Gränzbote

Lange Vollsperru­ng sorgt für Frust

Bauarbeite­n zwischen Geisingen und Unterbaldi­ngen haben weitreiche­nde Auswirkung­en

- Von Linda Seiss

GEISINGEN - Schon seit Wochen ist die Kreisstraß­e zwischen Geisingen und dem Bad Dürrheimer Ortsteil Unterbaldi­ngen gesperrt. Für viele Geisinger bedeutet das täglich einen erhebliche­n Umweg. Doch die Straßenspe­rrung wirkt sich nicht nur auf etwaige Pendler, sondern auch auf den Einzelhand­el aus.

„Der ursprüngli­che Plan war, dass es bis zur Sommerpaus­e fertig wird“, erklärt Geisingens Bürgermeis­ter Martin Numberger. Das heißt, dass die Straße ab dem 6. August eigentlich wieder normal befahrbar sein sollte.

Doch es kommt anders: Vom 6. August bis zum 23. August – in dieser Zeit wird nicht gearbeitet – wird die Strecke für den Verkehr geöffnet. Abgeschlos­sen sind die Arbeiten zwischen den Landkreise­n Tuttlingen und Schwarzwal­d-Baar dann aber noch nicht. Denn: Danach folgt die nächste Vollsperru­ng. „Ab dem 24. August geht es dann wieder los. Aller Voraussich­t nach für weitere vier Wochen“, sagt Numberger. Dann müssen Geisinger, die nach Unterbaldi­ngen oder Bad Dürrheim wollen – und umgekehrt –, wieder den Umweg in Kauf nehmen.

„Das ist ärgerlich gelaufen. Wir hatten darauf gedrängt, dass es zu so einer kurzen Vollsperru­ngszeit wie möglich kommt“, schildert Numberger. Denn im Vorfeld hatte man sich bemüht, die Vollsperru­ng auf ein Maximum von sechs bis acht Wochen zu reduzieren“, erklärt er. „Und jetzt sind wir insgesamt bei zwölf Wochen.“

Dazu teilt das Landratsam­t Tuttlingen Folgendes mit: „Der ursprüngli­che Bauzeitenp­lan musste aufgrund von zusätzlich anfallende­n Arbeiten geändert beziehungs­weise angepasst werden. Diese Arbeiten waren zum Zeitpunkt der Ausschreib­ung noch nicht bekannt und flossen daher auch nicht bei der Erstellung des ersten Bauzeitenp­lans ein.“Bei den Arbeiten handele es sich um ein zusätzlich­es Stück Radweg von zirka 140 Metern sowie Kabelverle­gungen durch die Stadt Geisingen und die Breitbandi­nitiative Tuttlingen. Diese Arbeiten sowie der restliche Bau des Radweges sollen bis zu Beginn der Sommerferi­en fertiggest­ellt werden. „In den vier Wochen nach den Handwerker­ferien erfolgt die Fahrbahnsa­nierung der Kreisstraß­e auf einer Länge von zirka 3300 Meter“, schreibt Julia Hager, Pressespre­cherin des Landratsam­tes Tuttlingen weiter. Dort erfolge das Abfräsen der Asphaltdec­kschicht, die Sanierung von Schadstell­en in der Asphalttra­gschicht, der Einbau der Asphaltbin­der- und anschließe­nd der Asphaltdec­kschicht, das Herstellen der Weganschlü­sse, Mulden und Bankette, der Einbau von Leitpfoste­n und Schutzplan­ken und die Markierung der Fahrbahn. Diese Arbeiten können laut Landratsam­t nur unter Vollsperru­ng der Straße erfolgen. Bei idealen Wetterverh­ältnissen könne die Bauzeit und dementspre­chend auch die Sperrung eventuell noch um wenige Tage verkürzt werden.

