Ansturm auf Apotheken
Tausende nutzen am ersten Tag das Angebot der Bundesregierung - Vorrat wird knapp
Kostenlose FFP2-Masken nach einem Tag ausgegangen.
TUTTLINGEN/MÜHLHEIM – Die Apotheken in Tuttlingen und den Kreisgemeinden sind am Dienstag regelrecht überrannt worden. Der Grund: Die von der Bundesregierung zugesicherten kostenlosen FFP2-Masken für die Risikogruppen. Die Masken sind seit vergangenem Dienstag in den Apotheken in Deutschland erhältlich.
Lange Warteschlangen bildeten sich somit am Dienstag vor der Rathaus-Apotheke in der Tuttlinger Innenstadt. Immer wieder fragten die Mitarbeiter der Apotheke in den Warteschlangen nach, wer nur zur Abholung der FFP2-Masken, kommt. Diejenigen durften ihre Masken durch den Seiteneingang der Apotheke an einem extra Schalter abholen. Davon Gebrauch machten auch Bekir und Zennur Dagca aus Tuttlingen. Die beiden gehören zur Risikogruppe und erhielten deshalb von Mitarbeiterin Christiane Bach jeweils drei FFP2-Maske nachdem sie ein Formular dafür ausfüllen mussten: „Wir finden es klasse, dass die Bundesregierung uns diese Masken kostenlos zur Verfügung stellt. Deshalb nehmen wir das Angebot gerne an. Wir haben erfahren, dass diese Art von Masken besonders gut vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus schützt“, sagte uns Bekir Dagca erfreut, während er seine drei Masken in der Hand hielt.
Der Inhaber der Rathaus-Apotheke, Jürgen Kohler, registrierte einen Ansturm auf dieses kostenlose Angebot: „Wir sind überrollt worden“, sagte er uns am Dienstagabend. Er sei bei den Masken in die Vorleistungen gegangen. In letzter Zeit habe er rund 50 bis 100 Masken am Tag verkauft. Die Nachfrage an FFP2-Masken habe er deutlich gemerkt, als die Verordnungen im Landkreis in den vergangenen Wochen verschärft wurden und beispielsweise der Zutritt ins Krankenhaus nur noch mit einer solchen
Maske erlaubt sei. Von dem Ansturm am Dienstag sei er allerdings überrascht gewesen. „Wir haben 2000 Masken am Dienstag rausgegeben“, fasste er zusammen. Allein von November bis Mitte Dezember seien es nur rund 750 gewesen. Jetzt hoffe er auf schnellen Nachschub, da er nur noch einige Hundert auf Reserve für die Folgetage zur Verfügung hat. Er empfiehlt den Leuten, ihre kostenlosen FFP2-Masken in den jeweiligen Stammapotheken abzuholen.
Die Honberg Apotheke in Tuttlingen gab am Dienstag sogar 3000 FFP2-Masken aus. „Bis zu 30 Leute gleichzeitig standen am Dienstagmorgen vor unserer Tür. Es ist die Hölle“, betonte die dortige pharmazeutisch-technische Assistenten Elke Gass auf Nachfrage unserer Zeitung. Bisher konnte die HonbergApotheke alle Kunden bedienen. Nach dem Ansturm am Dienstag seien etwa noch 500 Masken übriggeblieben. „Danach ist unser Vorrat erschöpft und wir hoffen auf Nachschub“, fügte Gass hinzu. Es seien auch einige dabei, die für den Ehemann, die Nachbarin oder Großeltern die Masken abholen würden. Sie hofft, dass der Ansturm in den nächsten Tagen abflacht. Auch sie empfiehlt, dass jeder seine Maske in seiner Stammapotheke abholen sollte. „Aber wir schicken niemanden weg“, betonte sie.
Am Dienstag um 16 Uhr hatte der Inhaber der Mühlheimer Apotheke, Achim Beutel, seinen gesamten Vorrat an FFP2-Masken aufgebraucht. Er baute extra für das Angebot der Bundesregierung einen Maskenstand vor seiner Apotheke auf. „Es ist extrem. Wir sind ausverkauft. Wir haben 1700 Masken ausgegeben. Es ist massiv und wir wissen nicht, wann wir Nachschub bekommen“, sagte er. Allein rund 600 Leute seien nur wegen der Abholung dieser Masken bei ihm vorbeigekommen. Er bezeichnete das Verhalten mancher Leute als „gierig“und begründete: „Es gab sogar Leute, die ihre gekauften Masken zurückbringen und die kostenlosen Masken mitnehmen wollten“, beschrieb er das Verhalten einiger Kunden. In den vergangenen Wochen hätte er rund 20 Masken täglich verkauft. „Es waren auch viele dabei, die nachweislich bereits in anderen Apotheken kostenlose Masken geholt hatten. Sowas sollte nicht sein“, beobachtete Beutel das Verhalten mancher. Seine Kollegen, zum Beispiel von der Apotheke in Fridingen, hätten einen gleichen Ansturm am Dienstag erlebt. Beutel vermutet, dass es für den Rest der Woche auf ähnlichem Niveau weitergehen werde. Der Apothekenleiter erwarte erst in der kommenden Woche eine Beruhigung.