Sie vermissen ihre Schulkameraden
In Spaichingen bieten jetzt zwei Schulen Wechselunterricht an
SPAICHINGEN - Für die Schülerinnen und Schüler gibt es wieder eine neue Regelung, in einer Schulzeit, die wohl selten so ungewöhnlich war, wie in den vergangenen Monaten. Denn inzwischen ist im Kreis Tuttlingen Wechselunterricht statt Präsenzunterricht möglich. In Landkreisen mit einem 7-Tage-Inzidenzwert von über 200 dürfen die oberen Klassen (ab acht), zumindest im Wechsel, auch zuhause unterrichtet werden. Unsere Zeitung hat bei den Spaichinger Schulen nachgefragt, ob sie diese neue Möglichkeit nutzen. Das Gymnasium und die Rupert-Mayer-Schule (RMS) haben das Angebot angenommen. „Wir haben einen festen Plan, wer wann zuhause bleibt“, erklärt Patricia Staron, Schulleiterin der RMS. Sie habe den Vorschlag sofort angenommen, da an der RMS derzeit keine Klasse in Quarantäne sei und sich somit teilweise 540 Schüler im Gebäude aufhalten.
Ein kurzer Besuch der Klasse 8a an der Rupert-Mayer-Schule zeigt, dass sie mit der neuen Regelung auf neun Jugendliche geschrumpft ist. Die anderen acht nehmen von zuhause aus am Unterricht teil. Sie schalten sich zum Unterrichtsbeginn per Videokonferenz dazu und erhalten dann meist Aufgaben, die sie selbstständig lösen und auf der Schulplattform iServ hochladen sollen. „Der Lehrer, der die Schüler betreut, bleibt immer in der Videokonferenz“, erklärt Verena Eisele, Klassenlehrerin der 8a. Auch sie schaut während des Unterrichts immer wieder nach, ob sich von zuhause jemand gemeldet hat.
Ihre Schülerinnen und Schüler bringen schon ziemlich viel Erfahrung mit was Fernunterricht betrifft, denn sie sind erst am Dienstag aus der Quarantäne zurückgekommen. Sonderlich begeistert über den Wechselunterricht zeigt sich keiner der neun Jugendlichen. „Es wäre besser, wenn alle hier wären“, sagt ein 13Jähriger. Zuhause sei es viel schwieriger, sich zu konzentrieren, merken die meisten an. Ein Schüler findet es deshalb besser, zumindest jeden zweiten Tag an die Schule kommen zu dürfen. „Ich vermisse meine Freundin, die in der anderen Gruppe ist“, sagt eine 14-Jährige. Eine Klassenkameradin findet die ganze Situation etwas verwirrend. „Wir waren gerade erst in Quarantäne und müssen jetzt wieder jeden zweiten Tag zuhause bleiben.“
Einige wünschen sich einen wöchentlichen und keinen täglichen Wechsel. Doch die knappe Zeit habe kein anderes System zugelassen, meint Verena Eisele. Zumal es bis zu den Ferien nicht mehr lange dauert. Ein bisschen ungerecht behandelt würden sich die Achter aber schon fühlen, meint sie. Denn an der RMS hat nur die Stufe acht Wechselunterricht. Der Grund: Die Abschlussklassen sind von der neuen Regelung ausgenommen.
Am Gymnasium in Spaichingen bleiben deshalb auch nur die Klassenstufen acht bis zehn teilweise zuhause. Die Umsetzung ähnelt der an der RMS. Die Gruppen wechseln sich ebenfalls täglich ab. Die Schülerinnen und Schüler melden sich zum Beginn jeder Unterrichtsstunde bei der Lehrkraft und „erhalten hier entweder Arbeitsaufträge oder nehmen per Stream am Unterricht der Präsenzgruppe teil“, sagt Schulleiter Jürgen Pach. Diese Form des Wechselunterrichts ist an beiden Schulen bis nächsten Freitag geplant. Denn die letzten beiden Tage vor den Ferien müssen die höheren Klassen, diesmal inklusive Abschlussklassen, Fernunterricht machen. „Sollten die Zahlen nach den Weihnachtsferien nicht deutlich gesunken sein, werden wir die Gruppen wöchentlich wechseln“, erklärt Pach.
Die Baldenbergschule, die Realschule, die Schillerschule und die Erwin-Teufel-Schule haben sich gegen den Wechselunterricht entschieden. „Unsere Klassenräume sind groß und unsere Gruppen klein genug“, sagt Stefanie Paret, Schulleiterin der Baldenbergschule. Hinzu kommt, dass für Sonderpädagogische Bildungszentren Ausnahmen gelten. So muss Paret beispielsweise die höheren Klassen in den letzten zwei Tagen vor den Weihnachtsferien nicht nach Hause schicken.
„Die positiven Fälle kamen bisher von außen“, sagt Holger Volk, Rektor der Realschule. Bisher hätte sich innerhalb der Schule noch niemand angesteckt und auch deshalb habe er entschieden, beim Präsenzunterricht zu bleiben. „Wir beobachten aber die Infektionszahlen täglich und wenn es noch viel schlimmer wird, würden wir uns vorbehalten, doch noch Wechelunterricht zu machen.“
An der Schillerschule käme derzeit überhaupt nur eine Klasse für das Wechselmodell in Frage, berichtet
Rektor Michael Maurer. Doch gerade diese Klasse kehrt frisch aus der Quarantäne zurück. „Bedauerlicherweise mussten wir in dieser Zeit feststellen, dass zahlreiche Schüler dieser Klasse für uns, trotz aller Versuche der Kontaktaufnahme durch die Lehrkräfte, nicht erreichbar waren“, sagt er. Die Jugendlichen sollen jetzt den Stoff im Präsenzunterricht nachholen. Da drei andere Klassen in Quarantäne sind, stünde den Schülerinnen und Schülern immerhin ausreichend Platz zur Verfügung. Wie es nach den Ferien weitergeht, ist noch offen, so Maurer. Die Schule sei aber auf Wechselunterricht eingestellt.
Auch Walter Blaudischek, stellvertretender Schulleiter an der Erwin-Teufel-Schule, sieht sich und sein Team gut vorbereitet. „Die technische Ausstattung ist da, wir könnten Wechselunterricht machen.“Doch gegenwärtig biete die Berufsschule das noch nicht an. Lediglich die Raumaufteilung habe man angepasst, sodass die größte Klasse auch im größten Raum ist, so Blaudischek.