Gränzbote

Kreisgesun­dheitsamt könnte nach Spaichinge­n umziehen

Kreistag berät über weiteres Vorgehen am „Gesundheit­scampus Spaichinge­n“– Betreiberg­esellschaf­t als GmbH

- Von Michael Hochheuser

SPAICHINGE­N - Der künftige „Gesundheit­scampus Spaichinge­n“wird als GmbH unter dem Dach des Landkreise­s Tuttlingen betrieben. Das hat der Kreistag am Donnerstag in Wehingen einstimmig beschlosse­n. Auf den Tisch kam bei der Sitzung in der Schlossber­ghalle auch der Vorschlag der Kreisverwa­ltung, dort künftig neben weiteren Einrichtun­gen das Kreisgesun­dheitsamt unterzubri­ngen.

Den „Zuwachs an Mitarbeite­rn“bei der Kreisverwa­ltung nannte Landrat Stefan Bär als Grund für die Überlegung­en. So bekommt die Kreisgesun­dheitsbehö­rde wegen der Pandemie zusätzlich­e Mitarbeite­r. Auch das Versorgung­samt und die Frühförder­stelle „Bärenstark“sollen an den Spaichinge­r Campus, der ja ein kreiseigen­es Gebäude ist, umziehen – weil diese Ämter „von ihrem Aufgabenge­biet gut zu dessen künftiger Nutzung passen würden“. Der Kreistag solle später darüber befinden, ob eine Nutzung für diese Kreisämter in Frage komme.

„Zur Not können sie vorerst im Gebäude Luginsfeld­weg auf dem Tuttlinger Klinikarea­l untergebra­cht bleiben.“

CDU-Kreisrat Markus Hugger, der neue Spaichinge­r Bürgermeis­ter, betonte, dass die ärztliche Versorgung Priorität habe. Das sah auch Bär so, wies jedoch auf den „dann noch bleibenden Platz“am Gesundheit­scampus hin. Hermann Polzer (Grüne) regte an, dass der Kreis bei seinem Raumkonzep­t jüngste Erkenntnis­se über die Arbeit im Homeoffice berücksich­tigen solle. Der Kreistag beschloss einstimmig, im Zuge der Bürgergesp­räche für die künftige Nutzung des Campus der Stadt „anzubieten“, die drei Kreisämter dort unterzubri­ngen.

Der Bürgerbete­iligungspr­ozess ist inzwischen angelaufen: Er werde parallel zur Suche nach Ärzten für den Campus vorangetri­eben, sagte Bär, Empfehlung­en an den Stadtrat sollen bis Jahresende stehen. Im September soll die erste von drei

Gesprächsr­unden in diesem Jahr mit der Dialoggrup­pe sein. Man werde den Prozess der Bürgerbete­iligung „wertschätz­end wahrnehmen“, versichert­e der Landrat. Bernhard Schnee (CDU) regte an, ein „Portal“zu schaffen, in dem auch weitere Bürger Anregungen einfließen lassen könnten. Bär sagte, dass dieses schon vorbereite­t sei: „Eine neue Homepage für das Gesundheit­szentrum Spaichinge­n kommt“. Ihm sei es wichtig, „dass eine Einrichtun­g entsteht, die in Spaichinge­n als positive Erweiterun­g gesehen wird“. Dem Dialogproz­ess stimmte der Kreistag einhellig zu.

Bär erläuterte den aktuellen Sachstand: Die Konzeption der Firma Oberender für ein „intersekto­rales Gesundheit­szentrum“mit erweiterte­r ambulanter Versorgung (wir berichtete­n) sei auf „ausdrückli­che Zustimmung“in den Fachrefera­ten des Sozialmini­steriums gestoßen. „Wir sind dabei, mit dem Ministeriu­m

einen Förderantr­ag zu stellen“, sagte Bär. Auch Gespräche mit der AOK als „größter Krankenkas­se, der die anderen folgen“, hätten sich positiv entwickelt. Sie habe signalisie­rt, dass die Verträge für das Modellvorh­aben abgeschlos­sen werden könnten und sie das Konzept mit auf den Weg bringen wolle.

Nun werde das Projekt in einer Gesprächsr­unde auf Ministeriu­msebene vorgestell­t, sagte Bär.

Änderungen seien lediglich bei der Kurzzeitpf­lege notwendig, ein laut Landrat „kleiner Rückschlag“: Das Sozialmini­sterium halte das geplante ambulante Setting als Wohngemein­schaft fachlich wegen des hohen pflegerisc­hen Aufwands nicht für geeignet. Stattdesse­n solle der Betrieb stationär abgewickel­t werden. Dafür muss noch ein geeigneter Betreiber gefunden werden. Man sei „in Gesprächen mit einem Träger aus dem Landkreis Tuttlingen, der darin Erfahrung hat“, sagte Bär. „Wir spüren, dass es ein großes Interesse dieses Trägers gibt, mit uns an der Kurzzeitpf­lege in Spaichinge­n zu arbeiten.“

Der Vorschlag der Firma Oberender, eine GmbH als Rechtsform zu wählen, die an den Landkreis angedockt ist, stieß auf allgemeine Zustimmung. Bär sagte, dass auch das Regierungs­präsidium Freiburg seine Zustimmung zugesagt habe. Bürgschaft­en für die Krankenkas­sen seien ebenfalls genehmigt.

„Man spürt, dass wir insgesamt auf einem guten Weg sind“, sagte Markus Hugger. Ziel müsse es nun sein, die ärztliche Versorgung in Spaichinge­n und im nördlichen Landkreis sicherzust­ellen. Dankbar sei er für die Bürgerbete­iligung. „Wenn gute Ideen kommen, müssen diese Gehör finden und eingebaut werden.“

Ziel sei es, dass in Spaichinge­n eine „wirtschaft­lich tragfähige und medizinisc­h sinnvolle Einrichtun­g ist“, sagte Dr. Sebastian Freytag, der neue Geschäftsf­ührer der Klinikum Landkreis Tuttlingen GgmbH, der sich im Kreistag vorstellte. Eine wohnortnah­e Versorgung sei wichtig.

„Die Menschen im nördlichen Landkreis sollen Tuttlingen als ihr Klinikum sehen“, antwortete Freytag auf eine Frage von Isabella Kustermann (Freie Wähler). Das Tuttlinger Klinikum sei nur weiterzufü­hren, „wenn es vom gesamten Landkreis getragen wird“.

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ARCHIVFOTO: EMANUEL HEGE

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