Homeoffice-Pauschale kommt
Bund plant Steuerentlastungen während der Pandemie
BERLIN (AFP/dpa) - Arbeitnehmer sollen für ihre Zeit im Homeoffice während der Corona-Krise steuerlich entlastet werden. Fachleute der Regierungskoalition aus Union und SPD verständigten sich auf Grundzüge einer neuen Steuerpauschale von fünf Euro pro Tag, wobei aber höchstens 500 Euro pro Jahr geltend gemacht werden können. Die Regelung soll zunächst auf zwei Jahre befristet werden. Das Bundesfinanzministerium signalisierte Zustimmung, Gewerkschaften und Steuerzahlerbund lobten die Pläne ebenfalls.
Der CSU-Finanzexperte Sebastian Brehm bezeichnete die geplante Homeoffice-Pauschale am Montag als „flexible Antwort“. Achim Post (SPD) erklärte, die Pauschale trage der „gewandelten Arbeitsrealität“Rechnung. Generell möchte Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) die Möglichkeit mobil zu arbeiten in einem Gesetz regeln. Am Montag legte er seinen Entwurf vor.
BERLIN (dpa/sz) - In der CoronaKrise sollen Beschäftigte im Homeoffice durch Steuerentlastungen vor Mehrkosten geschützt werden. Wer mehr zu Hause ist, heizt mehr und verbraucht auch mehr Strom und ein steuerlich absetzbares Arbeitszimmer dürften die wenigsten haben. Für die Zeit nach Corona will Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) den Arbeitnehmern den Weg zum mobilen Arbeiten dauerhaft ebnen. Was ist geplant – und wie viele Beschäftigte werden die mögliche Neuregelungen wohl nutzen?
Welche Steuererleichterungen sind für Beschäftigte, die vom Büro ins Homeoffice wechseln konkret geplant?
Für jeden Tag Homeoffice soll es eine Pauschale von fünf Euro geben, für maximal 100 Arbeitstage im Jahr – also höchstens 500 Euro, hieß es am Montag von der SPD. Wichtig: Es handelt sich dabei nicht um zusätzliches Geld, sondern um einen Betrag, der bei der Steuerberechnung vom Einkommen abgezogen wird. Das zu versteuernde Einkommen wird dadurch kleiner und die fälligen Steuern sinken. Unklar blieb zunächst noch, ob die Regelungen schon bei der Steuererklärung für 2020 gelten sollen. Sie werden voraussichtlich aber erst einmal auf zwei Jahre befristet.
Lohnt sich diese HomeofficePauschale?
Das dürfte auf den Einzelfall ankommen und darauf, was man sonst noch als sogenannte Werbungskosten bei der Steuer geltend machen kann das sind Ausgaben, die im Zusammenhang mit dem Beruf entstehen, etwa Fahrtkosten zur Arbeit, Arbeitskleidung oder Weiterbildungen. 1000 Euro werden dafür pauschal bei der Steuer gewährt. Wer mit seinen Werbungskosten darüber liegt, kann das geltend machen mit entsprechend größerer steuerlicher Entlastung. Ob die Homeoffice-Pauschale in den 1000-Euro-Pauschbetrag miteingerechnet wird oder extra dazu kommt, war am Montag ebenfalls noch unklar.
Kann man denn schon sagen, wer eher davon profitieren wird und wer eher nicht?
Auch das hängt von den persönlichen Umständen ab. Für die Tage der Heimarbeit soll es zwar die Homeoffice-Pauschale geben, dafür fällt aber auf der anderen Seite die Pendlerpauschale von 0,30 Euro pro Kilometer Arbeitsweg (eine Strecke) weg. Ab rund 17 Kilometern Arbeitsweg lohnt sich die Pendlerpauschale rechnerisch mehr als die Fünf-Euro-Homeoffice-Pauschale. Dafür fallen beim Homeoffice aber auch keine anderen Pendlerkosten an, etwa für Sprit oder Fahrkarten. Finanziell schlechter weg kämen dieser Rechnung nach Fahrradfahrer, wenn sie sonst mehr als 17 km ins Büro fahren.
Warum soll Homeoffice überhaupt steuerlich pauschal begünstigt werden?
Weil die Corona-Pandemie Millionen Menschen ins Homeoffice zwingt. „Zur weiteren Vermeidung von Kontakten werden die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber gebeten, unbürokratisch Homeoffice für ihre Beschäftigten zu ermöglichen“, haben Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder erst
vergangene Woche beschlossen. Steuerliche Absatzmöglichkeiten gibt es bereits bisher aber nur für jene, die ein festes Arbeitszimmer haben. Aber, wie der Arbeitsminister sagt: „Aber wer hat das schon?“Er schlussfolgert: „Also sollten wir neue Möglichkeiten schaffen.“
Die Steuerregeln fürs Homeoffice werden erst einmal auf die Zeit der Pandemie beschränkt – und danach?
Wenn es nach Heil geht, wird Homeoffice mit seinem „Mobile Arbeit Gesetz“langfristig neugeregelt: Beschäftigte sollen mobile Arbeit drei Monate vorher beim Chef anmelden können – und zwar Beginn, Dauer, Umfang und Verteilung. Der Arbeitgeber soll sich dem Dialog nicht verweigern dürfen. Stemmt er sich dagegen, soll er das nach zwei Monaten schriftlich mit Darlegung der Gründe erklären.
Kommt auch ein Recht auf Homeoffice?
Nein, Bundesarbeitsminister Hubertus
Heil hat seinen ursprünglichen Vorschlag, der ein Recht auf 24 Tage Homeoffice enthielt, in dieser Hinsicht abgeschwächt. Stattdessen soll der Arbeitnehmer das Recht haben, mit seinem Chef über die Möglichkeiten der Arbeit von zu Hause zu sprechen. Wird ein Antrag abgelehnt, muss dies innerhalb von acht Wochen begründet werden.
Was hat Heil noch geplant?
Die Arbeitnehmer sollen klaren Versicherungsschutz im Homeoffice haben. Auch gegen Unfälle etwa auf dem Weg von der Kita zurück nach Hause. Die Zeit der geleisteten Arbeit soll aufgezeichnet werden, wobei das auch der Arbeitnehmer machen können soll. Arbeitgeber und Arbeitnehmer sollen die mobile Arbeit jeweils mit einer Frist von drei Monaten für beendet erklären können.
Wie stehen Unternehmen zur mobilen Arbeit?
Laut einer Umfrage der Unternehmensberatung Deloitte unter Finanzvorständen
sagen 66 Prozent für ihr Unternehmen: „Wir planen, vermehrt auf Remote Working zu setzen.“Das ist ein anderer Begriff für mobiles Arbeiten jenseits des Firmenbüros. Es muss nicht daheim, sondern kann auch auf Reisen, auf einer Parkbank oder am Strand stattfinden. 37 Prozent sagen: „Wir planen, unsere Büroflächen aufgrund des erhöhten Homeoffice-Angebots in Zukunft zu reduzieren.“
Wie viele Menschen sollen von den neuen Rechten Gebrauch machen?
Wenn das Gesetz kommt, dann stellen – nach einer Schätzung in Heils Gesetzentwurf – rund 210 000 Personen jährlich einen Antrag. Denn rund 2,1 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die bisher nicht mobil arbeiten, würden nach Schätzungen dies regelmäßig tun wollen – und zehn Prozent das pro Jahr beantragen. Doch erstmal wird unter Beobachtern mit Spannung erwartet, ob Heils Entwurf in der Koalition tatsächlich zum Gesetz wird.