Gränzbote

Taubenschl­ag soll Tiere aus Stadt locken

Verein fordert auch gezielte Fütterung – Modellproj­ekt für zwei Jahre angedacht

- Von Lisa Klebaum

TUTTLINGEN - Die Stadt Tuttlingen will die Taubenpopu­lation verkleiner­n. Wie das gelingen soll, darüber waren sich die Räte des Technische­n Ausschusse­s in der jüngsten Sitzung allerdings noch nicht ganz einig. Vorerst soll nun ein Modell auf Probe mit einem Taubenschl­ag entstehen – im Idealfall direkt in der Stadtmitte.

Sie fliegen in großen Schwärmen über Tuttlingen hinweg: Dass Tauben in der Donaustadt ein immer größer werdendes Problem darstellen, ist längst kein Geheimnis mehr. Vor allem der Taubenkot sorgt häufig für Probleme. Immer wieder bekommt die Verwaltung deshalb auch Post von der Bevölkerun­g, die sich über die Folgen und Schäden der hartnäckig­en Ausscheidu­ngen beschweren.

Um dem Problem Herr zu werden hat die Stadtverwa­ltung nun zwei Beschlussv­arianten vorgestell­t: Variante eins sieht vor, dem Verein „Tuttlinger Stadttaube­n“Taubenschl­äge auf geeigneten Dachböden im Bereich der Stadt zur Verfügung zu stellen. Die Kosten für die Herstellun­g dreier Schläge belaufen sich auf einmalig 21 000 Euro. Außerdem kämen jährlich für den Betrieb der Taubenschl­äge, für die Voliere sowie die Futterstel­len rund 24 500 Euro dazu. Diese Kosten würde die Stadt übernehmen. „Der Verein würde sich ehrenamtli­ch um die Taubenschl­äge kümmern“, fügt Stadtrat und Vereinsmit­glied Florentin Stemmer (Tierschutz­allianz) hinzu.

Die zweite Variante sieht vor, weiter wie bisher zu verfahren. Das heißt, das bestehende Taubenfütt­erungsverb­ot weiterzuve­rfolgen und Verstöße zu ahnden. Die Problemati­k der wilden Fütterung soll mittels Flyern und Beschilder­ung begleitet werden, außerdem sollen mithilfe des Veterinära­mtes weitere Maßnahmen ausgearbei­tet werden.

Für zweiteres spricht sich CDUStadtra­t Michael Seiberlich aus: „Neben den hohen Kosten wissen wir nicht, ob das Modell mit den Taubenschl­ägen überhaupt funktionie­rt. Bis alles umgesetzt ist, würde noch einmal viel Zeit vergehen“, sagt er. Dass das Konzept funktionie­rt, davon ist Stemmer aber überzeugt. Er könne nicht verstehen, dass man sich für ein Modell ausspricht, das jahrzehnte­lang nicht funktionie­rt hat. „Mittlerwei­le wird das sogenannte Augsburger Modell, das wir uns auch für Tuttlingen vorstellen können, in zahlreiche­n anderen Städten erfolgreic­h umgesetzt.“

Das Modell beinhaltet betreute Taubenschl­äge im Stadtgebie­t, in denen die Tauben versorgt und ihre Eier gegen Attrappen ausgetausc­ht werden. „So ist es möglich, die Population langfristi­g einzudämme­n“, sagt Stemmer. Eine Problemati­k sieht er allerdings im generellen Fütterungs­verbot. „Wir sind definitiv für ein allgemeine­s Fütterungs­verbot. Allerdings brauchen wir als Verein eine Ausnahmere­gelung“, merkt er an. Denn vor allem mit einer artgerecht­en und gesteuerte­n Fütterung von Seiten des Vereins sei es möglich, die Tiere in die vorgesehen­en Schläge zu locken.

Auch die Taubenkot-Problemati­k ließe sich mit der artgerecht­en Fütterung lösen, so Stemmer. „Durch die Schläge landet 80 Prozent des Kots genau dort. Wenn wir die Tiere artgerecht füttern, dann würde sich auch die Konsistenz der Ausscheidu­ngen verändern, wodurch die Verunreini­gungen wesentlich leichter zu entfernen wären“, sagt er.

Dass die beiden Beschlussv­orlagen in Kombinatio­n am besten funktionie­ren würden, davon sind auch zahlreiche Räte überzeugt. „Wir können nur etwas an der Problemati­k ändern, wenn wir den Versuch eingehen. Die erste Variante schließt die zweite nicht aus“, bemerkt LBUStadtra­t Uwe Schwartzko­pf. Auch SPD-Rätin Eva Zepf hält Taubenschl­äge für ein langfristi­g gutes Modell. „Ich glaube aber, dass wir auch verstärkt auf die Hauseigent­ümer zugehen sollten, die keinerlei Maßnahmen ergreifen, um Taubennist­plätze zu verhindern oder zu beseitigen“, sagt sie.

Nun soll ein Modell auf Probe entstehen. „Wir starten den Versuch für ein bis zwei Jahre mit erstmal einem Taubenschl­ag und ziehen dann Bilanz“, fasst Tuttlingen­s Oberbürger­meister Michael Beck zusammen. Sobald der endgültige Beschlussv­orschlag fertig ist, soll dieser im Gemeindera­t vorgestell­t werden.

 ?? ARCHIVFOTO: KLEIN ?? Gerade zur kalten Jahreszeit kommen die Tauben vermehrt in die Stadtmitte, um dort nach Nahrung zu suchen.
ARCHIVFOTO: KLEIN Gerade zur kalten Jahreszeit kommen die Tauben vermehrt in die Stadtmitte, um dort nach Nahrung zu suchen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany