Spielen, bis es nicht mehr geht
Der französische Schauspieler Jean-Louis Trintignant wird 90 Jahre alt
PARIS (dpa) - Blass, eingefallene Wangen und einen von Schmerz, Krankheit und Alter gekennzeichneten Körper. Ans Aufhören hat JeanLouis Trintignant deshalb schon öfter gedacht. Und doch steht er immer wieder auf der Bühne und vor der Kamera. Das sei eine wirklich schöne Sache, vor Publikum zu spielen mache ihn glücklich, das helfe ihm, gut zu schlafen und zu leben, sagte er jüngst in einem Interview der Zeitung „Le Parisien“. In Deutschland war der französische Schauspieler, der am Freitag 90 Jahre wird, erst vor kurzem in „Die schönsten Jahre eines Lebens“von Claude Lelouch zu sehen. Der Film knüpft an dessen Nouvelle-Vague Epos „Ein Mann und eine Frau“von 1966 an. Das Melodrama um einen Rennfahrer, der sich in eine Witwe (Anouk Aimée) verliebt, war auch für Trintignant der Durchbruch. Trintignant, der im südfranzösischen Piolenc als Sohn eines wohlhabenden Industriellen geboren wurde, hat über 150 Kino- und Fernsehfilme gedreht. Zu seinen bekanntesten zählen neben „Ein Mann und eine Frau“der Skandalfilm „Und immer lockt das Weib“von Roger Vadim, der Polit-Thriller „Z“von Costa-Gavras, für den er 1969 in Cannes als bester Schauspieler ausgezeichnet wurde, „Der große Irrtum“von Bernardo Bertolucci, „Die Stadt der verlorenen Kinder“von Jean-Pierre Jeunet und Marc Caro und „Liebe“mit Michael Haneke.
Der Österreicher Haneke gehört für ihn zu den größten Filmemachern überhaupt. Für ihn stand er auch 2017 in „Happy End“vor der Kamera, eine schwarze Komödie um einen Großvater (Trintignant), der sich umbringen will.
Seit mehr als zwei Jahren leidet Trintignant an Prostatakrebs. Er werde nicht kämpfen und sich keiner Chemotherapie unterziehen, sagte er mehreren Zeitungen. Früher habe er Angst davor gehabt, jetzt nicht mehr, erklärte er. Wenn man alt sei, habe man schon viel erlebt, viel gesehen.
Sein Privatleben ist von einigen Dramen überschattet. Von seinen drei gemeinsamen Kindern mit ExEhefrau Nadine verlor er eines durch plötzlichen Kindstod. Seine Tochter und Schauspielerin Marie Trintignant starb 2003 im Alter von 41 Jahren an den Folgen von Gewalt ihres Freundes, Rockstar Bertrand Cantat. Ihren Tod hat er bis heute nicht verkraftet. Er sei vor 15 Jahren mit ihr gestorben, sagte er 2018 in der Fernsehsendung „Entrée libre“.