Altenheime kämpfen gegen das Virus
Inzwischen sind auch viele Pflegekräfte im Kreis Tuttlingen betroffen – Bestandsaufnahme
SPAICHINGEN/TUTTLINGEN/ TROSSINGEN - Inzwischen müssten alle verstanden haben, dass Corona nicht mit der Grippe vergleichbar ist – für ältere und hochalte Menschen. Deshalb geraten die Einrichtungen im Dauermarathon seit März mit dem Ansteigen der Zahlen derzeit an ihre Grenzen. Denn zu den infizierten Bewohnern kommen jetzt auch noch hohe Zahlen an infizierten Pflegerinnen und Pflegern. Hier der Stand von Montag:
Am meisten betroffen ist derzeit im Kreis Tuttlingen das Dr. Karl Hohner Heim in Trossingen mit 30 positiv getesteten Bewohnern und 21 positiv getesteten Mitarbeitern. Im Haus Wartenberg Geisingen (Träger ist ein Zweckverband) sind aktuell 26 Bewohner und acht Mitarbeiter infiziert.
Die Heime weiter: Träger St. Franziskus Heiligenbronn: Bürgerheim Tuttlingen: vier Bewohner, vier Mitarbeiter, St. Anna Tuttlingen: kein Bewohner, kein Mitarbeiter, St. Josef Spaichingen: vier Bewohner, acht Mitarbeiter, St. Ulrich Wehingen: kein Bewohner, kein Mitarbeiter, St. Antonius Mühlheim: kein Bewohner, ein Mitarbeiter.
Die weiteren Heime unter anderer Trägerschaft haben folgende Zahlen, wie die Sprecherin des Landratsamts, Julia Hager, auf Anfrage sagt: Bethel Trossingen: ein positiver Bewohner, kein Mitarbeiter, Seniorenzentrum im Brühl, Aldingen (Zieglersche): keine positiv getesteten Bewohner oder Mitarbeiter, Altenzentrum Gosheim (Liebenau): zehn positiv getestete Bewohner, fünf Mitarbeiter, Pflegeheim Rosengarten Seitingen-Oberflacht (Argentum Gruppe): drei postiv getestete Bewohner, eine Pflegekraft, Seniorenzentrum Pfauenhof (Haus Edelberg), Tuttlingen: zwei infizierte Bewohner, fünf Mitarbeiter. Aktuell sind 86 Bewohner und 52 Mitarbeiter im Kreis Tuttlingen positiv auf Covid 19 getestet. (Die kleinen Zahlenabweichungen sind den unterschiedlichen Meldezeittagen geschuldet). Insgesamt sind bereits 29 Menschen aus Heimen an und mit Covid 19 gestorben.
Die Stiftung St. Franziskus testet in fast vollständigem Maß Bewohner wie Mitarbeiter. „Da waren wir Vorreiter“, so Blocher. 25 der 30 Betten der Corona-Kurzzeitpflege in Schwenningen seien fast voll belegt, so St. Franziskus-Sprecher Harald Blocher. Allerdings trägt die Stiftung insgesamt 13 Standorte in der Altenhilfe. Zusammen mit den weiteren Abteilungen wie der Behindertenhilfe arbeiten rund 2300 Mitarbeiter für etwa 6000 Klienten, so die Mitteilung.
Auf unsere Rückfrage, wie die Stiftung versucht, den Kollaps zu vermeiden, sagt Blocher, dass neben der Hygiene und Vorbeugungsmaßnahmen ein Aufruf unter den Mitarbeitern der andern Abteilungen, sich freiwillig zu melden, gefruchtet habe. „Das hat uns sehr gefreut.“
Kräfte zu bündeln sei in einer großen Einrichtung wie der Stiftung St. Franziskus möglich und nicht alle Dienste in den Altenzentren müssten von Fachkräften ausgeführt werden. Mitarbeiter aus anderen Abteilungen könnten dann die Fachkräfte entlasten.
Man halte sich an die Coronaverordnung, die angekündigtermaßen wohl eine Testpflicht für Besucher beinhalten wird. Weitere Maßnahmen halte man nicht für anstrebenswert. Also ein „Wegschließen“der alten Menschen kollidiere mit dem Anspruch auf Teilhabe. Schon im Frühjahr, als die Heime geschlossen werden mussten hätten sich die Einrichtungen und die Besucher und Freundeskreise mit zahlreichen Aktionen um die Teilhabe bemüht.
Die Krankheit aus den Heimen rauszuhalten sei aber nach wie vor nicht hundert Prozent zu gewährleisten. Denn man habe einige, auch Therapeuten von außerhalb, getestet, die vollkommen ohne Symptome gewesen seien – und doch seien sie positiv. Die Kehrseite: Solche Kräfte meldeten sich zum Teil sogar, um in der Coronastation freiwillig mitzuarbeiten, wo bereits positiv getestete Bewohner liegen.