Taubenschlag soll Tiere aus Stadt locken
Verein fordert auch gezielte Fütterung – Modellprojekt für zwei Jahre angedacht
TUTTLINGEN - Die Stadt Tuttlingen will die Taubenpopulation verkleinern. Wie das gelingen soll, darüber waren sich die Räte des Technischen Ausschusses in der jüngsten Sitzung allerdings noch nicht ganz einig. Vorerst soll nun ein Modell auf Probe mit einem Taubenschlag entstehen – im Idealfall direkt in der Stadtmitte.
Sie fliegen in großen Schwärmen über Tuttlingen hinweg: Dass Tauben in der Donaustadt ein immer größer werdendes Problem darstellen, ist längst kein Geheimnis mehr. Vor allem der Taubenkot sorgt häufig für Probleme. Immer wieder bekommt die Verwaltung deshalb auch Post von der Bevölkerung, die sich über die Folgen und Schäden der hartnäckigen Ausscheidungen beschweren.
Um dem Problem Herr zu werden hat die Stadtverwaltung nun zwei Beschlussvarianten vorgestellt: Variante eins sieht vor, dem Verein „Tuttlinger Stadttauben“Taubenschläge auf geeigneten Dachböden im Bereich der Stadt zur Verfügung zu stellen. Die Kosten für die Herstellung dreier Schläge belaufen sich auf einmalig 21 000 Euro. Außerdem kämen jährlich für den Betrieb der Taubenschläge, für die Voliere sowie die Futterstellen rund 24 500 Euro dazu. Diese Kosten würde die Stadt übernehmen. „Der Verein würde sich ehrenamtlich um die Taubenschläge kümmern“, fügt Stadtrat und Vereinsmitglied Florentin Stemmer (Tierschutzallianz) hinzu.
Die zweite Variante sieht vor, weiter wie bisher zu verfahren. Das heißt, das bestehende Taubenfütterungsverbot weiterzuverfolgen und Verstöße zu ahnden. Die Problematik der wilden Fütterung soll mittels Flyern und Beschilderung begleitet werden, außerdem sollen mithilfe des Veterinäramtes weitere Maßnahmen ausgearbeitet werden.
Für zweiteres spricht sich CDUStadtrat Michael Seiberlich aus: „Neben den hohen Kosten wissen wir nicht, ob das Modell mit den Taubenschlägen überhaupt funktioniert. Bis alles umgesetzt ist, würde noch einmal viel Zeit vergehen“, sagt er. Dass das Konzept funktioniert, davon ist Stemmer aber überzeugt. Er könne nicht verstehen, dass man sich für ein Modell ausspricht, das jahrzehntelang nicht funktioniert hat. „Mittlerweile wird das sogenannte Augsburger Modell, das wir uns auch für Tuttlingen vorstellen können, in zahlreichen anderen Städten erfolgreich umgesetzt.“
Das Modell beinhaltet betreute Taubenschläge im Stadtgebiet, in denen die Tauben versorgt und ihre Eier gegen Attrappen ausgetauscht werden. „So ist es möglich, die Population langfristig einzudämmen“, sagt Stemmer. Eine Problematik sieht er allerdings im generellen Fütterungsverbot. „Wir sind definitiv für ein allgemeines Fütterungsverbot. Allerdings brauchen wir als Verein eine Ausnahmeregelung“, merkt er an. Denn vor allem mit einer artgerechten und gesteuerten Fütterung von Seiten des Vereins sei es möglich, die Tiere in die vorgesehenen Schläge zu locken.
Auch die Taubenkot-Problematik ließe sich mit der artgerechten Fütterung lösen, so Stemmer. „Durch die Schläge landet 80 Prozent des Kots genau dort. Wenn wir die Tiere artgerecht füttern, dann würde sich auch die Konsistenz der Ausscheidungen verändern, wodurch die Verunreinigungen wesentlich leichter zu entfernen wären“, sagt er.
Dass die beiden Beschlussvorlagen in Kombination am besten funktionieren würden, davon sind auch zahlreiche Räte überzeugt. „Wir können nur etwas an der Problematik ändern, wenn wir den Versuch eingehen. Die erste Variante schließt die zweite nicht aus“, bemerkt LBUStadtrat Uwe Schwartzkopf. Auch SPD-Rätin Eva Zepf hält Taubenschläge für ein langfristig gutes Modell. „Ich glaube aber, dass wir auch verstärkt auf die Hauseigentümer zugehen sollten, die keinerlei Maßnahmen ergreifen, um Taubennistplätze zu verhindern oder zu beseitigen“, sagt sie.
Nun soll ein Modell auf Probe entstehen. „Wir starten den Versuch für ein bis zwei Jahre mit erstmal einem Taubenschlag und ziehen dann Bilanz“, fasst Tuttlingens Oberbürgermeister Michael Beck zusammen. Sobald der endgültige Beschlussvorschlag fertig ist, soll dieser im Gemeinderat vorgestellt werden.