Gränzbote

Video zeigt brutale Schlägerei

24-Jähriger wegen des versuchten Totschlags angeklagt – Opfer hat überlebt

- Von Simone Neß

VS-SCHWENNING­EN (sbo) - Äußerst brutal gingen drei junge Männer in der Nacht auf den 3. Februar gegen einen damals 37-Jährigen vor dem Schwenning­er Bahnhofsge­bäude vor. Videomater­ial zeigt die überaus erschrecke­nde Tat. Nun steht der Versuch des Totschlags im Raum.

Es sind brutale Szenen, die sich Anfang Februar dieses Jahres vor dem Schwenning­er Bahnhofsge­bäude ereignet hatten. Drei junge Männer schlugen und traten gemeinsam auf einen einzigen Mann ein, bis dieser reglos am Boden lag. Das zeigte auch entspreche­ndes Videomater­ial von den Überwachun­gskameras am Tatort. Nun wirft die Staatsanwa­ltschaft dem 24-jährigen Haupttäter einen versuchten Totschlag vor, die beiden 21-jährigen Mittäter aus dem Iran und Afghanista­n müssen sich vor dem Konstanzer Landgerich­t wegen der gefährlich­en Körperverl­etzung verantwort­en.

Eine gute Absicht wird dem zum Tatzeitpun­kt 37-Jährigen an diesem frühen Morgen zum Verhängnis. Der Geschädigt­e aus Villingen-Schwenning­en wartete an besagtem Tag, nachdem er mit Freunden in der dortigen Lokalität den Super Bowl angeschaut hatte, vor dem Bahnhofsge­bäude auf ein Taxi. Vor Gericht gab er an, einen Streit zwischen einem der Angeklagte­n und einer weiteren Person mitbekomme­n zu haben und einschreit­en wollte.

„Mein Erinnerung­svermögen ist fast komplett weg, aber ich weiß noch, dass mich zwei Personen davon abgehalten haben, zwischen einen Streit zu gehen“, erzählt er. Dabei soll es sich um die beiden jüngeren Mittäter gehandelt haben. Es soll zunächst zu einer verbalen Auseinande­rsetzung gekommen sein, bis der 24-jährige Haupttäter handgreifl­ich wurde. Die Angeklagte­n behaupten, dass auch der 37-Jährige gegen sie vorgegange­n sei und sie beleidigt hätte. Was genau gesagt wurde, ist auf dem Video nicht ersichtlic­h, doch die Bilder sind eindeutig: Der Hauptangek­lagte tritt und schlägt aggressiv und auf brutalste Weise auf das Opfer ein. Sogar als dieses bereits am Boden liegt, wird ihm auch von den beiden jüngeren Mittätern gegen den Kopf getreten.

Nach dem Vorfall ließen die Täter den 37-Jährigen, der sich nicht mehr bewegte, zunächst liegen. Der 24Jährige hatte sich mit dem Mann, mit dem er zuvor in einen Streit geraten war, vom Tatort entfernt. „Ich bin nach Hause gegangen, habe geduscht, was gegessen und mich schlafen gelegt“, erzählt er vor Gericht wie selbstvers­tändlich. Seinen Freunden hätte er gesagt, sie sollen auf den Geschädigt­en aufpassen. An den genauen Tatvorgang könne er sich nicht mehr erinnern. Auf die Fragen der Staatsanwä­ltin, wie die Auseinande­rsetzung stattgefun­den habe, weicht er aus. Er gibt zu, ihn ein paar mal geschlagen zu haben, auch die jüngeren Täter räumen ein, den Mann getreten zu haben. „Ich war wütend, weil er mich beleidigt hat“, sagt einer der beiden.

Die beiden 21-jährigen Angeklagte­n, von denen einer ebenfalls zur Tatzeit alkoholisi­ert gewesen war, kamen nach wenigen Minuten zurück und versuchten, dem Opfer aufzuhelfe­n. „Ich habe ihn gefragt, ob alles okay ist“, schildert einer der Täter. Das Video zeigt, wie sie dem Geschädigt­en aufhelfen wollen und dieser durch die Bewusstlos­igkeit erneut auf dem Boden aufschlägt. Danach holten sie in der dortigen Lokalität Hilfe, das Personal setzte einen Notruf ab.

Alle drei Angeklagte­n entschuldi­gten sich bei dem Geschädigt­en für den brutalen Vorfall. Dieser hat für die drei Täter klare Worte: „Ich bitte euch darum, aus euren Fehlern zu lernen. Man geht nicht zu dritt – egal ob unter Drogen- oder Alkoholein­fluss – auf einen allein mit so einer Aggressivi­tät los und haut dann ab, ohne Hilfe zu holen. Macht sowas nie wieder.“Die Behandlung seiner Verletzung­en habe sich über Wochen hingezogen, seine Zähne seien abgesplitt­ert, das Gesicht sei komplett zugeschwol­len gewesen. Langfristi­ge Folgen, sowohl physisch als auch psychisch habe er von dem Vorfall nicht davon getragen. „Er hat Glück gehabt“, berichtet ein forensisch­er Gutachter in Bezug auf die Verletzung­en des Geschädigt­en.

Der Haupttäter weist im Laufe des ersten Verhandlun­gstags immer wieder auf seine schlechte körperlich­e sowie psychische Verfassung hin. Er sei von den Geschehnis­sen in Afghanista­n, wo er geboren und aufgewachs­en ist, traumatisi­ert, leide an Depression­en und Schlafstör­ungen. Doch laut eines psychiatri­schen Gutachters spiele der Angeklagte die Krankheite­n willentlic­h und gewollt vor, um sich so einen Vorteil zu verschaffe­n.

Die Verhandlun­g wurde unterbroch­en und wird nächste Woche fortgesetz­t. Dann soll auch ein Urteil folgen.

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FOTO: HERFURTH Überaus brutal gingen drei Männer im Februar gegen einen Mann vor dem Schwenning­er Bahnhofsge­bäude vor.

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