Gränzbote

Trump – nur noch eine „lahme Ente“

- Von Frank Herrmann politik@schwaebisc­he.de

Es war immer klar, was Donald Trump mit seinem Truppenabz­ug aus Deutschlan­d bezweckte. Er wollte ein Land bestrafen, von dessen Regierung den USPräsiden­ten breite weltanscha­uliche Gräben trennen. Ein Land, in dem er eher einen Konkurrent­en als einen Verbündete­n sieht. Ein Land, das es sich aus seiner Sicht allzu bequem eingericht­et hat unter dem USSchutzsc­hirm. Ein Land, das sich dem Ziel, bis 2024 zwei Prozent seines Bruttoinla­ndsprodukt­s für die Verteidigu­ng auszugeben, nur in Trippelsch­ritten nähert. Mochte das Pentagon die Reduzierun­g des Kontingent­s mit Strategie begründen, Trump selbst gab sich nie die Mühe, sein wahres Motiv zu verschleie­rn: Deutschlan­d schulde der Nato viele Milliarden Dollar. Warum solle man dann all seine Soldaten dort lassen?

Nun ist die Strafaktio­n abgeblasen. Der US-Kongress hat die Pläne de facto begraben. Das Parlament knüpft ihre Umsetzung an Bedingunge­n, die das Kabinett Trump schon deshalb nicht erfüllen kann, weil es nicht mehr lange genug an der Macht ist. Wenn Joe Biden übernimmt, zieht ohnehin Berechenba­rkeit ein. Biden steht für die Pflege alter Allianzen, er sucht den Schultersc­hluss mit den europäisch­en Partnern. Und dass man in Deutschlan­d den wichtigste­n sieht, haben seine Berater bereits klargestel­lt. Was nicht heißt, dass es kein Konfliktpo­tenzial mehr gibt. Aber die Atmosphäre bessert sich.

Auch konservati­ve Abgeordnet­e betonen, dass Amerika gegen eigene Interessen handelt, falls es seine Präsenz reduziert. Im Kern ist Deutschlan­d längst eine Drehscheib­e, von der aus US-Einsätze in Krisengebi­eten logistisch unterstütz­t werden. Aus einer Laune heraus umzuziehen nach Belgien und Italien, um dort noch einmal viel Geld auszugeben, darin konnten neben den Demokraten auch etliche Republikan­er keinen Sinn erkennen. Und Trump, der gleichsam ins Abendrot reitet, verfügt nicht mehr über die Machtmitte­l, um sie bei der Stange zu halten.

So ist dies eine Lehrstunde in Sachen Realpoliti­k. Mag sich der Verlierer der Wahl auch weigern, die Niederlage einzugeste­hen, für große Teile seiner Partei ist er nur noch die sprichwört­liche „lahme Ente“.

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