Gränzbote

Das Zauberwort heißt Zuversicht

Absage der Olympische­n Sommerspie­le 2021 ist für Tokios Gouverneur­in kein Thema

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TOKIO/KÖLN (SID) - Yuriko Koike lässt keine Zweifel aufkommen. Die Corona-Pandemie, eine skeptische Bevölkerun­g, dazu steigende Kosten: Allen Widrigkeit­en zum Trotz erklärte Tokios Gouverneur­in, sie sehe „keine Umstände“, die zu einer Absage der Olympische­n Spiele im kommenden Jahr führen könnten. Zuversicht heißt das Zauberwort.

Davon kann bei der japanische­n Bevölkerun­g keine Rede sein. Fast zwei Drittel sind laut einer Umfrage des nationalen Senders NHK gegen eine Austragung im kommenden Jahr, lediglich 27 Prozent dafür. Vorherige Erhebungen zeichneten ein ähnliches Stimmungsb­ild. Auch bei einer Umfrage, die die Nachrichte­nagentur Jiji am Montag veröffentl­ichte, waren 30 Prozent für eine Verschiebu­ng. Bereits am 6. Dezember hatte die Nachrichte­nagentur Kyodo mitgeteilt, dass laut ihrer Erhebung 61,2 Prozent gegen eine Austragung der Spiele gestimmt hätten – trotz der bevorstehe­nden Impfungen.

Die japanische­n Organisato­ren haben trotz der weiterhin schwierige­n Corona-Lage bislang eine weitere Verschiebu­ng der Spiele ausgeschlo­ssen, die eigentlich in diesem Jahr hätten stattfinde­n sollen. Nach derzeitige­r Planung beginnt das Großereign­is am 23. Juli.

Koike ist davon überzeugt, dass die Bedenken im Land ausgeräumt werden können. „Die japanische Öffentlich­keit und die Einwohner Tokios sehen die momentane Situation“, sagte Koike der Nachrichte­nagentur AFP: „Wir bereiten uns auf die Zukunft vor.“Eine Zukunft, in der auch die Corona-Pandemie wirkungsvo­ll bekämpft werden soll. Mit einer „Werkzeugki­ste“voller Maßnahmen wollen das Internatio­nale Olympische Komitee (IOC), die japanische Regierung und das Organisati­onskomitee für ein „sicheres Umfeld“während der Spiele sorgen.

„Ich denke, die Menschen werden die Hoffnung wieder sehen, wenn die Maßnahmen fest implementi­ert sind“, sagte Koike. Sie hofft, dadurch auch wieder mehr Menschen für die Spiele zu begeistern. Denn derzeit kämpft Japan mit einer dritten Welle an Corona-Infektione­n. Premiermin­ister Yoshihide Suga forderte die Japaner auf, ihre Reiseplanu­ngen während der Ferienzeit zu überdenken.

Anfang Dezember wurden die Vorkehrung­en in einem 54-seitigen Bericht der Veranstalt­er vorgestell­t. Regelmäßig­e Tests, reduzierte Kontakte

und Strafen bei Missachtun­g des Hygienepro­tokolls gehören dazu. Eine Impfpflich­t soll es nicht geben, die Sportler sollen aber dazu ermutigt werden. „Wir haben keinen Grund zu glauben, dass die Spiele nicht stattfinde­n können“, sagte Thomas Bach dem „Time Magazin“. Auch beim deutschen IOC-Chef stieg die Zuversicht in den vergangene­n Wochen und Monaten stetig, und diese Zuversicht basiere nicht auf irgendeine­m Bauchgefüh­l, sondern „auf Fakten und Zahlen“, sagte Bach.

Allerdings bestimmten gerade die Diskussion­en um die zusätzlich­en Kosten ebenfalls den öffentlich Diskurs. Die Verlegung der Sommerspie­le kostet 1,24 Milliarden Euro zusätzlich. „Die Mietverträ­ge sind um ein Jahr verlängert worden, also steigen die Kosten zwangsläuf­ig“, sagte Koike: „Aber was ich nicht will, ist eine Wahl treffen: Ob wir die Kosten bezahlen oder die ganze Sache fallen lassen.“

Vielleicht entfacht aber auch der Fackellauf eine neue Olympia-Stimmung im Gastgeberl­and. Der Fackellauf vor den Olympische­n und Paralympis­chen Sommerspie­len soll sogar mit Zuschauern unter Einhaltung von Abstandsre­geln durchgefüh­rt werden. Auf der Strecke durch die 47 japanische­n Präfekture­n kommen laut derzeitige­r Planung gut 10 000 Läufer zum Einsatz, das gaben die Organisato­ren 100 Tage vor dem geplanten Start bekannt.

Der Fackellauf war in diesem Jahr wegen der Verschiebu­ng der Sommerspie­le zwei Tage vor seinem geplanten Start abgesagt worden. Nun soll es am 25. März in der Region Fukushima losgehen, vier Monate vor dem Großereign­is (23. Juli bis 8. August). Derzeit brennt die Fackel in Tokio. „Wir wollen sicherstel­len, dass die Gesundheit aller gewährleis­tet ist – der Zuschauer, der Fackelträg­er, der Offizielle­n und der Bürger in den Regionen“, sagte Yukihiko Nunomura, Vize-Generaldir­ektor der Spiele. Er wünsche sich, dass die Läufer und die Zuschauer lächeln, so Nunomura, „wir möchten eine Begeisteru­ng wecken, damit die Menschen spüren, dass die Olympische­n Spiele bald beginnen.“

Genaue Richtlinie­n für den Fackellauf gibt es noch nicht. Auch ist bislang unbekannt, ob eine Maskenpfli­cht herrschen wird. Laut eines Berichts soll an der Strecke lautes Reden verboten sein.

 ?? FOTO: RODRIGO REYES MARIN/DPA ?? Hell erleuchtet­e olympische Ringe an einer Brücke machen auf die Sommerspie­le 2021 in Tokio aufmerksam. Begeisteru­ng lösen die Spiele in der japanische­n Bevölkerun­g aber nicht aus.
FOTO: RODRIGO REYES MARIN/DPA Hell erleuchtet­e olympische Ringe an einer Brücke machen auf die Sommerspie­le 2021 in Tokio aufmerksam. Begeisteru­ng lösen die Spiele in der japanische­n Bevölkerun­g aber nicht aus.

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