Die Tücken des Hörens
Zum Glück werden wir immer älter. Schlimm wäre es, würden wir immer jünger beim Austritt aus dieser irdischen Welt. Andererseits werden wir tatsächlich stetig jünger, während wir älter werden. Also im biologischen Sinn. Denn wir erhalten unseren Körper zunehmend fit – auch noch im hohen Alter. Natürlich gibt es hierbei – wie überall – auch Ausnahmen. Eine Folge der gesamtgesellschaftlichen Alterung ist der Umstand, dass immer mehr Menschen schlecht hören.
Das ist im Theater in Reihe 24, Parkett rechts, eher ungünstig. Wobei
es auch da auf das Stück ankommt, welches gegeben wird. In Gegenwart einer zur Schwatzhaftigkeit neigenden Person oder eines herzhaft schnarchenden Ehepartners muss ein gedämpftes Hörvermögen nicht nur schlechte Seiten haben. Im beruflichen Kontext hängt das Gewicht des Hörschadens natürlich von der Tätigkeit ab. Während ein ornithologisch interessierter Vogelfreund darauf angewiesen ist, zu erkennen, wer und bei wem es da piept, ist es für einen Sprengmeister tendenziell von untergeordneter Bedeutung, wie laut er es krachen hört.
In finstereren Zeiten, als es bei uns noch das rustikale Berufsbild des Folterknechts gab, war gutes Hörvermögen noch sehr viel wichtiger. Ein schwerhöriger Folterer, der das Geständnis seines Delinquenten nicht versteht und daher fröhlich weiterquält, ist keine schöne Vorstellung. Zum Glück stehen heutzutage Hörgeräte zur Verfügung. In Reihe 24, Parkett rechts, eine Wohltat. Und bei schwatzhaften Personen sowie Schnarchern kann man es ja ausschalten. (nyf)