Weihnachtsgottesdienste wird es trotz allem geben
Evangelische und katholische Kirchen bereiten sich auf Feiertage vor – Auf Gottesdienste verzichten wollen sie nicht
TUTTLINGEN - Weihnachten mit Gesang und Gebet, das ist für viele Christen einer der wichtigsten Feiertage im Kirchenjahr. In diesem Jahr hat Corona viel verändert. Nach Beratung von Bund und Ländern sind Gottesdienste weiterhin erlaubt – allerdings mit Einschränkungen. Wir haben bei den Tuttlinger Gemeinden nachgefragt, wie Weihnachten in diesem Jahr gefeiert wird.
Dekan Sebastian Berghaus setzt für die evangelischen Kirchen auf Voranmeldung. „Wir möchten sicherstellen, dass wir niemanden wegschicken müssen“, sagt er. Ab sofort liegen Platzkarten aus, für diejenigen, die sich für einen Platz im Gottesdienst anmelden möchten. Die Karten können auch telefonisch bei der Gemeinde angefordert werden und ermöglichen es im Notfall, die Infektionsketten nachzuverfolgen. Aktuell gibt es auch noch Plätze. „Es füllt sich nach und nach“, so Berghaus.
21 Gottesdienste in sieben Kirchen sind allein für den Heiligabend geplant. Das Hygienekonzept der Kirche beinhaltet strenge Abstandsregeln. Normalerweise passen in die Stadtkirche 700 Personen, durch die Corona-Einschränkungen werden nur noch 150 Personen zugelassen. Zwischen den Gottesdiensten kümmern sich die Messner und ehrenamtliche Helfer um die Desinfektion der Oberflächen. Es stehen außerdem Desinfektionsmittelständer zur Verfügung. Auch regelmäßiges Lüften ist Pflicht, daher empfiehlt der Dekan den Gläubigen sich für den Kirchenbesuch grundsätzlich warm anzuziehen. Für den zweiten Feiertag hätte es einen ökumenischen
Gottesdienst auf dem Marktplatz geben sollen, den haben die Kirchengemeinden jedoch abgesagt.
Auch in der Predigt wird Corona ein Thema sein. „Natürlich müssen wir darauf eingehen“, sagt Dekan Berghaus und fügt hinzu „Die Regeln einzuhalten ist eine Frage der Nächstenliebe.“Gleichzeitig freut er sich, dass Gottesdienste weiterhin möglich sind. „Die Menschen werden dünnhäutiger“, stellt Berghaus fest.
„Wir spüren eine Sehnsucht nach Begegnung.“Er hoffe, dass das Weihnachtsfest für die Gläubigen eine Möglichkeit zum Kraft tanken ist.
Pfarrer Martin Patz betreut unter anderem die katholischen Gemeinden in Möhringen und Eßlingen. Durch die neuen Regelungen muss er umplanen. Die ökumenische Krippenfeier im Freien zusammen mit der evangelischen Kirchengemeinde Möhringen muss abgesagt werden. Dafür werden unter Auflagen am Heiligabend und an den Weihnachtstagen mehrere Gottesdienste mit Abstandsregeln stattfinden. In Eßlingen findet der Gottesdienst etwa in der frisch sanierten Kirche statt, wenn auch nur mit 40 der 120 möglichen Gottesdienstbesucher.
Weihnachtlich aussehen soll es trotz leerer Plätze dennoch. „Die Gemeindeteams sind sehr engagiert und schmücken alles“, lobt Patz. Um den Gottesdienst zu besuchen ist eine Anmeldung nötig. „Primär soll das über ein Anmeldeformular auf der Homepage gehen“, sagt der Pfarrer, telefonische Anmeldungen nimmt das Pfarrbüro aber ebenfalls entgegen.
Auf die Frage, ob er Corona in der Weihnachts-Predigt erwähnen will, lacht Patz. „Ich nehme mir eigentlich für jede Predigt vor, nichts dazu zu sagen.“Wichtig sei ihm vor allem ein: Er wünsche sich, dass man an Weihnachten im Glauben Kraft und Hoffnung schöpfen kann. „Ich bin dankbar, dass das möglich ist.“
Ähnlich sieht es Matthias Koschar, katholischer Dekan im Dekanat Tuttlingen-Spaichingen. „Die Situation an Ostern war schwer“, blickt er zurück auf das Verbot im Frühjahr. „Wir sind froh, wenn an Weihnachten Gottesdienste stattfinden können – natürlich mit Abstand und den passenden Maßnahmen.“Eine komplette Absage der Gottesdienste wie bei den Trossinger Baptisten zieht er nicht in Erwägung. „Gemeinschaft braucht Begegnung“, glaubt Koschar – ohne Zusammenkünfte gehe es nicht.
Aktuell sind in den katholischen Kirchen in Tuttlingen zwölf Gottesdienste an Heiligabend geplant. Auch hier gilt: nur mit Voranmeldung und einer begrenzten Besucherzahl. Zwar seien zuletzt weniger Gottesdienstbesucher gekommen, Koschar rechnet an Weihnachten aber mit einem gewissen Andrang: „Natürlich wäre uns normaler Betrieb lieber, aber die Pandemie ist eine Herausforderung für uns alle.“
Den Appell, Kirchen weiter offen zu halten, richtete er am Sonntag auch an die Politik: Er war mit den Landesministern Susanne Eisenmann und Guido Wolf (beide CDU) zu einem Gespräch zusammengekommen. Eisenmann, die als Kultusministerin auch für die Kirchen zuständig ist, zeigte Verständnis: „Nicht jeder hat seine drei- oder vierköpfige Familie zuhause. Wir müssen an die denken, die schwach oder einsam sind. Sie können Halt in der Kirche finden.“
Weitere Informationen zu den Gottesdienstzeiten und Anmeldemöglichkeiten gibt es auf den Homepages der jeweiligen Gemeinden:
Katholische Gemeinde Immendingen-Möhringen: kath-immendingen-moehringen.de Katholische Gesamtkirchengemeinde Tuttlingen: kirchetutgut.de Evangelische Gemeinden: kirchenbezirk-tuttlingen.de