Mehrere Tote nach Amokfahrt in Trier
Alkoholisierter 51-Jähriger rast mit Geländewagen durch die Fußgängerzone – Motiv bislang völlig unklar
TRIER (AFP) - Bei der Attacke mit einem Geländewagen auf Passanten in der Innenstadt von Trier sind am Dienstag fünf Menschen getötet worden. Unter den Todesopfern war auch ein neun Monate altes Baby, wie die Polizei am Abend mitteilte. Zudem wurden 14 weitere Menschen verletzt, neun von ihnen schwer.
Am Nachmittag war nach Polizeiangaben ein 51-jähriger Deutscher aus der Region in alkoholisiertem Zustand mit seinem Geländewagen in die Fußgängerzone von Trier gerast. Er fuhr aus Richtung der Basilika über den Hauptmarkt in Richtung der Porta Nigra. Auf seiner Fahrt fuhr er zahlreiche Passanten an. Ermittelt wird laut Staatsanwaltschaft wegen Mordes aus Heimtücke mit einem Auto als Waffe. Bei den Todesopfern handelte es sich neben dem Kleinkind um drei Frauen im Alter von 25, 52 und 73 Jahren sowie um einen 45-jährigen Mann.
Hinweise auf ein „religiöses, politisches oder terroristisches Motiv“hatten die Ermittler zunächst nicht, das Motiv galt weiter als offen. Der Mann sei nicht vorbestraft. Laut Staatsanwaltschaft liegt „möglicherweise ein psychiatrisches Krankheitsbild“vor.
TRIER (dpa) - Die mutmaßliche Amokfahrt durch die historische Innenstadt von Trier hat schreckliche Folgen: Mehrere Menschen sterben oder werden verletzt, als ein Autofahrer sie in der Fußgängerzone erfasst. Unter den mindestens fünf Toten ist auch ein Baby.
Weite Teile der Trierer Fußgängerzone sind mit weiß-rotem Polizeiband abgesperrt. Das Blaulicht der Einsatzfahrzeuge spiegelt sich auf dem nassen Kopfsteinpflaster der Stadt an der Mosel. Wo das Auto des mutmaßlichen Amokfahrers entlang gerast sein muss, liegen an diesem grauen Dezembertag wahllos Dinge auf der Straße. Mit brüchiger Stimme berichtet ein Polizeisprecher von „mehreren Toten und einer ganzen Reihe Verletzter“. Festgenommen wird ein 51 Jahre alter Deutscher aus dem Kreis Trier-Saarburg.
Der alkoholisierte Mann sei mit einem SUV durch eine Fußgängerzone
gefahren und habe offenbar „wahllos“Menschen angefahren. Sichtbar erschüttert schildern Augenzeugen, wie Menschen durch die Luft geschleudert wurden. „Es ist unfassbar. Wir sind fassungslos“, sagt eine Bewohnerin eines Hauses, das an die Fußgängerzone grenzt, durch die der Täter gefahren ist. Auf den Pflastern sieht man einen Blutfleck, blutgetränkte Tücher. „Das so etwas hier in Trier passieren kann, hätte ich nie gedacht“, sagt sie.
Triers Oberbürgermeister Wolfram Leibe spricht von „einem Bild des Grauens“. Er sei nach dem Vorfall durch die Innenstadt gelaufen. „Es war einfach nur schrecklich“, sagt der SPD-Politiker und schildert, wie er einen Turnschuh – wohl von einem der Opfer – entdeckt habe. „Wir sehen solche Bilder im Fernsehen ganz oft und denken, das kann bei uns nicht passieren. Jetzt ist es auch in Trier passiert.“
Warum bei uns? Diese Frage stellten sich viele Menschen im vorweihnachtlich geschmückten Trier. Die Kommune mit rund 112 000 Einwohnern gilt als älteste Stadt Deutschlands, ist weltberühmt wegen des römischen Stadttors Porta Nigra sowie als Geburtsort von Karl Marx.
Nach der Todesfahrt kreisen Hubschrauber über der Innenstadt. Die Polizei rät die Bevölkerung mit Nachdruck, die Innenstadt zu meiden. Dann aber macht die Nachricht die Runde, der Fahrer sei festgenommen worden. Die Erleichterung ist spürbar. In sozialen Netzwerken kursiert ein Video, das die Festnahme zeigen soll. Darauf sind zwei Polizeiautos zu sehen, die einem beschädigten Fahrzeug offenbar den Weg abgeschnitten haben. Ein Mann liegt auf dem Boden, drei Männer – vermutlich Sicherheitskräfte – halten ihn fest. Später wird der mutmaßliche Fahrer weggebracht.
Auch Stunden nach der Nachricht von der Festnahme sind Teile der Trierer Innenstadt noch immer abgesperrt. Ermittler sichern Spuren. Den Behörden liegen keine Hinweise auf einen politischen Hintergrund vor. Der Fahrer des Wagens sei auch nicht als Gefährder eingestuft.
Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer, die sofort nach der Tat nach Trier gekommen ist, hat den Angehörigen der Opfer ihr tiefstes Beileid ausgesprochen. Es sei „das Allerschlimmste“, dass heute Menschen „ihr Leben verloren haben“, sagte die SPD-Politikerin. Der Tag sei ein „wirklich schlimmer und schrecklicher Tag für die Angehörigen“, sagte Dreyer. Sie sei mit ihren Gedanken bei den Verletzten und Schwerverletzten und hoffe und bete, dass sie überlebten und gesundeten. Auch die Bundesregierung hat mit Betroffenheit auf den tödlichen Vorfall reagiert.