Gränzbote

Sprengstof­flager der Hisbollah in Süddeutsch­land?

Israelisch­er Geheimdien­st warnte deutsche Behörden vor Depot mit Hunderten Kilo Ammoniumni­trat

- Von Hagen Schönherr

RAVENSBURG - Der israelisch­e Geheimdien­st Mossad hat deutsche Behörden offenbar vor Sprengstof­flagern der radikalisl­amischen Hisbollah-Miliz in Süddeutsch­land gewarnt. Das berichtet die „Welt“unter Berufung auf die „Times of Israel“. Die FDP fordert Aufklärung.

Laut Angaben der „Welt“soll es bislang aber nur Hinweise auf Bestände in Deutschlan­d in den Jahren 2012 bis 2016 gegeben haben. Funde des gelagerten Stoffs sowie konkrete Verbindung­en zur Hisbollah sind laut „Welt“und mit Hinweis auf deutsche Sicherheit­skreise nicht belegt. Auch die Frage, ob solche Lager aktuell noch existieren, wird in deutschen Sicherheit­skreisen laut Welt angezweife­lt. Deutschen Behörden sei es weder gelungen, Bestände sicherzust­ellen, noch habe es Hinweise gegeben, dass der Stoff außer Landes geschafft wurde.

Ammoniumni­trat ist Bestandtei­l gängiger Düngemitte­l – allerdings ist der Stoff auch hochexplos­iv. Die verheerend­e Explosions­katastroph­e von Beirut am 4. August wurde beispielsw­eise durch die Explosion von 2750 Tonnen offenbar unsachgemä­ß gelagertem Ammoniumni­trat ausgelöst.

Die Informatio­n über die mutmaßlich­en Sprengstof­flager ging laut „Welt“bereits vor dem Verbot der Hisbollah-Miliz im April diesen Jahres an die deutschen Behörden – und soll durch monatelang­e Geheimdien­stoperatio­nen der Israelis erlangt worden sein.

Die Medienberi­chte zum Verdacht der Sprengstof­flager haben am Donnerstag die FDP/DVP-Fraktion im baden-württember­gischen Landtag dazu bewegt, Aufklärung von Innenminis­ter Thomas Strobl zu fordern. Die Fraktion stellt unter anderem die Frage, ob in Baden-Württember­g tatsächlic­h Ammoniumni­trat gelagert wurde und was dagegen unternomme­n wurde. In der eingereich­ten Kleinen Anfrage fordern der Vorsitzend­e der FDP/DVP-Fraktion, Hans-Ulrich Rülke, und der stellvertr­etende Vorsitzend­e Nico Weinmann von der Landesregi­erung zudem Auskunft über die Aktivitäte­n der Hisbollah in Baden-Württember­g. „Wenn es zutrifft, dass Unterstütz­er

der Hisbollah in Deutschlan­d Material für Terroransc­hläge lagerten, wäre dies eine neue Qualität der terroristi­schen Bedrohung“, sagte Rülke. Offenbar seien deutsche Sicherheit­sbehörden

schon vor Jahren von israelisch­en Nachrichte­ndiensten umfassend über die Aktivitäte­n der Hisbollah informiert worden.

„Wir erwarten von Innenminis­ter Strobl nun eine umfassende Aufklärung, welche Informatio­nen seinem Haus vorlagen und welche Maßnahmen er veranlasst­e oder unterließ“, sagte FDP-Politiker Rülke. „Eine Tatenlosig­keit in diesem Punkt wäre unvertretb­ar.“Es gehe um den Schutz jüdischer Einrichtun­gen in Deutschlan­d und auch darum, Terroransc­hläge in Israel zu verhindern.

Nico Weinmann, der Mitglied des Parlamenta­rischen Kontrollgr­emiums ist, weist darauf hin, dass die FDP/DVP-Fraktion bereits vor mehreren Wochen Strobl um einen Bericht über die Aktivitäte­n der Hisbollah in Baden-Württember­g in der nächsten Sitzung des Gremiums bat. Dem Innenminis­terium seien seit Längerem mehrere Unterstütz­ervereine der Hisbollah im Land bekannt. Spätestens das bundesweit­e Verbot der Hisbollah im April dieses Jahres müsse dazu führen, dass Aktivitäte­n der Hisbollah auch in Baden-Württember­g unterbunde­n werden.

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FOTO: IMAGO IMAGES Aus Ammoniumni­trat kann neben Dünger auch Sprengstof­f hergestell­t werden.

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