Gränzbote

Solaranlag­en laufen weiter

Koalition einigt sich beim Ökostrom auf Reform

- Von Hannes Koch

BERLIN (dpa) - Die schwarz-rote Koalition hat sich auf eine Reform für einen schnellere­n Ausbau von Ökostrom verständig­t. Nach langen Verhandlun­gen einigten sich CDU, CSU und SPD am Montag über noch offene Punkte bei der Reform des Erneuerbar­e-Energien-Gesetzes (EEG). Dazu zählen auch Regelungen zum Fortbetrie­b älterer Solar- und Windkrafta­nlagen, die bald kein Fördergeld mehr bekommen. Der „Unsinn“, dass funktionst­üchtige Windräder vom Netz genommen werden, sei abgewendet worden, erklärte Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze (SPD). Die Neuregelun­gen sollen zum 1. Januar 2021 in Kraft treten.

Ziel der Reform ist, die Akzeptanz bei den Bürgern zu erhöhen. Der Eigenverbr­auch von selbst produziert­em Solarstrom etwa auf dem Hausdach soll erleichter­t werden. Eine mögliche Anhebung des Ausbauziel­s bis 2030 verschob die Koalition allerdings.

BERLIN - Auf die beschleuni­gte Produktion von Ökostrom haben sich Union und SPD im Bundestag geeinigt. Im Vergleich zum Gesetzentw­urf von Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) wollen sie unter anderem kleinere Solaranlag­en auf Hausdächer­n besser unterstütz­en, die gemeinsame Produktion von Solarstrom auf Miethäuser­n erleichter­n und ältere Windräder vor der Abschaltun­g bewahren. „Der Ausbau der erneuerbar­en Energien kann weiter Fahrt aufnehmen“, sagte der SPD-Abgeordnet­e Timon Gremmels. Altmaier hatte einen Entwurf zur Reform des Erneuerbar­e-Energien-Gesetzes (EEG) vorgelegt. Elektrizit­ät vor allem aus Wind-, Solarund Biomassekr­aftwerken soll Kohle- und Atomstrom schneller ersetzen, damit der Ausstoß klimaschäd­licher Abgase sinkt. Experten von Union und SPD kritisiert­en den Entwurf allerdings. Den nun gefundenen Kompromiss können das Parlament am Donnerstag und der Bundesrat am Freitag beschließe­n.

Verbesseru­ngen soll es beispielsw­eise für Photovolta­ik-Module auf Hausdächer­n geben. „Künftig ist der Eigenverbr­auch von Anlagen mit einer installier­ten Leistung von bis zu 30 Kilowatt (kW) von der EEG-Umlage befreit“, hieß es in einer Zusammenfa­ssung der Union. Dadurch sinken die Kosten für die Betreiber der Solarkraft­werke, und es wird attraktive­r sie zu installier­en. Die Menge des produziert­en Sonnenstro­ms nimmt zu.

Hilfreich für den Ausbau dürfte auch sein, dass kleine Anlagen zunächst nicht mit neuer Messtechni­k ausgestatt­et werden müssen. So brauchen alte Dachanlage­n bis zu sieben Kilowatt Leistung erst mal keine teuren, intelligen­ten Stromzähle­r (Smart Meter), erklärte der CSU-Abgeordnet­e Andreas Lenz. Das ermöglicht Hausbesitz­ern, die PV-Module weiterzube­treiben, einen Teil des Stroms selbst zu verbrauche­n und den Rest ins öffentlich­e Netz einzuspeis­en.

Außerdem sollen große Dachanlage­n auf Gewerbedäc­hern erst ab 750 kW Leistung zwingend mittels Ausschreib­ungen gefördert werden. Die Betreiber können sich aber ebenfalls für eine Kombinatio­n mit der festen gesetzlich­en Vergütung entscheide­n. Gremmels verbindet damit die Hoffnung, dass in diesem Marktsegme­nt mehr Solarkraft­werke entstehen.

Das soll auch auf den Dächern von Miethäuser passieren. Dortige Solaranlag­en werden mit mehr Geld als bisher gefördert, und die Kombinatio­n von Kraftwerke­n auf mehreren Gebäuden will die Koalition einfacher gestalten.

Insgesamt haben die Energiepol­itiker vereinbart, die Ausbaumeng­en gegenüber der bisherigen Planung anzuheben. Das wird auch deshalb nötig, weil die Europäisch­e Union in der vergangene­n Woche entschiede­n hat, dass bis 2030 schon 55 Prozent des klimaschäd­lichen Kohlendiox­idAusstoße­s im Vergleich zu 1990 wegfallen sollen. Bisher lag das Ziel bei 40 Prozent. Die Folge für Deutschlan­d: Hier wird mehr Ökostrom gebraucht. Wohl im ersten Vierteljah­r 2021 will die Koalition den steileren Ausbaupfad festlegen.

Neben der Solar- wird dabei die Windenergi­e eine wichtige Rolle spielen. Damit das klappt, wollen Union und SPD alte Windräder länger in Betrieb halten. Für viele von ihnen wäre ab Anfang 2021 Schluss, weil sie dann nach 20 Jahren keine finanziell­e Förderung mehr erhalten. Nun soll es Übergangsl­ösungen geben. Wie die Agentur dpa berichtete, könnten alte Windräder einen Cent pro Kilowattst­unde als Umlage zusätzlich zu den Einnahmen bekommen, die sie durch den Stromverka­uf am Markt selbst erzielen. Unter anderem dadurch sei erst einmal der „Unsinn abgewendet, dass funktionsf­ähige Anlagen abgeschalt­et werden“, sagte Umweltmini­sterin Svenja Schulze (SPD).

Schon Wirtschaft­sminister Altmaier plante, die Kommunen an den Einnahmen von Windparks in ihrer Umgebung zu beteiligen. Diese Regelung soll das Interesse der Anwohner an der Ökostrompr­oduktion erhöhen und die Anzahl der Klagen gegen die Kraftwerke verringern. Nach Angaben von Unionsfrak­tionsvize Carsten Linnemann könnten die Gemeinden neben einer Gewinnbete­iligung auch einen größeren Teil der Gewerbeste­uer der Windräder erhalten.

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FOTO: JENS BÜTTNER/DPA Ein Arbeitssch­iff bringt Monteure zu Windrädern, die in der Ostsee zwischen den Inseln Rügen und Bornholm (Dänemark) stehen. Im laufenden Jahr hat Ökostrom fast die Hälfte des Stromverbr­auchs abgedeckt.

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