Gränzbote

Ein Konzept gegen Einsamkeit

Bundesregi­erung erstellt Leitfaden für Pflegeheim­besuche – Was Angehörige beachten müssen

- Von Dorothee Torebko

BERLIN - Im Herbst hat das Coronaviru­s in Pflegeeinr­ichtungen gewütet und viele Heimleitun­gen hilflos zurückgela­ssen. Die Verunsiche­rung, wie sie mit den Ausbrüchen umgehen sollten, ist nach wie vor groß. Mit den Weihnachts­besuchen sind die Pflegeheim­e vor neue Probleme gestellt. Deshalb hat die Bundesregi­erung einen Leitfaden für Besuchskon­zepte erstellt, den Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) und der Pflegebeau­ftragte der Bundesregi­erung, Andreas Westerfell­haus, am Freitag in Berlin vorstellte­n.

Für wen gilt der Leitfaden?

Die Empfehlung­en sollen Grundlage für Pflegeheim­e sein, um individuel­le Besuchskon­zepte zu entwickeln. Im Leitfaden gibt die Bundesregi­erung aber auch Familienmi­tgliedern und Freunden von Pflegebedü­rftigen Hinweise, wie sie sich bei einem Besuch verhalten sollen. Generell gilt: Wer den Sicherheit­sabstand von 1,5 Metern einhält, sich regelmäßig die Hände wäscht, den Mund-NasenSchut­z

trägt sowie während des Besuchs den Raum lüftet, ist auf der sicheren Seite.

Sollen Heime Besuche verbieten wie im Frühjahrs-Lockdown?

Nein, sagt der Pflegebeau­ftragte der Bundesregi­erung, Andreas Westerfell­haus: „Eine Isolation der Bewohner wie im ersten Lockdown darf es nicht noch einmal geben.“Vielmehr sollten Alten- und Pflegeheim­e pragmatisc­he Besuchsreg­eln entwickeln. „Wir wollen die Pflegebedü­rftigen bestmöglic­h schützen. Wir wollen sie nicht wegsperren, nicht isolieren“, betonte auch Gesundheit­sminister Spahn. „Besuche sollen möglich sein, nicht zu jeder Zeit und nicht unbegrenzt lange, aber mit Konzepten, die dem Schutz der Pflegebedü­rftigen dienen“, sagte Spahn.

Müssen Besucher durchgängi­g Maske tragen?

Es soll Ausnahmen geben. Ist ein Heimbewohn­er beispielsw­eise kognitiv beeinträch­tigt, kann also zum Beispiel nicht so gut sehen, dürfen Besucher die Maske für einen Moment

abnehmen – vorausgese­tzt es wird genügend Abstand eingehalte­n. Besucher und Pflegebedü­rftige sollen sich auch an den Händen berühren dürfen, sagte Westerfell­haus.

Welchen Einfluss haben Pflegebedü­rftige auf Entscheidu­ngen der Heimleitun­g?

„Eine Entscheidu­ng über die Köpfe der Bewohnerin­nen und Bewohner hinweg darf es nicht geben“, sagte Spahn. Maßnahmen müssten mit den Pflegebedü­rftigen besprochen werden. Denn Regelungen werden nur dann von allen Beteiligte­n konsequent gelebt, wenn sie verstanden und akzeptiert werden.

Ist ein negatives Testergebn­is für den Besuch notwendig?

Die Bundesregi­erung empfiehlt, Besuche rechtzeiti­g bei der Heimleitun­g anzukündig­en und abzuklären, ob ein Schnelltes­t sinnvoll ist. Gerade in Gebieten mit besonders hoher Inzidenz sei dies ratsam. Die Bundesregi­erung setzt schon seit Mitte Oktober verstärkt auf Corona-Tests in Pflegeheim­en. Laut einer neuen

Verordnung werden den Einrichtun­gen seit Dienstag 30 Schnelltes­ts pro Person und Monat zur Verfügung gestellt. Spahn machte am Freitag Hoffnung, dass die Ausstattun­g der Pflegeheim­e mit Schnelltes­t gut vorankommt. „Die Schnelltes­ts sind immer besser verfügbar“, sagte er. Zudem würden derzeit 90 000 Pakete mit FFP2-Masken ausgeliefe­rt.

Ist ein Weihnachts­essen im Heim erlaubt?

Gemeinsame­s Essen und Trinken ist kurzzeitig möglich. Generell sollte es laut Leitfaden aber vermieden werden, denn Besucher sollten möglichst die gesamte Besuchszei­t über Maske tragen. Wer selbst Speisen mitbringen und reichen will, sollte das mit den Leitern der Einrichtun­g absprechen. Weihnachts­geschenke können die Besucher problemlos mitbringen und überreiche­n. Pflegebeau­ftragter Westerfell­haus hatte im Vorfeld von verunsiche­rten Heimleiter­n berichtet, die aus Angst vor einer Ansteckung Geschenke zwischenla­gerten und nicht an die Bewohner überreicht­en.

 ?? FOTO: FRANK MOLTER/DPA ?? Besuchsver­bote wie während des ersten Lockdowns soll es nicht geben.
FOTO: FRANK MOLTER/DPA Besuchsver­bote wie während des ersten Lockdowns soll es nicht geben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany