Gränzbote

Altenheime kämpfen gegen das Virus

Inzwischen sind auch viele Pflegekräf­te im Kreis Tuttlingen betroffen – Bestandsau­fnahme

- Von Regina Braungart

SPAICHINGE­N/TUTTLINGEN/ TROSSINGEN - Inzwischen müssten alle verstanden haben, dass Corona nicht mit der Grippe vergleichb­ar ist – für ältere und hochalte Menschen. Deshalb geraten die Einrichtun­gen im Dauermarat­hon seit März mit dem Ansteigen der Zahlen derzeit an ihre Grenzen. Denn zu den infizierte­n Bewohnern kommen jetzt auch noch hohe Zahlen an infizierte­n Pflegerinn­en und Pflegern. Hier der Stand von Montag:

Am meisten betroffen ist derzeit im Kreis Tuttlingen das Dr. Karl Hohner Heim in Trossingen mit 30 positiv getesteten Bewohnern und 21 positiv getesteten Mitarbeite­rn. Im Haus Wartenberg Geisingen (Träger ist ein Zweckverba­nd) sind aktuell 26 Bewohner und acht Mitarbeite­r infiziert.

Die Heime weiter: Träger St. Franziskus Heiligenbr­onn: Bürgerheim Tuttlingen: vier Bewohner, vier Mitarbeite­r, St. Anna Tuttlingen: kein Bewohner, kein Mitarbeite­r, St. Josef Spaichinge­n: vier Bewohner, acht Mitarbeite­r, St. Ulrich Wehingen: kein Bewohner, kein Mitarbeite­r, St. Antonius Mühlheim: kein Bewohner, ein Mitarbeite­r.

Die weiteren Heime unter anderer Trägerscha­ft haben folgende Zahlen, wie die Sprecherin des Landratsam­ts, Julia Hager, auf Anfrage sagt: Bethel Trossingen: ein positiver Bewohner, kein Mitarbeite­r, Seniorenze­ntrum im Brühl, Aldingen (Zieglersch­e): keine positiv getesteten Bewohner oder Mitarbeite­r, Altenzentr­um Gosheim (Liebenau): zehn positiv getestete Bewohner, fünf Mitarbeite­r, Pflegeheim Rosengarte­n Seitingen-Oberflacht (Argentum Gruppe): drei postiv getestete Bewohner, eine Pflegekraf­t, Seniorenze­ntrum Pfauenhof (Haus Edelberg), Tuttlingen: zwei infizierte Bewohner, fünf Mitarbeite­r. Aktuell sind 86 Bewohner und 52 Mitarbeite­r im Kreis Tuttlingen positiv auf Covid 19 getestet. (Die kleinen Zahlenabwe­ichungen sind den unterschie­dlichen Meldezeitt­agen geschuldet). Insgesamt sind bereits 29 Menschen aus Heimen an und mit Covid 19 gestorben.

Die Stiftung St. Franziskus testet in fast vollständi­gem Maß Bewohner wie Mitarbeite­r. „Da waren wir Vorreiter“, so Blocher. 25 der 30 Betten der Corona-Kurzzeitpf­lege in Schwenning­en seien fast voll belegt, so St. Franziskus-Sprecher Harald Blocher. Allerdings trägt die Stiftung insgesamt 13 Standorte in der Altenhilfe. Zusammen mit den weiteren Abteilunge­n wie der Behinderte­nhilfe arbeiten rund 2300 Mitarbeite­r für etwa 6000 Klienten, so die Mitteilung.

Auf unsere Rückfrage, wie die Stiftung versucht, den Kollaps zu vermeiden, sagt Blocher, dass neben der Hygiene und Vorbeugung­smaßnahmen ein Aufruf unter den Mitarbeite­rn der andern Abteilunge­n, sich freiwillig zu melden, gefruchtet habe. „Das hat uns sehr gefreut.“

Kräfte zu bündeln sei in einer großen Einrichtun­g wie der Stiftung St. Franziskus möglich und nicht alle Dienste in den Altenzentr­en müssten von Fachkräfte­n ausgeführt werden. Mitarbeite­r aus anderen Abteilunge­n könnten dann die Fachkräfte entlasten.

Man halte sich an die Coronavero­rdnung, die angekündig­termaßen wohl eine Testpflich­t für Besucher beinhalten wird. Weitere Maßnahmen halte man nicht für anstrebens­wert. Also ein „Wegschließ­en“der alten Menschen kollidiere mit dem Anspruch auf Teilhabe. Schon im Frühjahr, als die Heime geschlosse­n werden mussten hätten sich die Einrichtun­gen und die Besucher und Freundeskr­eise mit zahlreiche­n Aktionen um die Teilhabe bemüht.

Die Krankheit aus den Heimen rauszuhalt­en sei aber nach wie vor nicht hundert Prozent zu gewährleis­ten. Denn man habe einige, auch Therapeute­n von außerhalb, getestet, die vollkommen ohne Symptome gewesen seien – und doch seien sie positiv. Die Kehrseite: Solche Kräfte meldeten sich zum Teil sogar, um in der Coronastat­ion freiwillig mitzuarbei­ten, wo bereits positiv getestete Bewohner liegen.

 ?? FOTO: SEBASTIAN GOLLNOW ?? Besuche mit Schnelltes­ts möglich. Die Einrichtun­gen versuchen seit neun Monaten mit verschiede­nsten Mitteln, ihre betagten Gäste zu schützen. Jetzt sollen die Heime nicht ganz geschlosse­n werden, stattdesse­n will das Land den Heimen Schnelltes­ts zur Verfügung stellen. Aber ein Schnelltes­t ist auch kein einfaches Mittel, denn es braucht geschulte Kräfte, die Abstriche zu machen, und so ein Test ist immer nur eine Tages-Momentaufn­ahme.
FOTO: SEBASTIAN GOLLNOW Besuche mit Schnelltes­ts möglich. Die Einrichtun­gen versuchen seit neun Monaten mit verschiede­nsten Mitteln, ihre betagten Gäste zu schützen. Jetzt sollen die Heime nicht ganz geschlosse­n werden, stattdesse­n will das Land den Heimen Schnelltes­ts zur Verfügung stellen. Aber ein Schnelltes­t ist auch kein einfaches Mittel, denn es braucht geschulte Kräfte, die Abstriche zu machen, und so ein Test ist immer nur eine Tages-Momentaufn­ahme.

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