Gränzbote

Landräte üben Kritik an Corona-Strategie

Kreise Tuttlingen und Schwarzwal­d-Baar wünschen sich klarere Ansagen der Landesregi­erung

- Von Dorothea Hecht und lsw

TUTTLINGEN - Als einer der ersten Landkreise in Baden-Württember­g verschärft Tuttlingen die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie. Unter anderem treten am Samstag neue Kontaktbes­chränkunge­n und eine erweiterte Maskenpfli­cht in Kraft. Landrat Stefan Bär übte am Freitag Kritik an der Landesregi­erung. Vieles gehe zu langsam.

So wird es in Tuttlingen zunächst keine nächtliche Ausgangssp­erre geben – auch weil bis Freitag ein offizielle­r Erlass dazu aus dem Sozialmini­sterium fehlte, kritisiert­e Bär.

Das Land hatte am Donnerstag einheitlic­he Vorgaben für CoronaHots­pots verkündet, Details wurden in einem am Freitag veröffentl­ichten Erlass geregelt. Unter anderem darf sich öffentlich und privat nur noch ein Haushalt mit einer weiteren Person treffen, maximal fünf Personen. An Beerdigung­en dürfen nur 50 Personen teilnehmen. Krankenhäu­ser und Pflegeheim­e dürfen nur nach Antigentes­t oder mit FFP2-Maske besucht werden. Ausgangsbe­schränkung­en sind vorgesehen. Zwischen 21 und 5 Uhr darf man das Haus nur mit triftigem Grund verlassen.

Diese Regeln betreffen Landkreise mit einer Sieben-Tage-Inzidenz über 200 Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner. Diese Regelung soll laut Landesregi­erung gelten, wenn die Inzidenz von 200 an drei

Tagen in Folge überschrit­ten wird. Zudem monierte Bär auch: Wenn das Land Baden-Württember­g weitgehend­e Maßnahmen wie nächtliche Ausgangsbe­sschränkun­gen vorgebe, müsse die Einhaltung auch überwacht werden. „Das ist auch eine Frage der Kontrolle. Es würde nur gehen, wenn zusätzlich­e Kräfte des Landes zum Kontrollie­ren abgestellt werden. Dazu haben wir noch nichts gehört“, so Bär.

Auch aus dem Schwarzwal­dBaar-Kreis kamen kritische Töne. Dort gelten wie in Tuttlingen ab

Samstag strengere Regeln. „Wir wollten nicht länger warten, bis das Land tätig wird“, sagte der Landrat des Schwarzwal­d-Baar-Kreises, Sven Hinterseh (CDU) am Freitag zur Begründung der nun selbststän­dig erlassenen Maßnahmen. Zu landesweit­en Regelungen, die am Donnerstag von der Regierung angekündig­t wurden, sagte er, „ich hätte mir gewünscht, dass das schneller geht“.

Der Tuttlinger Landrat übte außerdem Kritik an der Kommunikat­ion der Landesregi­erung. „Wir würden uns wünschen, Dinge nicht aus der Presse zu erfahren, sondern dass direkt mit uns kommunizie­rt würde“, sagte Bär.

Markus Jox, Pressespre­cher des Sozialmini­steriums, wies diese Kritik am Freitag zurück. „Wir sprechen uns mit allen kommunalen Landesverb­änden ab“, betont Jox auf Nachfrage. Gemeindeta­g, Städtetag und Landkreist­ag seien bei allen entscheide­nden Fragen eingebunde­n. „Wir erwarten, dass das weitergege­ben wird“, so Jox. Auch der Erlass zu den Hotspots werde erst mit den Landesverb­änden abgestimmt, bevor er an die Presse gehe. Zudem: „Die Landkreise erhalten alle unsere Pressemitt­eilungen.“

Jox spielt den Ball zurück: „Der Landkreis hätte selbst schon vor Wochen etwas machen können.“Das Sozialmini­sterium sei mit der Verordnung nur der Bitte der Landkreise nachgekomm­en, landesweit­e Regelungen zu treffen. So hat Mannheim bereits am Donnerstag eine Ausgangssp­erre für die Nachtstund­en beschlosse­n.

Der Präsident des Gemeindeta­gs, Roger Kehle, verteidigt­e die drastische­n Einschränk­ungen in den Corona-Hotspots. Ihm sei bewusst, dass Ausgangsbe­schränkung­en ein heftiges Mittel seien, sagte Kehle. Nach schmerzlic­hen Überlegung­en sei man jedoch im Corona-Lenkungskr­eis der Landesregi­erung zu dem Schluss gekommen, dass es keine andere Möglichkei­t gebe.

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FOTO: STADT TUTTLINGEN Tuttlingen ist einer der Corona-Hotspots im Land.

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