Camping-Stop in Gosheim gefällt
Der Stellplatz ist auch wegen der Nähe zum Jurabad beliebt bei Wanderern und Radlern
GOSHEIM - Der Minicamper ist geparkt, das Stromkabel zur Ladesäule ausgerollt, das E-Bike abgeladen, Campingtisch und -stuhl sind neben dem umgebauten Renault Kangoo aufgestellt. Nun kann der Kurzurlaub der Mitfünfzigerin aus Blumberg im Schwarzwald-Baar-Kreis beginnen.
Zusammen mit ihrem Pudel will sie zwei bis drei Tage auf der „Spitze der Alb“, wie sich Gosheim gerne nennt, verbringen. „Ich möchte Bekannte besuchen, aber auch die Gegend erkunden.“Den Stellplatz hat sie im Internet gefunden, ihr erster Eindruck ist positiv: „Das Schwimmbad liegt direkt nebenan, da werde ich heute Abend gleich reingehen.“
So wie die Blumbergerin kommen immer wieder Wohnmobil-Nutzer nach Gosheim, erzählt Franz Peyerl, Bademeister des Schwimmbads und zuständig für die Stellplätze: „Die meisten bleiben ein bis zwei Nächte, viele nutzen den Platz als Zwischenstopp auf ihrem Weg an den Bodensee oder ins Donautal.“
Doch es gibt auch Ausnahmen: „Im Mai war ein älteres Ehepaar aus dem Rheintal einen ganzen Monat hier, denen gefällt unsere Gegend so gut, dass sie schon zum wiederholten Male nach Gosheim kommen“, erzählt Peyerl.
Viele Fahrzeuge kommen aus dem süddeutschen Raum, Tübinger, Stuttgarter, Münchner oder Augsburger Autokennzeichen sind oft zu sehen, vereinzelt waren aber auch schon Franzosen und Holländer da. „Das Jurabad und der Spielplatz in unmittelbarer Nähe sowie ein Discounter und die Gastronomie vor Ort sind sicherlich Pluspunkte“, weiß der Bademeister aus Gesprächen mit den Reisenden.
Außerdem liegt der Platz mitten in der „Region der zehn Tausender“, dem Wandergebiet mit den höchsten Erhebungen der Schwäbischen Alb. „Wir wollen den Tourismus in der Region forcieren“, erklärt Markus Conzelmann, Hauptamtsleiter im Gosheimer Rathaus. Deshalb entschloss sich der Gemeinderat 2015 für den Bau von Wohnmobilstellplätzen.
Nach dreimonatiger Bauzeit und mit einem Kostenvolumen von 3000 Euro, wurde der Platz im Oktober 2015 eingeweiht.
Es gibt vier Anschlüsse, um Strom zu tanken (Ein Euro für zwei Kilowattstunden Strom), Frischwasser zu beziehen (ein Euro für 150 Liter) sowie sein Abwasser kostenlos zu entsorgen.
Der interessierte Camper findet den Stellplatz sowohl auf der Wohnmobil-App, promobil.de, unter campercontact.com oder auf der Seite stellplatz.de. „Auch über die Seiten von Donaubergland wird die Anlage beworben“, sagt Conzelmann.
Auf dem Heuberg bietet Gosheim als einzige Gemeinde solche Plätze an, weitere finden sich erst am Stausee in Schömberg, am Oberdigisheimer Stausee, in Rottweil und Tuttlingen.
Sicherlich ist die Corona-Pandemie mitverantwortlich, dass mehr Leute mit dem Wohnmobil oder Campervan unterwegs sind, jetzt auch verstärkt im eigenen Land, in der näheren Umgebung. Dies konnte auch Bademeister Peyerl feststellen: „Vorallem im Mai und Juni war bei uns viel los, teilweise waren alle vier Plätze belegt.“
Auch Familien mit Kindern kamen, sie genossen es, einen Spielplatz in unmittelbarer Nähe zu haben. Teils kommen auch Arbeiter, die für ein paar Wochen einen Auftrag in Gosheim zu erledigen haben und dafür im Wohnmobil anreisen, um kostengünstig übernachten zu können.
Auch der gebürtige Wehinger Dietmar Köhler und seine Frau Gerlinde, die heute in Schleswig–Holstein
leben, reisten früher immer mit dem Wohnmobil an, um die Eltern in Wehingen zu besuchen und tun es auch nach deren Tod noch, da seine zwei Schwestern in Wehingen wohnen. Das Wohnmobil steht dann in Gosheim.
Wandern – das hört man unter den Campern am meisten, wenn es um die Frage geht, was sie in Gosheim und Umgebung am liebsten tun. Beim Thema Radfahren wird dagegen (bei nicht E-Bike-Fahrern) gestöhnt: Viel zu bergig hier.
Das sieht bei der Dame aus Blumberg anders aus: Sie fährt mit ihrem E-Bike, ausgestattet mit vielen Taschen und am Lenker mit einem Hundekorb, entspannt noch eine Runde um Gosheim und genießt mit ihrem Pudel den lauen Sommerabend.