Seine Arbeit ist „in aller Munde“
Sebastian Haas ist bester Nachwuchs-Brauer im Land und lernt bei der Hirsch-Brauerei
WURMLINGEN - Sebastian Haas zählt zu den Besten seines Fachs. Er ist Kammersieger, Landessieger und zweiter Bundessieger bei den Brauern und Mälzern. Sein Handwerk gelernt hat der 22-Jährige bei der Hirsch-Brauerei in Wurmlingen. Dass er sich für die mittelständische Brauerei entschieden hat, hat auch einen Grund.
Sebastian Haas wartet im Sudhaus der Wurmlinger Hirsch-Brauerei. Trotz Maske ist sein Lächeln zu erkennen. „Natürlich ist es schön“, sagt er zu seinen Erfolgen. „Aber ich wäre mit meiner Leistung auch zufrieden gewesen, wenn ich nicht Landessieger und 2. Bundessieger geworden wäre.“
Eigentlich hätten sich die jeweiligen Kammersieger beim Landeswettbewerb miteinander gemessen, erklärt er und benennt zwei Beispiele: Handwerkliche Fähigkeiten sowie die Beurteilung von Rohstoffen hätten unter Beweis gestellt werden müssen. „Durch die Kontaktbeschränkungen wurden die Sieger aber über die Abschlussnoten ausgemacht.“In Baden-Württemberg ist Haas der Beste, bundesweit schafft er es auf Platz zwei.
Doch wie kam es überhaupt dazu, dass Haas Brauer werden wollte? „In der Schule hatte ich meine Stärken in Naturwissenschaften – und auch Spaß daran“, erinnert er sich. Gute Voraussetzungen also, um den Beruf des Brauers zu erlernen. Denn: „Bio, Chemie, Technik und ein bisschen Kreativität gehören zum Brauen dazu“, erklärt er. Als es dann gegen das Ende seiner Schulzeit ging, habe er sich über Ausbildungsmöglichkeiten und Studiengänge informiert. Schließlich fand er, was er wollte: Ein sogenanntes Studium Plus, das die Ausbildung zum Brauer und Mälzer mit einem Studium der Getränketechnologie in Weihenstephan vereint. „Es macht viel Sinn, das zu kombinieren“, findet Haas.
Aufgaben, mit denen er nicht zwingend gerechnet hat, gebe es nicht wirklich. „Ich habe mir im Vorfeld schon genug Gedanken gemacht“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Was aber doch mehr Zeit einnimmt, als er erwartet hätte, seien Reinigungsarbeiten. Sei es die Maischpfanne im Sudhaus oder das Bodenputzen im Gärkeller. Er erklärt: „Die Reinigungszyklen sind besonders wichtig, weil mit Lebensmitteln gearbeitet wird.“Es gibt aber etwas, das ihm besonders gefällt. „Ich mag das Technische gerne. Und, was beim Bierbrauen an biologischen
Abläufen passiert“, sagt Haas. „Man mischt Zutaten zusammen und am Ende kommt ein Produkt raus, das jeder kennt, das einen emotionalen Wert hat und im wahrsten Sinne des Wortes in aller Munde ist“, schwärmt er. Selbst trinkt er gerne einmal ein Pils oder das Hirsch-Helle, sagt er.
„Es ist ein offenes Geheimnis, dass jeder Brauer einen Haustrunk bekommt“, erklärt Haas und lacht. Deshalb werde er immer wieder gefragt, ob er nach dem Brauen nicht auch ein paar Bierchen mitbringen könne, berichtet er. „Die Leute stellen sich das als kurzen Prozess vor. Aber Bier braucht etwa fünf Wochen, bis man es dann tatsächlich trinkt“, sagt er und verweist auf den Gärprozess.
Zu einer großen Brauerei zu gehen, sei für ihn nicht in Frage gekommen. Weil er in Bad Dürrheim wohnt, ist ihm die Hirsch-Brauerei bekannt. Deshalb sei er auf die Braumeister der mittelständischen Brauerei zugegangen und habe gefragt, ob ein Studium Plus möglich sei. „So kam ich dann zur Hirsch-Brauerei.“Dass er direkt einbezogen wird und als Azubi auch Verantwortung übernehmen darf, gefällt dem 22-Jährigen. „Man wird gefördert, aber auch gefordert, was gut ist, weil man so viel tiefer in die Materie kommt. Und das, was in der Schule gelernt wird, wird vor Ort auch praktisch gelebt“, schildert er.
„Im September 2016 habe ich dann angefangen, wie bei einer Lehre“, sagt Haas. Ein Jahr lang hat er Erfahrungen bei der Hirsch-Brauerei gesammelt. Dann ging es nach Weihenstephan zur Hochschule. „In den Semesterferien war ich immer in Wurmlingen, und auch das Praxissemester habe ich bei der HirschBrauerei gemacht.“Derzeit schreibt der 22-Jährige seine Bachelor-Arbeit. Darin untersucht er, wie sich die Effizienz in der Füllerei steigern lassen könnte, wie er berichtet.
Wie es nach dem Studium für Haas weitergeht, das will er sich offen lassen. Ein Praktikum im Vertrieb der Hirsch-Brauerei würde er gerne machen. „Dann kann ich mir gut vorstellen, mich in die wirtschaftliche Richtung weiterzubilden, um in Zukunft frei entscheiden zu können, was ich machen werde“, erklärt er. Und er ist sich sicher: „Irgendwie werde ich meinen Weg schon gehen.“
Ein Video, auf dem Sebastian Haas einige Schritte des Brauprozesses erklärt, finden Sie online unter:
●» www.schwaebische.de/
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