„Viele Mittel haben wir nicht mehr“
Martin Numberger ruft dazu auf, durchzuhalten und Regeln zu befolgen – Trotz Disziplin: Bei einem Fall wurde es teuer
GEISINGEN - Bürgermeister Martin Numberger ruft die Geisinger zu erhöhter Wachsamkeit auf. Er appelliert an die Bürger, dass sie sich an die bekannten Regelungen wie das Abstandhalten und das Tragen einer Maske halten sollen. Anlass dafür sind die steigenden Infektionszahlen. Doch was, wenn die Zahlen nicht sinken? Unsere Redakteurin Linda Seiss hat sich mit Martin Numberger über den Appell, die Disziplin der Geisinger und mögliche Konsequenzen unterhalten.
Herr Numberger, die aktuelle Entwicklung der Corona-Infektionszahlen in Geisingen und seinen Stadtteilen macht Ihnen Sorgen. Sie haben die Bevölkerung dazu aufgerufen, durchzuhalten – und nach wie vor die seit Monaten geltenden AHA-Regeln zu befolgen. Was genau war der Auslöser Ihres Appells?
Auslöser waren die Zahlen, die natürlich auch die Bevölkerung sieht. Positiv ist, dass wir wissen, dass die Zahlen primär auf das Pflegeheim zurückzuführen sind. Es ist aber nach wie vor wichtig, weiterhin vernünftig zu sein, sich an die AHA-Regeln zu halten und nicht nachzulassen. Bisher waren die Geisinger wirklich sehr vernünftig, wir mussten nur sehr wenige Bußgelder wegen Verstößen gegen die geltenden Corona-Regelungen aussprechen.
Wie reagieren denn die Geisinger auf die steigenden Infektionszahlen? Zeigen sich die Bürger ebenfalls besorgt – also steigt die Anzahl der Anfragen bei Ihnen im Rathaus?
Ja, tatsächlich fragen viele Leute bei der Stadtverwaltung nach. Da ist es gut und für die Menschen beruhigend, wenn man eine Antwort geben kann. In diesem Fall eben, dass die meisten Infektionen auf das Pflegeheim zurückzuführen sind. Denn die hohe Anzahl an Infektionen relativiert sich etwas, wenn man genauer hinschaut. Unter zuletzt 42 Corona-Infizierten sind mindestens 29 Heimbewohner dabei gewesen. Entscheidend ist die Nachverfolgung der Infektionsketten, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Wenn das alles Einzelfälle wären, dann wäre die Lage noch prekärer.
Die Geisinger sind, wie sie sagen, sehr diszipliniert, was das Einhalten der Regeln angeht. Wo sind denn Verstöße festgestellt worden?
Bei einem Beispiel, das ich nennen kann, und das auch Stadtgespräch war, könnte man sagen: Das war ein klassischer Fall von „blöd gelaufen“. Da spielt Unachtsamkeit eine große Rolle. Es war ein zufälliges privates Zusammentreffen, mit um die zehn Personen, bei dem sich die Beteiligten nichts dabei gedacht haben und eben wie man es früher gemacht hat noch auf ein Getränk zum Gastgeber mitgegangen sind. Die Nachbarn haben das mitbekommen und dann die Polizei gerufen.
Wissen Sie, wie hoch das Bußgeld für die beteiligten Personen ausgefallen ist?
Soweit ich weiß, muss der Gastgeber 500 Euro und die Gäste je 100 Euro bezahlen. Die Beteiligten haben das auch alle eingesehen, das sind vernünftige Leute, die mit beiden Beinen im Leben stehen. Nichtsdestoweniger war diese Aktion vollkommen unnötig.
Obwohl sich ein Großteil ohnehin an die Regeln hält, fordern Sie die Bürger zu mehr Achtsamkeit auf. Was sind die Konsequenzen, wenn
die Infektionszahlen in Geisingen in den kommenden Tagen und Wochen nicht sinken? Welche Mittel ziehen Sie in Erwägung? Werden Sie dann ähnliche Wege wie Tuttlingens Oberbürgermeister Michael Beck einschlagen und beispielsweise den Wochenmarkt absagen? Da gebe ich zu: viele Mittel haben wir nicht mehr. Wenn ich unseren Wochenmarkt sehe, dann halten sich die Leute daran. Die Infektionsherde liegen eher im privaten Bereich. Da hoffen wir darauf, dass viele ihre Achtsamkeit hochhalten oder wieder erhöhen.
Was wohl komme wird, ist, mögliche Infektionsherde genauer zu beobachten. Beispielsweise im Abholbereich von Schulen oder Kindergärten zu schauen, ob Masken getragen und Abstände eingehalten werden. Und eben die Jugend- und Schulsozialarbeiter nochmal zu sensibilisieren, dass diese es an die Jugendlichen und Eltern weitergeben können. Denn wenn man sich die Infektionszahlen für den Landkreis Tuttlingen anschaut, dann sind diese in den Altersgruppen von 18 bis 34 und 34 bis 59 Jahren massiv angestiegen. Also bei Leuten, die tatsächlich viel unterwegs sind – sei es mit Kindern oder bei der Arbeit.