Die Rückkehr des Geschassten
Auf dem Ettenberg trifft Trossingens Trainer Andreas Probst auf seinen Ex-Verein
MÜHLHEIM - Am elften Spieltag in der Fußball-Landesliga 3 steht das Derby zwischen dem VfL Mühlheim und der SpVgg Trossingen an, bei der eventuell noch alte Rechnungen zu begleichen sind. Der SC 04 Tuttlingen empfängt den SV 03 Tübingen, der auf Platz vier der Tabelle rangiert.
VfL Mühlheim – SpVgg Trossingen (Samstag, 15.30 Uhr).
Seite seiner Entlassung als Trainer des FußballLandesligisten VfL Mühlheim im Oktober 2018 ist Andreas Probst nicht mehr auf dem Ettenberg gewesen. Damals hatte ihn der Verein geschasst – und das nach einem 6:0-Sieg gegen den SSC Tübingen. Über die Hintergründe hüllte sich die Vereinsführung des VfL Mühlheim in Schweigen. Zwei Jahre später kehrt der Geschasste nun als Trainer des Landesliga-Aufsteigers SpVgg Trossingen an die alte Wirkungsstätte zurück, wo Probst ab 2015 drei „wunderschöne und erfolgreiche Jahre“erlebt habe, wie er sagt. „Fußball ist ein dreckiges Geschäft. Natürlich war ich damals nicht glücklich, wie das gelaufen ist. Aber ich bin heute niemandem mehr böse“, sagt Probst vor dem Derby. Er habe immer noch viele gute Kontakte zu seinen damaligen Spielern, die er bis auf zwei noch alle kennt.
„Ich komme ohne Wut und ohne irgendwelche Gedanken an Rache auf den Ettenberg zurück. Ich freue mich einfach auf dieses Spiel“, betont der Trossinger Coach. Seine Spieler wüssten, dass dies ein besonderes Spiel ist, aber „für mich ist es ein normales Drei-PunkteSpiel“, versucht Probst die Brisanz der Partie dann doch etwas zu relativieren. Trotzdem: Der Ex-Coach des VfL hat in dieser Woche zahlreiche Anrufe von Leuten bekommen, die ihn auf das Spiel angesprochen haben. „Ich kenne die Stärken meiner ehemaligen Spieler. Und auf dem Ettenberg anzutreten, ist immer eine Herkulesaufgabe. Wir haben uns damals unschlagbar gefühlt bei Heimspielen“, sagt Probst.
Die Stürmer der Spielvereinigung treffen nach einer Torflaute nun auch wieder. Allen voran Dimitri Stroh, der beim knappen 2:1Sieg gegen den FC Rottenburg aus 25 Metern den Ball in den Winkel drosch. „Wir haben im Training vermehrt Torabschlüsse geübt und den Jungs erklärt, Angriffe früher abzuschließen. Wenn du keinen
Abschluss versuchst, dann kannst du auch kein Tor schießen“, wird Probst dann fast schon philosophisch. Die Lockerheit sei mit den Torabschlüssen auch wieder zurückgekommen. Kevin Frick wird nach seiner Gelbrot-Sperre dem Team fehlen. „Das tut uns schon weh, denn er ist eine echte Kante“, so Trossingens Coach.
Mühlheims Spielertrainer Maik Schutzbach, unter Andreas Probst selbst Spieler und nach dessen Entlassung Interimstrainer, möchte die persönlichen Befindlichkeiten, die das Aufeinandertreffen des VfL Mühlheim und seinem Ex-Trainer betreffen, außen vorlassen. „Es ist ein Derby. Und ich erwarte von meinen Spielern wie auch von mir selbst, dass wir nur uns auf dieses Spiel konzentrieren. Es geht hier um drei Punkte“, sagt Schutzbach. Trossingen komme immerhin mit zwei Siegen im Rücken und Selbstvertrauen, warnt der VfL-Coach, den Fokus auf das Wesentliche bei dieser Partie nicht aus den Augen zu verlieren. „Trossingen kann für jede Mannschaft dieser Liga gefährlich werden. Gerade das macht die Liga so interessant. Wir sind gut in Form und zeigen das auch auf dem Platz. Aber beim Derby werden Kleinigkeiten entscheiden“, sagt der VfL-Trainer. Verzichten muss Schutzbach auf die Langzeitverletzten Philipp Wolf und Lukas Kalmbach sowie Jan Kupferschmid, der sich im Training unter der Woche verletzt hat und erst einmal ausfällt. Ein Fragezeichen steht auch hinter dem Einsatz von Jannik Mauch.
SC 04 Tuttlingen – SV 03 Tübingen (Samstag, 17 Uhr).
Auf Wunsch der Gäste aus Tübingen wird die Landesliga-Begegnung erst um 17 Uhr stattfinden. Das ändert nichts daran, dass der SC 04 Tuttlingen nach dem 0:6 beim VfB Bösingen vor der nächsten immensen Herausforderung steht. Der SV 03 Tübingen trennte sich Anfang Oktober 2:2 in Bösingen, besiegte anschließend den GSV Maichingen mit 3:1. Mit demselben Ergebnis handelte man sich in der Vorwoche dann die zweite Saisonniederlage beim SV Nehren ein. Dadurch rutschte das Team von Trainer Steven Trevallion auf Rang vier ab (23 Punkte).
Die Tuttlinger befinden sich nach der deutlichen Niederlage im Bezirksderby mit weiterhin 14 Zählern auf Rang zehn. „Wir werden sicher eine Top-Leistung brauchen“, nennt SC-Trainer Andreas Keller die Voraussetzung für einen erfolgreichen Spielausgang seiner Elf. Keller zählt die Tübinger zu den „wirklich guten Teams“der Liga. Er hat den SV 03 sowohl vergangene als auch diese Saison schon gesehen. Zuversichtlich stimmen ihn aber die zurückliegenden Tage: „Wir hatten wieder eine sehr gute Trainingswoche.“Im Donaustadion hat der SC 04 Tuttlingen seit dem zweiten Spieltag nicht mehr verloren und in den folgenden vier Partien zehn von zwölf möglichen Punkten verbucht.
Klarheit haben die Donaustädter auch zur Verletzung von Routinier Florin Tirca, der Glück im Unglück hatte. Er verletzte sich im Training am Innenband und nicht, wie anfangs befürchtet, am Kreuzband. Zur Wintervorbereitung könnte der Rumäne wieder einsteigen. Positives konnte der SC-Coach zu Patrick Renner und Marius Andris vermelden: Die beiden kehren nach ihren Verletzungen nach und nach zurück. Andris habe in dieser Woche erstmals nach seinem Bandscheibenvorfall wieder ein komplettes Training absolvieren können. Renner kann nach seinem Nasenbeinbruch (beim 2:1 in Seedorf) wohl im November wieder auf dem Feld zurückerwartet werden.