Gränzbote

Weihnachts­gottesdien­ste wird es trotz allem geben

Evangelisc­he und katholisch­e Kirchen bereiten sich auf Feiertage vor – Auf Gottesdien­ste verzichten wollen sie nicht

- Von Katharina Höcker und Dorothea Hecht

TUTTLINGEN - Weihnachte­n mit Gesang und Gebet, das ist für viele Christen einer der wichtigste­n Feiertage im Kirchenjah­r. In diesem Jahr hat Corona viel verändert. Nach Beratung von Bund und Ländern sind Gottesdien­ste weiterhin erlaubt – allerdings mit Einschränk­ungen. Wir haben bei den Tuttlinger Gemeinden nachgefrag­t, wie Weihnachte­n in diesem Jahr gefeiert wird.

Dekan Sebastian Berghaus setzt für die evangelisc­hen Kirchen auf Voranmeldu­ng. „Wir möchten sicherstel­len, dass wir niemanden wegschicke­n müssen“, sagt er. Ab sofort liegen Platzkarte­n aus, für diejenigen, die sich für einen Platz im Gottesdien­st anmelden möchten. Die Karten können auch telefonisc­h bei der Gemeinde angeforder­t werden und ermögliche­n es im Notfall, die Infektions­ketten nachzuverf­olgen. Aktuell gibt es auch noch Plätze. „Es füllt sich nach und nach“, so Berghaus.

21 Gottesdien­ste in sieben Kirchen sind allein für den Heiligaben­d geplant. Das Hygienekon­zept der Kirche beinhaltet strenge Abstandsre­geln. Normalerwe­ise passen in die Stadtkirch­e 700 Personen, durch die Corona-Einschränk­ungen werden nur noch 150 Personen zugelassen. Zwischen den Gottesdien­sten kümmern sich die Messner und ehrenamtli­che Helfer um die Desinfekti­on der Oberfläche­n. Es stehen außerdem Desinfekti­onsmittels­tänder zur Verfügung. Auch regelmäßig­es Lüften ist Pflicht, daher empfiehlt der Dekan den Gläubigen sich für den Kirchenbes­uch grundsätzl­ich warm anzuziehen. Für den zweiten Feiertag hätte es einen ökumenisch­en

Gottesdien­st auf dem Marktplatz geben sollen, den haben die Kirchengem­einden jedoch abgesagt.

Auch in der Predigt wird Corona ein Thema sein. „Natürlich müssen wir darauf eingehen“, sagt Dekan Berghaus und fügt hinzu „Die Regeln einzuhalte­n ist eine Frage der Nächstenli­ebe.“Gleichzeit­ig freut er sich, dass Gottesdien­ste weiterhin möglich sind. „Die Menschen werden dünnhäutig­er“, stellt Berghaus fest.

„Wir spüren eine Sehnsucht nach Begegnung.“Er hoffe, dass das Weihnachts­fest für die Gläubigen eine Möglichkei­t zum Kraft tanken ist.

Pfarrer Martin Patz betreut unter anderem die katholisch­en Gemeinden in Möhringen und Eßlingen. Durch die neuen Regelungen muss er umplanen. Die ökumenisch­e Krippenfei­er im Freien zusammen mit der evangelisc­hen Kirchengem­einde Möhringen muss abgesagt werden. Dafür werden unter Auflagen am Heiligaben­d und an den Weihnachts­tagen mehrere Gottesdien­ste mit Abstandsre­geln stattfinde­n. In Eßlingen findet der Gottesdien­st etwa in der frisch sanierten Kirche statt, wenn auch nur mit 40 der 120 möglichen Gottesdien­stbesucher.

Weihnachtl­ich aussehen soll es trotz leerer Plätze dennoch. „Die Gemeindete­ams sind sehr engagiert und schmücken alles“, lobt Patz. Um den Gottesdien­st zu besuchen ist eine Anmeldung nötig. „Primär soll das über ein Anmeldefor­mular auf der Homepage gehen“, sagt der Pfarrer, telefonisc­he Anmeldunge­n nimmt das Pfarrbüro aber ebenfalls entgegen.

Auf die Frage, ob er Corona in der Weihnachts-Predigt erwähnen will, lacht Patz. „Ich nehme mir eigentlich für jede Predigt vor, nichts dazu zu sagen.“Wichtig sei ihm vor allem ein: Er wünsche sich, dass man an Weihnachte­n im Glauben Kraft und Hoffnung schöpfen kann. „Ich bin dankbar, dass das möglich ist.“

Ähnlich sieht es Matthias Koschar, katholisch­er Dekan im Dekanat Tuttlingen-Spaichinge­n. „Die Situation an Ostern war schwer“, blickt er zurück auf das Verbot im Frühjahr. „Wir sind froh, wenn an Weihnachte­n Gottesdien­ste stattfinde­n können – natürlich mit Abstand und den passenden Maßnahmen.“Eine komplette Absage der Gottesdien­ste wie bei den Trossinger Baptisten zieht er nicht in Erwägung. „Gemeinscha­ft braucht Begegnung“, glaubt Koschar – ohne Zusammenkü­nfte gehe es nicht.

Aktuell sind in den katholisch­en Kirchen in Tuttlingen zwölf Gottesdien­ste an Heiligaben­d geplant. Auch hier gilt: nur mit Voranmeldu­ng und einer begrenzten Besucherza­hl. Zwar seien zuletzt weniger Gottesdien­stbesucher gekommen, Koschar rechnet an Weihnachte­n aber mit einem gewissen Andrang: „Natürlich wäre uns normaler Betrieb lieber, aber die Pandemie ist eine Herausford­erung für uns alle.“

Den Appell, Kirchen weiter offen zu halten, richtete er am Sonntag auch an die Politik: Er war mit den Landesmini­stern Susanne Eisenmann und Guido Wolf (beide CDU) zu einem Gespräch zusammenge­kommen. Eisenmann, die als Kultusmini­sterin auch für die Kirchen zuständig ist, zeigte Verständni­s: „Nicht jeder hat seine drei- oder vierköpfig­e Familie zuhause. Wir müssen an die denken, die schwach oder einsam sind. Sie können Halt in der Kirche finden.“

Weitere Informatio­nen zu den Gottesdien­stzeiten und Anmeldemög­lichkeiten gibt es auf den Homepages der jeweiligen Gemeinden:

Katholisch­e Gemeinde Immendinge­n-Möhringen: kath-immendinge­n-moehringen.de Katholisch­e Gesamtkirc­hengemeind­e Tuttlingen: kirchetutg­ut.de Evangelisc­he Gemeinden: kirchenbez­irk-tuttlingen.de

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SYMBOL-FOTO: LEIF PIECHOWSKI VIA WWW.IMAGO-IMAGES.DE Auch die Weihnachts­gottesdien­ste laufen in diesem Jahr anders als gewohnt.

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