Die Qual der Wahl
Tuttlingen ist künftig um zwei Eisdielen reicher – Konkurrenzsituation kam überraschend
TUTTLINGEN - Es ist Sommer und die Auswahl an Eisdielen in Tuttlingen wächst. Denn neben den drei bestehenden Cafés öffnen schon bald zwei neue. Das Eiscafé Caramela und das Eiscafé Da Claudio – beide in der Bahnhofstraße.
„Ich freue mich, dass wir bald noch mehr Auswahl haben“, sagt Anja Martin. Die Tuttlingerin geht im Sommer gerne mit ihren beiden Kindern Eis essen. „Ich finde die bestehenden Eisdielen sehr gut, freue mich aber, bald nochmal etwas Neues ausprobieren zu können“, sagt sie. Und das kann sie spätestens am kommenden Montag. Denn dann öffnet das Eiscafé Caramela in der Bahnhofstraße 7. Dort sei bereits alles für die Eröffnung vorbereitet. „Zuletzt haben wir noch die Kasse bekommen und sind nun gut auf Montag vorbereitet“, sagt Caramela-Betreiber Rezak Abdullah. Er selbst hätte nichts davon gewusst, dass schräg gegenüber eine weitere Eisdiele eröffnet. Und das auch noch fast zeitgleich.
Wer in der Stadt ein neues Geschäft eröffnen darf, definiert das Zentrenkonzept. „Wir möchten damit erreichen, dass der Einzelhandel in der Innenstadt bleibt, um diese zu stärken“, erklärt Arno Specht, Pressesprecher der Stadt Tuttlingen. Die Stadt hätte keinen Einfluss darauf, welches Geschäft wo einzieht – außer, die Stadt ist selbst Vermieter des Gebäudes. „Wir haben mit dem Zentrenkonzept nur die Branchen definiert, die sich überhaupt in der Innenstadt ansiedeln dürfen“, sagt er. Das hätte auch mit Gleichberechtigung zu tun. „Ist eine Branche schon zweimal in der Stadt vertreten, können wir dem Dritten keinen Riegel vorsetzen. Und das möchten wir auch nicht“, so der Stadtsprecher. Denn Vielfalt sei wichtig – auch innerhalb der einzelnen Branchen.
Für mehr Abwechslung ist auch Maja Karsten aus Tuttlingen. Die Schülerin geht im Sommer oft mit ihren Freundinnen Eis essen und hofft, bald neue Sorten ausprobieren zu können. „Im Detail unterschieden sich ja alle Eiscafés ein bisschen voneinander“, sagt sie. Trotzdem wolle sie sich die kalte Süßspeise deshalb nicht öfters genehmigen, als bisher. „Ich glaube aber nicht, dass es in Tuttlingen so viele Eisdielen braucht“, sagt sie.
Gerade an dem Eck Bahnhofstraße und Gartenstraße haben die Tuttlinger
dann auf kleinem Raum die Auswahl zwischen drei Eisdielen. Claudio Artusi möchte sein Eiscafé Da Claudio Ende August in der Bahnhofstraße 18 eröffnen. Auch er wusste nicht, dass schräg gegenüber eine weitere Eisdiele aufmacht – wohl aber vom Eiscafé Venezia um die
Ecke. „Wir unterscheiden uns aber, da wir zusätzlich noch Pizza und Pasta anbieten. Nicht wie eine Pizzeria, sondern kleiner“, sagt er. Und eben mit einer großen Eiskarte.
Das Eiscafé Venezia hat von den Neueröffnungen von ihren Kunden erfahren. Die Familie Pentrelli ist mit ihrer Eisdiele bereits seit 23 Jahren in Tuttlingen. „Ehrlich gesagt war es für uns ein bisschen ein Schock, als wir aus Italien gekommen sind und mitbekommen haben, dass direkt ums Eck eine neue Eisdiele eröffnet“erinnert sich Jenny Jäger, die Tochter der Venezia-Geschäftsführung. „Wir haben viele Stammkunden, die uns den Rücken stärken. Aber ich denke, am Anfang werden wir schon merken, dass es nun mehr Eiscafés gibt“, sagt sie.
Nachdem das Familienunternehmen am 15. Mai wieder öffnen durften, mussten sie erst einmal umstellen. „Wir haben statt 24 jetzt nur noch 10 Tische. Unsere Gäste dürfen nun auch die Tische nicht mehr so zusammenstellen, wie man es früher eben gemacht hat“, sagt Jäger. Allgemein seien sie aber im Sommer gut ausgelastet. „An heißen Tagen, sind meistens alle Sitzplätze besetzt“, sagt sie. Wie es künftig mit der neuen Konkurrenzsituation weitergeht, weiß sie noch nicht. Jäger: „Ich bin aber zuversichtlich, dass unsere Stammkunden uns nicht im Stich lassen.“