Spiel, Satz und Sieg für Petkovic
Man muss nicht unbedingt selbst Tennisspieler oder Tennisspielerin sein, um an diesem Erzählband von Andrea Petkovic Gefallen zu finden. Denn der ehemaligen Weltranglisten-Top-Ten-Platzierten, die den Schläger noch nicht endgültig aus der Hand gelegt hat, gelingt der Spagat zwischen Sportwelt und Leben außerhalb des Platzes mühelos. Das schaffen bekanntlich nur wenige Profiathleten, auch wenn sie sich redlich bemühen. Heraus kommt dabei oft nur Nerviges, wie zum Beispiel das permanente Herumreiten einer Serena Williams auf ihrer Mutterrolle oder die peinlichen TV-Auftritte eines Thorsten Legat.
Die 33 Jahre alte Petkovic, die als Kind mit ihren Eltern von Tuzla aus dem ehemaligen Jugoslawien nach Deutschland kam, ist von so einem Unsinn weit entfernt. In 17 Geschichten reflektiert sie klug und mit viel Sinn für Selbstironie und Humor über Literatur, Politik, Gesellschaft und Kunst. Es geht um Heimat, um Kindheit, Familie, Identität, Ehrgeiz, Wettkampf, Angst, Freundschaft und – natürlich – um die Liebe.
Dass sie schreiben kann, hat Andrea Petkovic schon mit ihren Kolumnen im „SZ-Magazin“und ihren Essays im „Spiegel“bewiesen. Inzwischen moderiert sie die „ZDF-Sportreportage“; kürzlich war sie sogar im „Literarischen Quartett“zu Gast. An der Fernuniversität Hagen hat die 1,2-Abiturientin einige Semester Politikwissenschaften, Literatur und Philosophie studiert. Es ist sicher nicht übertrieben, wenn man die Darmstädterin, die derzeit in Brooklyn in New York mit ihrem Freund Jesse Kotansky lebt, als Intellektuelle des Tennissports identifiziert. Spiel, Satz und Sieg für Andrea Petkovic – mit ihrem ersten Buch ist ihr ein großer Wurf gelungen.
Andrea Petkovic: Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht. Erzählungen. Verlag Kiepenheuer & Witsch. 272 Seiten, 20 Euro. E-Book 16,99 Euro.