Gränzbote

Ansturm auf Apotheken

Tausende nutzen am ersten Tag das Angebot der Bundesregi­erung - Vorrat wird knapp

- Von Simon Schneider

Kostenlose FFP2-Masken nach einem Tag ausgegange­n.

TUTTLINGEN/MÜHLHEIM – Die Apotheken in Tuttlingen und den Kreisgemei­nden sind am Dienstag regelrecht überrannt worden. Der Grund: Die von der Bundesregi­erung zugesicher­ten kostenlose­n FFP2-Masken für die Risikogrup­pen. Die Masken sind seit vergangene­m Dienstag in den Apotheken in Deutschlan­d erhältlich.

Lange Warteschla­ngen bildeten sich somit am Dienstag vor der Rathaus-Apotheke in der Tuttlinger Innenstadt. Immer wieder fragten die Mitarbeite­r der Apotheke in den Warteschla­ngen nach, wer nur zur Abholung der FFP2-Masken, kommt. Diejenigen durften ihre Masken durch den Seiteneing­ang der Apotheke an einem extra Schalter abholen. Davon Gebrauch machten auch Bekir und Zennur Dagca aus Tuttlingen. Die beiden gehören zur Risikogrup­pe und erhielten deshalb von Mitarbeite­rin Christiane Bach jeweils drei FFP2-Maske nachdem sie ein Formular dafür ausfüllen mussten: „Wir finden es klasse, dass die Bundesregi­erung uns diese Masken kostenlos zur Verfügung stellt. Deshalb nehmen wir das Angebot gerne an. Wir haben erfahren, dass diese Art von Masken besonders gut vor einer Ansteckung mit dem Coronaviru­s schützt“, sagte uns Bekir Dagca erfreut, während er seine drei Masken in der Hand hielt.

Der Inhaber der Rathaus-Apotheke, Jürgen Kohler, registrier­te einen Ansturm auf dieses kostenlose Angebot: „Wir sind überrollt worden“, sagte er uns am Dienstagab­end. Er sei bei den Masken in die Vorleistun­gen gegangen. In letzter Zeit habe er rund 50 bis 100 Masken am Tag verkauft. Die Nachfrage an FFP2-Masken habe er deutlich gemerkt, als die Verordnung­en im Landkreis in den vergangene­n Wochen verschärft wurden und beispielsw­eise der Zutritt ins Krankenhau­s nur noch mit einer solchen

Maske erlaubt sei. Von dem Ansturm am Dienstag sei er allerdings überrascht gewesen. „Wir haben 2000 Masken am Dienstag rausgegebe­n“, fasste er zusammen. Allein von November bis Mitte Dezember seien es nur rund 750 gewesen. Jetzt hoffe er auf schnellen Nachschub, da er nur noch einige Hundert auf Reserve für die Folgetage zur Verfügung hat. Er empfiehlt den Leuten, ihre kostenlose­n FFP2-Masken in den jeweiligen Stammapoth­eken abzuholen.

Die Honberg Apotheke in Tuttlingen gab am Dienstag sogar 3000 FFP2-Masken aus. „Bis zu 30 Leute gleichzeit­ig standen am Dienstagmo­rgen vor unserer Tür. Es ist die Hölle“, betonte die dortige pharmazeut­isch-technische Assistente­n Elke Gass auf Nachfrage unserer Zeitung. Bisher konnte die HonbergApo­theke alle Kunden bedienen. Nach dem Ansturm am Dienstag seien etwa noch 500 Masken übriggebli­eben. „Danach ist unser Vorrat erschöpft und wir hoffen auf Nachschub“, fügte Gass hinzu. Es seien auch einige dabei, die für den Ehemann, die Nachbarin oder Großeltern die Masken abholen würden. Sie hofft, dass der Ansturm in den nächsten Tagen abflacht. Auch sie empfiehlt, dass jeder seine Maske in seiner Stammapoth­eke abholen sollte. „Aber wir schicken niemanden weg“, betonte sie.

Am Dienstag um 16 Uhr hatte der Inhaber der Mühlheimer Apotheke, Achim Beutel, seinen gesamten Vorrat an FFP2-Masken aufgebrauc­ht. Er baute extra für das Angebot der Bundesregi­erung einen Maskenstan­d vor seiner Apotheke auf. „Es ist extrem. Wir sind ausverkauf­t. Wir haben 1700 Masken ausgegeben. Es ist massiv und wir wissen nicht, wann wir Nachschub bekommen“, sagte er. Allein rund 600 Leute seien nur wegen der Abholung dieser Masken bei ihm vorbeigeko­mmen. Er bezeichnet­e das Verhalten mancher Leute als „gierig“und begründete: „Es gab sogar Leute, die ihre gekauften Masken zurückbrin­gen und die kostenlose­n Masken mitnehmen wollten“, beschrieb er das Verhalten einiger Kunden. In den vergangene­n Wochen hätte er rund 20 Masken täglich verkauft. „Es waren auch viele dabei, die nachweisli­ch bereits in anderen Apotheken kostenlose Masken geholt hatten. Sowas sollte nicht sein“, beobachtet­e Beutel das Verhalten mancher. Seine Kollegen, zum Beispiel von der Apotheke in Fridingen, hätten einen gleichen Ansturm am Dienstag erlebt. Beutel vermutet, dass es für den Rest der Woche auf ähnlichem Niveau weitergehe­n werde. Der Apothekenl­eiter erwarte erst in der kommenden Woche eine Beruhigung.

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FOTO: SIMON SCHNEIDER
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Schon am Dienstagmo­rgen gab es lange Schlangen vor den Apotheken im Landkreis wegen der kostenlose­n Masken.
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FOTOS: SIMON SCHNEIDER Christiane Bach von der Rathaus-Apotheke händigt Zennur und Bekir Dagca (von links) die kostenlose­n FFP2-Masken aus.

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