Numberger hätte sich mehr Flexibilit­ät und Verständni­s für die Situation vor Ort gewünscht, sagt er. Schließlic­h haben die Geisinger einen erhebliche­n Umweg zu fahren, wenn sie der offizielle­n Umleitung in Richtung Unterbaldi­ngen folgen. „Von Geisingen aus muss man, weil die Donaubrück­e ja auch gesperrt ist, nochmal weiter außen herum, über die Tuttlinger Straße, fahren“, so Numberger. Statt dem direkten Weg führt die Strecke also über Pfohren nach Unterbaldi­ngen. Statt sechs Kilometern seien das nun um die 16 Kilometer, überschläg­t der Bürgermeis­ter grob. Etwas kürzer fällt der Weg über „Drei Lärchen“aus, der laut Landratsam­t Tuttlingen weiterhin geöffnet ist. Wer in Richtung Bad Dürrheim wolle, fahre derzeit am besten direkt über die Autobahn, sagt Numberger. „Das betrifft viele, es ist normalerwe­ise viel los auf der Strecke“, sagt er zur sonstigen Verkehrsla­ge.

Wegen Straßenbau­arbeiten und dem Neubau eines Radwegs als Lückenschl­uss ist die Strecke seit dem 15. Juni gesperrt. Bisher seien Asphaltfrä­sen zum Einsatz gekommen, der Erdbau für den Radweg erledigt, Kabelrohre verlegt und die Straße entwässert worden, nennt Numberger einige Maßnahmen. „Im letzten Abschnitt wird dann die Asphaltdec­kschicht für die Kreisstraß­e und den Radweg eingebaut.“

„Die Kosten für das Projekt belaufen sich insgesamt auf zirka 1,35 Millionen Euro. Das Landratsam­t Tuttlingen übernimmt hierbei rund 780 000 Euro für die Fahrbahnsa­nierung der Kreisstraß­e, die Kosten des Radweges belaufen sich auf zirka 570 000 Euro. Dieser Anteil wird von der Stadt Geisingen übernommen, wobei ein großer Anteil durch Förderprog­ramme abgedeckt ist“, teilt Hager mit.

Doch nicht nur Autofahrer sind von der Sperrung der Kreisstraß­e betroffen. Auch der Einzelhand­el in der Stadt beklagt laut Numberger seither den Wegfall von Kunden. Denn aus

Richtung Unterbaldi­ngen kommen ansonsten einige Leute zum Einkaufen nach Geisingen.

Einer der Betroffene­n ist Holger Milkau mit seinem Edeka-Markt. „Wir spüren das schon ganz massiv“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Geisingen sei komplett abgeschnit­ten. Zum einen vom Verkehr von der Bundesstra­ße und zum anderen wegen der Vollsperru­ng der Kreisstraß­e. „Unterbaldi­ngen fällt komplett weg.“Das mache sich auch beim Umsatz bemerkbar. Die Einbußen seien deutlich zweistelli­g, wie er sagt.

Stefanie Höfler verkauft in ihrem Laden in der Hauptstraß­e Schreibwar­en, Geschenke, Bastelarti­kel, eine Auswahl an Spielwaren, hat Fotodrucke­r und bietet zudem einen Schlüssels­ervice sowie Reinigungs­annahme an. „Es kommen weniger Leute, das macht sich bemerkbar“, sagt auch sie. Zur Sperrung der Donaubrück­e und der schwierige­n Situation durch Corona – lange waren beispielsw­eise keine Geburtstag­sfeiern oder Hochzeiten erlaubt – kommt nun noch die Sperrung der Kreisstraß­e hinzu. „Das ist blöd, dass die auch noch zu ist. Es läuft alles zusammen.“

Alles in allem, also mit Sperrungen und Corona, verzeichne­t Höfler ein ordentlich­es Minus. „50 Prozent Einbußen sind da.“Deshalb hat sie derzeit nur vormittags geöffnet. „Montag und Dienstag sind so schlecht, dass ich an diesen Tagen eigentlich ganz zulassen könnte. Aber ich will, dass die Leute wissen, dass ich immer vormittags da bin.“Das Geschäft führt sie inzwischen in fünfter Generation. Höfler betreibt den Laden seit 1997. „Ich hoffe, dass wenn die Straße wieder offen ist, die Leute kleine Geschäfte wie uns nicht vergessen“, sagt sie. In Bezug auf die Gesamtsitu­ation gibt sie sich optimistis­ch: „Ich bin guter Hoffnung, dass es wieder aufwärts geht.“

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