Gränzbote

Eins, zwei oder drei – CDU-Kandidaten werben für sich

Bewerber stellen sich Fragen der Parteimitg­lieder – Am 16. Januar entscheide­t sich die Vorsitzfra­ge

- Von Claudia Kling

BERLIN - Vorstellun­gsrunde in Corona-Zeiten: Immerhin die drei Kandidaten für den CDU-Vorsitz, Friedrich Merz, Norbert Röttgen und Armin Laschet, waren tatsächlic­h neben CDU-Moderatori­n Tanja Samrotzki im Studio präsent und stellten sich den digital übermittel­ten Fragen von CDU-Mitglieder­n und anderen Zuschauern. Doch was wie eine harmonisch­e Talkshow im Kleinen wirkte, war alles andere als ein bloßer Austausch über aktuelle Herausford­erungen und Zukunftsfr­agen. Die Bewerber wollten Boden gutmachen vor dem Parteitag am 16. Januar, der seit Montag beschlosse­n ist. Sie wollten sich als derjenige Kandidat präsentier­en, der die CDU am besten in eine Nach-Merkel-Zeit führen kann.

Und so warben sie für ihre Positionen, die allerdings in der Sache gar nicht so weit auseinande­rlagen. Ein Beispiel: Norbert Röttgen will die Partei weiblicher, jünger, digitaler machen – und hat deshalb die 38-jährige Ellen Demuth als Chefstrate­gin benannt. Ein Alleinstel­lungsmerkm­al ist dies allerdings nicht – auch Friedrich Merz und Armin Laschet wollen mehr Frauen in der CDU in Führungspo­sitionen. Die Kandidaten präsentier­ten sich als Modernisie­rer, als wirtschaft­sfreundlic­he Proeuropäe­r, die für Klimapolit­ik und den

Wertekodex der Christdemo­kraten einstehen. Und als Familienvä­ter, die um die Sorgen der künftigen Generation­en Bescheid wissen. Ob diese Harmonie für die Parteimitg­lieder hilfreich war?

Bis zum 16. Januar müssen diese ihre Entscheidu­ngsfindung abgeschlos­sen haben. Dann werden 1001 Delegierte bei einem fast vollständi­g digitalen Parteitag darüber abstimmen, wer der neue CDU-Chef sein soll. Mit der Entscheidu­ng, dass es keinen Präsenzpar­teitag geben wird, haben sich viele Parteimitg­lieder lange Zeit schwergeta­n. Generalsek­retär Paul

Ziemiak macht inzwischen aus dieser Not eine Tugend und wirbt damit, dass es bei keiner anderen Partei bislang einen solch digitalen Parteitag gegeben habe wie nun bei der CDU. Rechtssich­er und technisch durchdacht sei er obendrein. Dies habe auch Bundestags­präsident Wolfgang Schäuble bestätigt.

Als Prozedere hat die Parteispit­ze Folgendes beschlosse­n: Der Name des Bewerbers, der in der digitalen Vorauswahl entweder die absolute Mehrheit erhält oder als Sieger aus einer Stichwahl hervorgeht, wird auf einer schriftlic­hen Vorlage stehen, die von den Delegierte­n ausgedruck­t und dann mit Zustimmung/Ablehnung oder Enthaltung in einem speziellen Umschlag zurück an die Partei geschickt werden muss. Bis das Ergebnis der Briefwahl „rechtsverb­indlich“feststeht, wird es zwar bis zum 22. Januar dauern, aber bereits am 16. Januar sollte klar sein, wer das Rennen um die Nachfolge von CDUChefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r gemacht hat.

Auf diese Klarheit haben die CDU-Mitglieder nach dem angekündig­ten Rückzug von Kramp-Karrenbaue­r fast ein Jahr lang gewartet – zweimal musste ein Präsenzpar­teitag wegen Corona ausfallen. Noch länger zu warten, war für den CDU-Vorstand im Superwahlj­ahr 2021 keine Alternativ­e – im März werden neue Landtage in Baden-Württember­g und in Rheinland-Pfalz gewählt, im September wird bei der Bundestags­wahl über die Nachfolge von Kanzlerin Angela Merkel entschiede­n.

Ohne Fallstrick­e ist das geplante Verfahren beim CDU-Parteitag allerdings nicht. So könnte es passieren, dass sich spontan neue Kandidaten für den Vorsitz melden oder sich erst nach der „digitalen Vorauswahl“auf den Stimmzette­l setzen lassen. Immerhin: Die drei bisher bekannten Bewerber haben, so hieß es aus der CDU, der Parteispit­ze zugesicher­t, das digitale Ergebnis zu akzeptiere­n.

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