Geschenkt ist nicht geschenkt
Sean Scully will seine Arbeiten nun doch nicht der Kunsthalle Karlsruhe überlassen
KARLSRUHE (dpa) – Im Streit um eine geplatzte Schenkung zahlreicher Werke von Sean Scully, der für seine teils in mehreren Schichten aufgetragenen Streifen bekannt ist, gibt es wohl keine Hoffnung mehr auf eine Einigung. Die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe wird sich nicht auf die von Scully gestellten Bedingungen einlassen.
Der irisch-amerikanische Maler Sean Scully hatte in Aussicht gestellt, der Kunsthalle Karlsruhe rund 180 seiner Arbeiten – darunter abstrakte Gemälde, Papierarbeiten und Plastiken – im Wert von rund 100 Millionen Euro zu überlassen. Allerdings liefen ihm unter anderem die Verhandlungen über Finanzierung und Gestaltung der notwendigen Räumlichkeiten mit dem Land zu langsam.
„Wir hatten eine klare Abmachung“, heißt es in einer Stellungnahme Scullys, die seine Berliner Galerie am Mittwoch veröffentlicht hat. Die Werke für die Kunsthalle seien als Geschenk gedacht gewesen, schreibt Scully. Das Wissenschaftsministerium erwarte allerdings eine Schenkung ohne feste Absprachen, kritisiert er in seiner Stellungnahme. „Die Welt besteht aus Abmachungen. Sie setzt sich zusammen aus Plätzen und Räumen, deren Inhalte klar sind. Erklären wir Flexibilität zu unserem Ziel, hinterlassen nichts“, erklärte Scully weiter.
Inzwischen sind nach Angaben des Kunstministeriums die Gespräche zwischen dem Land Baden-Württemberg und dem Künstler zum Erliegen gekommen. Stolperstein für das Projekt ist unter anderem, dass frühestens 2028 mit dem Bau des Erweiterungsgebäudes für das Museum begonnen werden kann. Eine Bedingung des Künstlers sei gewesen, in dem Neubau mit der Hälfte der Werke dauerhaft vertreten zu sein. Damit würde eine sogenannte Scully-Galerie dort ein Drittel der Ausstellungsfläche wir
einnehmen. Diese Forderungen seien zu strikt, sagte KunstStaatssekretärin Petra Olschowski (Grüne). Sie hätten die Entwicklung der Karlsruher Kunsthalle blockiert.
„Absprachen gab es bisher keine“, widersprach Olschowski zudem dem Künstler. Das Land müsse Vereinbarungen sehr genau prüfen. Gerade bei der Kunsthalle gehe es auch um die Verantwortung dafür, diese für die nächsten Jahrzehnte gut aufzustellen. Darüber hinaus seien Fragen der Finanzierung, der Folgekosten und der Bauzeit des geplanten Neubaus und einer möglichen Scully-Galerie zu klären, sagte Olschowski.
Das sieht der Deutsche Museumsbund ähnlich: „Stiftungen, Schenkungen und Legate sollten nicht angenommen werden, wenn sie mit Auflagen verbunden sind, die das Museum längerfristig binden“, heißt es in einem „Leitfaden zum Sammeln und Abgeben von Museumsgut“, den der Verband veröffentlicht.
Scully, 1945 in Dublin geboren und in London aufgewachsen, gilt mit seiner Malerei und seinen Skulpturen als einer der international wichtigsten Protagonisten der abstrakten Kunst. Vor zwei Jahren waren seine Werke zuletzt in der Karlsruher Kunsthalle zu sehen.