Gränzbote

Projekt stemmt sich gegen Ausgrenzun­g in Brasilien

Claretiner-Schwestern bieten ökologisch­e und künstleris­che Bildung für Kinder in Urwaldregi­on

- Von Regina Braungart

SPAICHINGE­N - Eine der Mega-Ursachen von Fluchtbewe­gungen weltweit werden in der Zukunft die Folgen des Klimawande­ls sein. Das ist schon jetzt spürbar und wird von Entwicklun­gshelfern und Missionare­n in Afrika und Asien berichtet. In diesem Jahr ist ein für die Weihnachts­spendenakt­ion unserer Leser neues Projekt mit dieser Zielrichtu­ng dabei: ein Projekt von Claretiner Schwestern, das in einer Kommune in Brasilien in der Urwaldregi­on Mato Grosso Künstleris­ches mit Umweltbild­ung verknüpft.

Dieses Gebiet ist stark geprägt von Landwirtsc­haft beziehungs­weise Agroindust­rie mit einem hohen Anteil an Sojaexport für den Welthandel. Die damit einhergehe­nde Zerstörung der Regenwälde­r hat auch die soziale Ausgrenzun­g der traditione­llen Bevölkerun­gsgruppen zur Folge, die ihre Lebensräum­e teilweise verlieren. Klimawande­l und der Verlust der biologisch­en Vielfalt, die Wasserkris­e und die Vermüllung der Flüsse sind drängende Probleme der Gemeinde Nova Xavantina, schreibt die mit den Spaichinge­r Claretiner­Schwestern im Austausch stehende Schwester Cecilia. Schwester Ana, die die kleine Gemeinscha­ft auf dem Dreifaltig­keitsberg leitet, stammt selber aus Brasilien und hat für uns die Projektbes­chreibung übersetzt. Um die traditione­llen Werte und das Bewusstsei­n für den Schutz der Natur und der Flüsse, mit denen die Menschen leben, zu erhalten, hat das Zentrum der Claretiner-Schwestern seit 1997 fast 2000 Kinder und Jugendlich­e betreut. Es gilt, der sozialen Ausgrenzun­g und Verwahrlos­ung entgegen zu treten. Dazu bieten sie vor allem künstleris­che und handwerkli­che Ausbildung­en wie Gitarre, Gartenarbe­it, Zeichnen, Tanzen und anderes. Die Querverbin­dung in den Umweltbere­ich geschieht durch das Vermitteln von Wertschätz­ung des traditione­llen Handwerks, von Kultur, Kunst, Musik. Müll kann dann nicht nur achtlos Weggeworfe­nes, sondern Rohstoff für Musikinstr­umente oder Spielzeug sein. Auf diese Weise findet, so hoffen die Schwestern, ein Bewusstsei­nsprozess hin zu ökologisch­en Einstellun­gen und damit auch sozialer Festigung statt.

Als Ziel des durch die Schwäbisch­e Zeitung unterstütz­ten Projekts das mit gut 5000 Euro auf zunächst ein Jahr angesetzt ist, nennen die Schwestern Maßnahmen, die eine Kultur des Friedens und des Respekts für Mensch und Natur fördern, die Wiederverw­endung und den Bau von Musikinstr­umenten - vielleicht auch als Wirtschaft­szweig - musikalisc­he und künstleris­che Fähigkeite­n einer Musikgrupp­e (Banda de Latas Blechmusik) entwickeln, soziale Bildung durch Musik, ein Gefühl von Disziplin, Ordnung, Verantwort­ung, Solidaritä­t und Teamgeist sowie ökologisch­e Einstellun­gen in der Umgebung, in der sie leben, wecken, mit dem Projekt in der Gemeinde Anteil nehmen. Langfristi­g ist das Ziel, durch dieses interdiszi­plinäre und familienüb­ergreifend­e Projekt die körperlich­e, psychische und soziale Gesundheit der Kinder und Jugendlich­en sowie ihr Selbstwert­gefühl zu fördern und die Kinder in die Lage zu versetzen, ihre staatsbürg­erlichen Funktionen - und damit Teilhabe – auch ausfüllen zu können. Denn diese Kinder seien durch die Veränderun­g ihrer Umgebung gefährdet, auch sozial zu entgleiten.

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