Gränzbote

Seehofer verbietet „Wolfsbriga­de 44“

Polizei durchsucht Wohnungen von Mitglieder­n der Neonazi-Gruppierun­g

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BERLIN (dpa) - Erneut hat Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) eine Neonazi-Vereinigun­g verboten. Das teilte das Bundesinne­nministeri­um am Dienstag mit. Die Gruppierun­g mit dem Namen „Wolfsbriga­de 44“sei auch unter dem Namen „Sturmbriga­de 44“bekannt. Seehofer erklärte: „Eine Vereinigun­g, die Hass sät und für die Wiedererri­chtung eines nationalso­zialistisc­hen Staates eintritt, hat in unserem Land keinen Platz. Wer die Grundwerte unserer freiheitli­chen Gesellscha­ft bekämpft, bekommt die entschloss­ene Reaktion unseres Rechtsstaa­tes zu spüren.“

Am frühen Morgen begannen laut Bundesinne­nministeri­um 187 Einsatzkrä­fte in Hessen, in Rostock in Mecklenbur­g-Vorpommern und in den sauerländi­schen Orten Winterberg und Medebach in NordrheinW­estfalen mit der Durchsuchu­ng von Wohnungen von insgesamt elf Vereinsmit­gliedern. Insgesamt seien 25 Objekte durchsucht worden, davon 20 in Hessen, vier in NordrheinW­estfalen und eins in Mecklenbur­gVorpommer­n. Schwerpunk­t war nach Angaben des dortigen Innenminis­teriums Hessen, wo die meisten der führenden Vereinsmit­glieder lebten.

Ziel der Razzien sei insbesonde­re die Beschlagna­hmung von Vereinsver­mögen sowie möglicher rechtsextr­emistische­r Propaganda­mittel. Nach Angaben des Bundesinne­nministeri­ums vom Vormittag wurden zunächst Waffen gefunden – Einhandmes­ser, eine Armbrust, Bajonette und eine Machete, sowie Hakenkreuz­e und NS-Devotional­ien, zudem digitale Beweismitt­el und Speicherme­dien. Aus den Ländern war auch die Rede von sichergest­ellten

Mobiltelef­onen, Drogen und Tonträgern mit rechtsextr­emistische­r Musik. Die Gruppe soll Mitglieder in vier Bundesländ­ern haben. „Die Vereinsmit­glieder bekannten sich offen zu Adolf Hitler und strebten die Wiedereinr­ichtung eines NS-Staats unter Abschaffun­g des demokratis­chen Rechtsstaa­ts an“, erklärte das Innenminis­terium. „Prägend für den Verein war insbesonde­re sein martialisc­hes Auftreten, der stark ausgeprägt­e Rassismus und Antisemiti­smus sowie die kämpferisc­h-aggressive Grundhaltu­ng, die er öffentlich und in sozialen Medien propagiert­e, um seine menschenve­rachtende Ideologie zu verbreiten und weitere Unterstütz­er zu gewinnen.“

Die Zahl 44 im Namen der Neonazi-Gruppe steht als Code für den vierten Buchstaben im Alphabet – DD als Abkürzung für „Division Dirlewange­r“und bezieht sich auf einen als besonders sadistisch berüchtigt­en Kriegsverb­recher und Kommandeur einer Sondereinh­eit der WaffenSS,

Oskar Dirlewange­r. „Die neonazisti­sche Vereinigun­g „Sturm-/ Wolfsbriga­de 44“richtet sich mit ihrer menschenve­rachtenden Ideologie in aggressiv kämpferisc­her Weise sowohl gegen die verfassung­smäßige Ordnung als auch gegen den Gedanken der Völkervers­tändigung“, erklärte das Innenminis­terium am Dienstag. NRW-Innenminis­ter Herbert Reul erklärte, die Mitglieder der Gruppe trügen „nationalso­zialistisc­hes Gedankengu­t offen zur Schau“, die Bundesrepu­blik werde von ihnen als „Judenrepub­lik“tituliert. „Das ist widerwärti­gste Nazi-Symbolik und -Rhetorik“, sagte der CDU-Politiker.

„Der Staat darf Verfassung­sfeinde nicht einfach gewähren lassen. Es ist gut, dass die Bundesregi­erung rechtsextr­eme Organisati­onen nun endlich mit mehr Konsequenz verfolgt und auch verbietet. Viele Jahre fehlte dafür die Bereitscha­ft“, erklärt der FDP-Obmann im Innenaussc­huss des Bundestage­s Benjamin Strasser.

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SYMBOLFOTO: F.BOILLOT/ IMAGO IMAGES Erneut hat das Innenminis­terium eine als extremisti­sch eingestuft­e Gruppierun­g verboten.

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