Junger Geist trifft auf erfahrene Hände
Das Internationale Violinfestival junger Meister verbindet den Klassik-Nachwuchs
MEMMINGEN/LINDAU/RAVENSBURG - Wie so viele andere Festivals und Veranstaltungen hat das Coronavirus auch das Internationale Violinfestival junger Meister getroffen, das über die Osterzeit hätte stattfinden sollen. Peter Vogel, der künstlerische Leiter des Internationalen Konzertvereins Bodensee, musste es verschieben und umgestalten. Das hier besprochene Eröffnungskonzert vom Donnerstag im Kreuzherrnsaal in Memmingen wird am Samstag in Lindau und am Sonntag in Ravensburg wiederholt. Außerdem gibt Professor Krzysztof Wegrzyn zum wiederholten Mal einen öffentlichen Meisterkurs mit jungen Studierenden, der in diesem Jahr im Münzhof in Langenargen stattfindet.
„Young spirit – skilled hands“lautet das pointierte englische Motto der Eröffnungskonzerte: Junger Geist trifft auf erfahrene Hände. Dabei wechseln sich mit der französischniederländischen Geigerin Cosima Soulez Larivière, die zum dritten Mal bei diesem Festival und Meisterkurs teilnimmt, und dem niederländischamerikanischen Geiger Stephen Waarts zwei 1996 geborene Musizierende an erster und zweiter Geige ab. Volodia Mykytka ist im Bodenseeraum vielfach als Bratscher des Szymanowski Quartetts aktiv. Mit seinen 29 Jahren vermittelt der russische Cellist Alexey Stadler gleichsam zwischen den Generationen und auch der 47-jährige Pianist Roland Krüger ist dem Konzertverein seit Langem verbunden. Der „junge Geist“im Sinne von Entdecker- und Musizierfreude bleibt im Idealfall allen Musikerinnen und Musikern erhalten und „skilled hands“haben auch die Jungen, die sich wie Cosima und Stephen höchst erfolgreich bei internationalen Wettbewerben und Festivals präsentieren. Kammermusik verbindet eben Ausführende jeglichen Alters und jeglicher Erfahrung.
In zwei Klavierquintetten von Robert Schumann und César Franck ist in jedem Fall die Kunst des Zusammenspiels, der Kommunikation, des Energieaustauschs zu erleben. Im architektonisch prächtigen, klanglich überakustischen Kreuzherrnsaal in Memmingen brausen die Klänge und türmen sich auf. Der hochromantische Gestus der Kompositionen wird dadurch noch beflügelt. Leidenschaftlich, tragisch, himmelsstürmend sind die Werke in ihrem Ausdruck. Bei Robert Schumann zieht sich die ihm eigene Doppelgesichtigkeit von dramatischen Aufschwüngen und lyrischem Innehalten durch das Stück. Die Energie schaukelt sich hoch und mündet doch immer wieder in poetischen, genießerischen Passagen. Den Trauermarsch an zweiter Stelle musizieren die fünf etwas brav, die temperamentvollen Wellen des Scherzos und die brodelnde Doppelfuge des Finales reißen mit.
In César Francks Quintett übernahm die feingliedrige Geigerin mit intensivem Ton die Führung bei den Streichern. Bei aller Klangfülle, die bei dem belgischen Komponisten auch einer üppigen Harmonik entspringt, gelang eine beeindruckende Balance zwischen dem vollgriffigen Klavier und den schwelgerischen oder seufzenden Streicherstimmen. Francks Quintett ist, verglichen mit Schumann, bei uns seltener zu hören und wurde von den Künstlern mit Herzblut dargeboten.
Weitere Konzerte: Samstag, Lindau, Forum am See, 17 und 19 Uhr, Sonntag, Konzerthaus Ravensburg, 17 und 19 Uhr. Meisterkurs Krzysztof Wegrzyn, werktags 14 bis 17 Uhr im Münzhof Langenargen. Violinrecital am Dienstag, 18 und 20 Uhr, Abschlusskonzert des Meisterkurses am Samstag, 31. Oktober, 17 und 19 Uhr. www.konzertverein.com