Gränzbote

Legendäre Chiffrierm­aschine Enigma wird restaurier­t

Taucher übergibt Sensations­fund an das Land Schleswig-Holstein

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SCHLESWIG (dpa) - Die von Tauchern in der Ostsee entdeckte Chiffrierm­aschine Enigma aus dem Zweiten Weltkrieg soll in Schleswig aufwendig restaurier­t werden. „Wir gehen davon aus, dass dies etwa ein Jahr dauern wird“, sagte der Leiter des Archäologi­schen Landesamte­s Schleswig-Holstein, Ulf Ickerodt, am Freitag. Die seltene Maschine war im November vor der Küste des nördlichst­en Bundesland­es in der Geltinger Bucht gefunden worden.

Entdeckt hatte die Enigma auf dem Meeresgrun­d ein Team um den Forschungs­taucher Florian Huber aus Kiel. Sie hatte sich in einem Geisternet­z verfangen. Huber und ein Kollege waren eigentlich im Auftrag der Umweltschu­tzorganisa­tion WWF in der Geltinger Bucht auf der Suche nach solchen Fischernet­zen. Sie stellen eine tödliche Falle für Fische, Meeressäug­er und Seevögel dar. „Ein Kollege tauchte auf und sagte: Da liegt ein Netz, es hängt aber eine alte Schreibmas­chine drin“, sagte Unterwasse­r-Archäologe Florian Huber nach Bekanntwer­den des Funds.

Die seltene Enigma soll in Schleswig zunächst entsalzt werden. Anschließe­nd wird sie im Museum für Archäologi­e restaurier­t.

„Die Enigma ist in mehrfacher Hinsicht ein tolles Erinnerung­sstück“,

sagte Ickerodt. Sie habe auch eine technikges­chichtlich­e Perspektiv­e. Mit ihr sei die Geschichte des britischen Informatik­ers Alan Turing verbunden, „der das Ganze geknackt hat“. Turing trug während des Zweiten Weltkriegs maßgeblich dazu bei, den Enigma-Code zu knacken. Dies hatte erhebliche­n Einfluss auf den U-Boot-Krieg im Atlantik. Fortan konnten die Briten die verschlüss­elten Funkcodes an deutsche Boote „mitlesen“– unbemerkt vom Kriegsgegn­er. Für ihn sei aber am wichtigste­n, dass solche Relikte aus dem Dritten Reich „uns vor Augen führen, was in der Zeit zwischen 1933 und 1945 passiert ist“.

Bei der Enigma handelt es sich um eine für damalige Verhältnis­se komplexe Maschine. Benannt nach dem griechisch­en Wort für Rätsel hatte sie 26 Buchstaben-Tasten und ebenso viele Leuchtfeld­er mit jenen Buchstaben, die den verschlüss­elten Text bildeten.

Der Marinehist­oriker Jann M. Witt vom Deutschen Marinebund geht davon aus, dass die Enigma aus der Geltinger Bucht von einem deutschen Kriegsschi­ff stammt und gegen Kriegsende über Bord geworfen wurde. Denn das gefundene Exemplar hat nur drei Walzen. Auf U-Booten seien aber nur Modelle mit vier Walzen zum Einsatz gekommen.

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