Fast die ganze Nation kennt diese Augen
Seit 50 Jahren flüchtet Horst Lettenmayer - gebürtiger Rottweiler - im Tatort-Vorspann
ROTTWEIL (sbo) - Auch wenn der Name vermutlich den meisten nichts sagen wird – ganz Deutschland kennt Horst Lettenmayer – oder zumindest seine markanten blauen Augen, die den Krimifans und Fernsehzuschauern jeden Sonntag aus der Flimmerkiste entgegen blicken.
Ganz genau, Horst Lettenmayer ist der mysteriöse Mann aus dem kultigen Tatort-Vorspann. Seit 50 Jahren sind seine Augen und weglaufenden Beine regelmäßig im Fernsehen zu sehen. Was viele nicht wissen: der ehemalige Schauspieler ist in Rottweil aufgewachsen.
Im Gespräch mit dem Schwarzwälder Bote erzählt Horst Lettenmayer anlässlich des Jubiläums der Krimiserie, wie es damals dazu gekommen ist und wie es für ihn ist, sich selbst immer wieder – lange Zeit nach seiner Schauspielkarriere – wöchentlich im Fernsehen sehen zu können.
Neun Jahre, und somit den Großteil seiner Kindheit und Jugend, hat Horst Lettenmayer in Rottweil gelebt. In seiner alten Heimat ist er aber nur noch ganz selten. Zur Fasnet habe er Rottweil eigentlich einen Besuch abstatten wollen, diese Pläne wird er aber aufgrund der aktuellen Situation verschieben müssen. Sein alter Klassenkamerad Werner Voss, mit dem er in Rottweil zur Schule gegangen ist, erinnert sich daran, dass Lettenmayer auch während seiner Kindheit schon einen „faszinierenden Blick mit seinen blauen Augen“gehabt hatte.
Heute lebt Lettenmayer in Dachau in Bayern. Ganz in der Nähe von München, wo er nach seiner Zeit bei der Bundeswehr für ein Jahr die bekannte Falckenberg-Schauspielschule besuchte und später seine Ausbildung fürs Schauspiel auf der privaten Zerbonischule abschloss. In München habe er zum ersten Mal Kultur erleben können, Für ihn war klar: „Ich werde Schauspieler.“
Die Aufnahmen, die heute noch im Fernsehen ausgestrahlt werden, sind damals bei einem Casting durch den Bayrischen Rundfunk entstanden. „Die haben damals nach prägnanten Augen für eine neue Krimisendeserie gesucht.“Die Aufnahmen sollten ursprünglich nur für einen Probefilm verwendet werden, erzählt Lettenmayer. 400 Mark habe er für die Aufnahme bekommen. „Das war auch für damalige Verhältnisse schon sehr wenig.“Wenn dieser Probefilm von der ARD abgenommen werde, sollte ein separater Vertrag auch für Horst Lettenmayer ausgehandelt werden. Dies sei dann aber nie geschehen, die selben Aufnahmen, die auch beim Pilotfilm verwendet wurden, sind bis heute – 50 Jahre später – noch jeden Sonntag zu sehen.
Der Spot sei ein gewisses Statussymbol der Sendung, so der ExSchauspieler. Er sei mittlerweile Kult geworden, „den können sie eigentlich gar nicht mehr ändern“, antwortet Lettenmayer auf die Frage, ob er den Vorspann denn noch zeitgemäß fände oder ob es denn nicht einmal Zeit für etwas Neues wäre.
Er selbst schaut aber nur sehr selten den Tatort. Seine Lieblings-Ermittler sind dabei nicht etwa, wie man vielleicht vermuten könnte, die Schwarzwälder oder die Münchner Kommissare. Für die vielen Schießereien, die dort zu sehen sind, sei er nicht zu begeistern. Am liebsten sehe er dem österreichischen Kommissar Krassnitzer und seiner Kollegin beim Ermitteln zu. „Die sind noch menschlicher“, findet Lettenmayer.
1989 spielte der Schauspieler sogar selbst als Nebenrolle in einer Tatort-Folge mit. Als Boss einer Gewerkschaft wurde er ermordet – Schimanski ermittelte.
Dem Schauspiel hat er heute den Rücken zugekehrt. Seit 40 Jahren betreibt er eine Leuchtenfirma in Dachau. Licht sei für ihn schon immer faszinierend gewesen, was vermutlich auch auf die Liebe zur Bühne und zum Schauspiel zurückzuführen sei, so Lettenmayer. „Schauspieler ist man ein Leben lang.“Auch bei seiner Rolle als Chef des Unternehmens seien die gelernten Eigenschaften oftmals nützlich anzuwenden, erzählt Horst Lettenmayer lachend.