Hoffnung in schwieriger Zeit
Vater hat den Samstag damit zugebracht, das Essen zu planen. Tochter Sonia will mit Familie kommen. Und er hat zum ersten Mal gekocht. Traditionelle Gerichte nach dem roten Rezeptbuch seiner vor kurzem verstorbenen Frau. Dann sagt die Tochter ab. Die Enkelin hat sich den Arm gebrochen.
Der italienische Autor Fabio Geda schildert in seinem neuen Roman „Ein Sonntag mit Elena“den Alltag eines pensionierten Ingenieurs, der auf der ganzen Welt Brücken gebaut hat. Nach dem Tod seiner Frau lebt er allein in der Wohnung, die drei Kinder sind längst ausgezogen. Da lernt er im Park vor einem Skateboard-Platz eine junge Frau mit ihrem Sohn kennen. Er fasst den Mut, sie zu fragen, ob sie nicht gemeinsam all die Gerichte essen wollen, die er vorgekocht hat.
„Ein Sonntag mit Elena“ist keine Romanze, aber die beiden können sich gegenseitig viel geben – Hoffnung, Nähe, Mut, neue Perspektiven. Denn auch Elena hat „den Kopf voller Schatten“.
Eingebettet in diese berührende Geschichte wird das Leben des Witwers aus verschiedenen Winkeln betrachtet. Die jüngere Tochter Giulia, die am Theater arbeitet und mit ihm gerade keinen Kontakt hat, erinnert sich an Episoden aus dem Familienalltag, an Erlebnisse mit der liebevollen Mutter, an Situationen mit dem viel beschäftigten Vater, an Enttäuschungen. Gedas Roman besticht durch seine bilderreiche, prägnante Sprache. Unterhaltsam und ernsthaft zugleich wirft der Schriftsteller einen Blick auf die Einsamkeit im Alter – und was man dagegen tun kann.
Fabio Geda: Ein Sonntag mit Elena. Hanserblau 2020, 240 Seiten, 20 Euro.