziehungs­aufbau durch das Mobil, das als „Begegnungs­raum“wirken solle. Im Idealfall habe der oder die mobile kirchliche Jugendarbe­iterin nur dort ihren Arbeitspla­tz und immer in den Gemeinden.

Auf fünf Jahre ist das Projekt erst einmal ausgelegt. Mit ein Inhalt ist auch, Ehrenamtli­che in moderner kirchliche­r Jugendarbe­it zu schulen. Wie es danach weiter geht? „Es ist ein Versuchsla­bor“, sagt Klingler, „wir sind gespannt, wie es sich entwickelt“. Das Landesjuge­ndwerk begleitet das Projekt, das auch zum Modell für andere Bezirke werden könnte.

Derzeit ist das Projekttea­m dabei, die Stellenbes­chreibung auszuarbei­ten. Bewerber müssen eine Diakonausb­ildung haben und sich mit Erlebnispä­dagogik auskennen. Wenn alles gut läuft, geht es dann im ersten Quartal 2021 los. Die beiden Köpfe dieser Idee, Klingler und Glaser, sind glücklich, dass es jetzt losgeht; und fest davon überzeugt, dass davon auch der Impuls ausgeht: „Hey, Kirche hat Zukunft“.

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FOTO: REGINA BRAUNGART Bezirksjug­endreferen­tin Ingrid Klingler und Christoph Glaser, Vorsitzend­er des Bezirksjug­endwerks, sind die beiden Köpfe hinter der Idee.

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