Trump – nur noch eine „lahme Ente“
Es war immer klar, was Donald Trump mit seinem Truppenabzug aus Deutschland bezweckte. Er wollte ein Land bestrafen, von dessen Regierung den USPräsidenten breite weltanschauliche Gräben trennen. Ein Land, in dem er eher einen Konkurrenten als einen Verbündeten sieht. Ein Land, das es sich aus seiner Sicht allzu bequem eingerichtet hat unter dem USSchutzschirm. Ein Land, das sich dem Ziel, bis 2024 zwei Prozent seines Bruttoinlandsprodukts für die Verteidigung auszugeben, nur in Trippelschritten nähert. Mochte das Pentagon die Reduzierung des Kontingents mit Strategie begründen, Trump selbst gab sich nie die Mühe, sein wahres Motiv zu verschleiern: Deutschland schulde der Nato viele Milliarden Dollar. Warum solle man dann all seine Soldaten dort lassen?
Nun ist die Strafaktion abgeblasen. Der US-Kongress hat die Pläne de facto begraben. Das Parlament knüpft ihre Umsetzung an Bedingungen, die das Kabinett Trump schon deshalb nicht erfüllen kann, weil es nicht mehr lange genug an der Macht ist. Wenn Joe Biden übernimmt, zieht ohnehin Berechenbarkeit ein. Biden steht für die Pflege alter Allianzen, er sucht den Schulterschluss mit den europäischen Partnern. Und dass man in Deutschland den wichtigsten sieht, haben seine Berater bereits klargestellt. Was nicht heißt, dass es kein Konfliktpotenzial mehr gibt. Aber die Atmosphäre bessert sich.
Auch konservative Abgeordnete betonen, dass Amerika gegen eigene Interessen handelt, falls es seine Präsenz reduziert. Im Kern ist Deutschland längst eine Drehscheibe, von der aus US-Einsätze in Krisengebieten logistisch unterstützt werden. Aus einer Laune heraus umzuziehen nach Belgien und Italien, um dort noch einmal viel Geld auszugeben, darin konnten neben den Demokraten auch etliche Republikaner keinen Sinn erkennen. Und Trump, der gleichsam ins Abendrot reitet, verfügt nicht mehr über die Machtmittel, um sie bei der Stange zu halten.
So ist dies eine Lehrstunde in Sachen Realpolitik. Mag sich der Verlierer der Wahl auch weigern, die Niederlage einzugestehen, für große Teile seiner Partei ist er nur noch die sprichwörtliche „lahme Ente“.