So stellt sich das Hammerwerk der Zukunft
Für reibungslosen Übergang leitet zeitweise ein Führungstrio den Betrieb.
FRIDINGEN - Internationaler Wettbewerb, Automatisierung und nicht zuletzt die Auswirkungen der Corona-Pandemie: Es sind einige Herausforderungen, mit denen das Hammerwerk in Fridingen derzeit konfrontiert ist. Dennoch stellt das Unternehmen die Weichen für die Zukunft: Mit Alexander Schwaiger ist ein dritter Mann in die Geschäftsführung aufgestiegen. Er wird künftig gemeinsam mit Holger Müller das Hammerwerk leiten und somit Nachfolger von Frank Springorum, der sich 2021 in den Ruhestand verabschiedet. Bis dahin führt das Trio die Geschäfte gemeinsam.
Denn ein Übergang in der Geschäftsführung klappt nicht von heute auf morgen: Zwar arbeitet Schwaiger, der Maschinenbau studiert hat, bereits seit 2007 im Unternehmen und hatte bereits verschiedene Leitungspositionen inne, dennoch gibt es noch vieles von seinem Vorgänger zu lernen. „Wir machen alle Besprechungen und Diskussionen gemeinsam, besuchen Kunden und Lieferanten, damit ich das Netzwerk weitergeben kann, das ich in 17 Jahren aufgebaut habe“, erklärt Springorum.
Zudem sind es nicht die leichtesten Zeiten für einen Wechsel in der Geschäftsführung. Auch am Hammerwerk Fridingen gehen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie nicht spurlos vorbei. „Wir sind wirtschaftlich ganz gut ins Jahr 2020 gestartet und hatten bis Mitte März stetig steigende Auftragszahlen“, berichtet Müller. Dann seien die Bestellungen von einem Tag auf den anderen nahezu komplett abgebrochen. Im Geschäftsjahr 2019/2020, das den Zeitraum vom 1.
Oktober 2019 bis zum 30. September 2020 abbildet, liegen die Umsatzzahlen zwischen 30 und 40 Prozent unter den Vorjahreszahlen.
Wie Frank Springorum erklärt, ist die Nutzfahrzeugbranche der wichtigste Abnehmer des Hammerwerks, gefolgt von den Bereichen Maschinenbau und Antriebstechnik, Automobilund Bahnindustrie sowie Tunnelbau. 460 Mitarbeiter sind in Fridingen beschäftigt, am Standort in Tschechien arbeiten weitere 150.
Der schlechten Auftragslage entgegnete das Unternehmen mit dem Abbau von Zeitkonten, Leiharbeit und Personal im befristeten Bereich. Auch Kurzarbeit sei ein wichtiges Instrument gewesen. „So konnten wir unsere Stammbelegschaft halten“, erläutert Müller. Mittlerweile gelte nur noch in wenigen Bereichen Kurzarbeit. Die Talsohle sieht er mittlerweile durchschritten. Das Geschäftsjahr 2020/2021 sei dann „das Jahr des Turn-Arounds“.
„Wir fühlen uns gut aufgestellt und gehen von einer Belebung des Marktes aus“, sagt auch Schwaiger. Die schwache Auftragslage habe das Hammerwerk genutzt, um in die Zukunft zu investieren. So seien Anlagen modernisiert, generalüberholt und teilautomatisiert worden. Weil die Produktion für solche Aufrüstungen stillstehen muss, sei das in „normalen“Zeiten ohnehin schwer umsetzbar.
Für 2021 stellt Schwaiger weitere Investitionen in Aussicht. Ziel sei es, die Automatisierung voranzubringen und Herstellungsprozesse zu optimieren. Um neue Aufträge zu gewinnen und Wachstum zu generieren, ist die Wettbewerbsfähigkeit ein wichtiger Faktor. „Dabei geht es aber nicht darum, Mitarbeiter abzubauen, sondern die Plätze für die Zukunft zu sichern“, erklärt Müller.
Für die Zukunft sieht das Geschäftsführungs-Trio das Hammerwerk gut aufgestellt. Ein wichtiger Schritt sei der Anschluss ans Glasfasernetz gewesen, den das Unternehmen selbst übernommen hatte. Chancen sieht Schwaiger neben der Automatisierung zum Beispiel in den Bereichen Innovation und Elektromobilität. Zwar werden einige bisherige Teile durch den Wandel in der Automobilindustrie wegbrechen, gleichzeitig schaffe das aber die Chance, neue, komplexere und damit hochwertigere Schmiedeteile am Markt zu etablieren. Wichtig sei außerdem, auch künftig gute Mitarbeiter auszubilden und zu binden.
Das sei auch Springorum, der sich im kommenden Jahr in den Ruhestand verabschiedet, immer ein wichtiges Anliegen gewesen: „Die wichtigste Aufgabe war, eine Mannschaft zu kreieren, der man Vertrauen schenken kann. Und das ist gut gelungen, also kann ich mich in aller Ruhe zurücklehnen.“