Wohnbau schafft weiter
Auch in der Krise bleibt die GmbH an ihren Projekten dran
TUTTLINGEN – Mit ungebremsten Aktivitäten geht die Tuttlinger Wohnbau in die Zukunft – aufbauend auf eine gute Bilanz 2019. Die ist jetzt von der Geschäftsleitung vorgelegt worden, verspätet durch die CoronaKrise. Mehrere große Vorhaben werfen ihre Schatten voraus – sie werden das Bild der Stadt verändern.
Bahnhof, Drei-Kronen-Areal, Bodenseestraße, Unter Jennung – das sind nur einige der Projekte, die derzeit in der Pipeline liegen. Dabei hat Corona auch beim städtischen Wohnungsunternehmen seine Spuren im laufenden Jahr hinterlassen, vor allem beim Gewerbe. Die Wohnbau verpachtet zumal einige Gastronomie-Objekte, deren Mieten zwölf Prozent des Umsatzes ausmachen.
Die Restaurants, Hotels oder Cafés waren am meisten vom Lockdown gebeutelt; das Start-up-Café Dream in der Stadtkirchstraße etwa hatte es besonders schwer: Neu am Markt hatte es gleich zu Beginn eine langwierige Baustelle vor der Nase, die monatelang den Zugang erschwerte. Über den langsamen Baufortschritt ärgert sich WohnbauChef Horst Riess noch heute: „Die Schwarzdecke hätte ich persönlich in einem Tag planiert“– stattdessen ging fünf Monate lang nichts. „Da hängen Existenzen von ab!“Und als der Betrieb wieder lief, kam das Virus.
In vielen solcher Fälle hat sich die Wohnbau bei den Pachten als kulant erwiesen, gestundet, auch mal erlassen – und weiß damit, dass sie in der Bilanz 2020 Abstriche wird hinnehmen müssen. Die gleiche Haltung gilt für die Wohnungsmieten, wo das Unternehmen bei einigen Mietern Probleme registrieren musste, die etwa in Kurzarbeit sind und finanzielle Sorgen hatten. Auch da ist die Wohnbau den Mietern entgegengekommen. Und hofft, dass einige Pächter Rückstände maßvoll aufarbeiten können, wenn‘s wieder läuft. Es gab aber auch Fälle von Stundungsanträgen, in denen die Probleme bereits vor Corona aufgetreten waren, stellt Horst Riess klar.
Mit ihrer Haltung kommt die Wohnbau ihrem Auftrag nach, ein sozialer Faktor in der Stadt zu sein. Zu ihrem Portfolio gehört auch, Immobilien zu erwerben, die wichtig fürs
Stadtbild sind oder Tradition haben. Beispiel: das Café Martin. Das Unternehmen hat das Haus in bester Lage gekauft, um es zu sichern, nachdem es geschlossen worden war. Noch gibt es keine konkreten Pläne (Riess: „Das hat keine Übereile“); Gastronomie ist möglich, aber nicht zwingend. Klar ist: Es wird nicht abgerissen; „das hat das Haus nicht verdient“, so Riess. Das gleiche gilt für das alte Burgtheater, das „in Würde überleben soll“, und ein Beispiel für gelungene Substanzerhaltung ist das Paul-Anger-Haus an exponierter Stelle, wo jetzt das Gasthaus Baer‘s Place sein Domizil hat.
Geschlossen hatten in der Krise auch die Hotels wie das Légère, bei dessen Bau die Wohnbau mitgewirkt hat. Verpächterin ist sie nach wie vor bei „Charly‘s House“, das noch nicht wieder offen ist, weil es renoviert wird. Und es ändert seinen Namen in Légère Express, um die Nähe zur Gruppe zu symbolisieren. Bedarf sieht der Wohnbau-Geschäftsführer auf lange Sicht für ein Boarding House in der Stadt. Aber auch das hat keine Eile.
Die Wohnbau ist also auch in der Krise im Schaffermodus. Horst Riess lässt sich auch nicht von dem Thema bremsen, an dem er seit Jahren Kritik übt: die aus seiner Sicht Überregulierung am Bau. Die Zahl der laut Riess überflüssigen Vorschriften steige nach wie vor: „Das ist kolossal schwierig.“Und erschwere Bau und Finanzierung: „Da geben Sie sechsstellige Summen für Gutachten aus, bevor es überhaupt losgeht.“