Keine Weihnachtsgottesdienste
Weihnachtsfeierlichkeiten nur per Streaming – Katholiken bleiben vorerst bei Präsenz
Die Protestanten in Tuttlingen setzen für die Feiertage auf Online-Angebote.
TUTTLINGEN - Wie feiern Christen in Tuttlingen dieses Jahr Weihnachten? Seit Freitag ist klar: Katholiken und Protestanten gehen unterschiedliche Wege.
„Es war sehr einmütig, aber auch sehr emotional“, sagt Dekan Sebastian Berghaus über die Versammlung des evangelischen Kirchengemeinderats am Freitag. Dort wurde einstimmig beschlossen: An Weihnachten werden keine Gottesdienste stattfinden und auch nicht bis zum Ende des Lockdowns am 10. Januar.
Schon an den Tagen vorher war dieser Schritt unter den evangelischen Pfarrern diskutiert worden. Angesichts der Corona-Pandemie mussten Geschäfte und Restaurants, Schulen und Kindergärten schließen. „Die Kirchen sind jetzt über Weihnachten die einzigen, die so viele Leute versammeln“, sagt Berghaus. Das habe man nicht verantworten können. Ohnehin seien die Anmeldungen für die Weihnachtsgottesdienste sehr überschaubar gewesen. Zudem: „Wir müssen auch unsere Mitarbeiter schützen.“Wenn eine Mesnerin Angst vor dem Virus habe, aber trotzdem in die Kirche zum Arbeiten kommen müsse, sei das nicht tragbar.
Stattdessen wird es an Weihnachten Streamingangebote auf der Website der evangelischen Kirchengemeinde geben. Zum Beispiel wird ein Familiengottesdienst mit Krippenspiel zu sehen sein, der schon vorab aufgezeichnet wird. Auch die Predigten haben die Pfarrer vorgeschrieben und werden sie gesammelt zum Download zur Verfügung stellen beziehungsweise direkt in die Briefkästen verteilen. „Natürlich fühlt sich das auch für mich alles fremd und komisch an, aber was sollen wir machen? Wir können die Leute nicht alleine lassen“, meint Berghaus.
Die Reaktionen, die er bekommen hat, bestätigen zumindest die Entscheidung. Er habe den 38 Haushalten, die sich für einen seiner Gottesdienste angemeldet hatten, telefonisch abgesagt, sagt Berghaus. „Keiner war verärgert. Viele haben es bedauert, aber alle waren erfreut, dass es alternative Angebote gibt.“
Die Absage gilt für die Kirchengemeinde Tuttlingen mit den Teilorten. Darüber hinaus haben auch die evangelischen Gemeinden in Trossingen, Aldingen, Mühlheim, Neuhausen ob Eck/Emmingen-Liptingen, Hausen ob Verena, Spaichingen und Wehingen ihre Gottesdienste abgesagt. Andere Gemeinden, etwa Tuningen, Talheim, Immendingen oder Geisingen, wollen an Präsenzgottesdiensten festhalten.
Letzteres will auch die katholische Kirchengemeinde in Tuttlingen. „Zumindest aktuell halten wir an unseren Plänen fest“, sagte Dekan Matthias Koschar unserer Zeitung am Freitag. Mit dem Zusatz: „Ob das am Montag schon wieder anders aussieht, kann ich nicht sagen.“
Die Diözese Rottenburg-Stuttgart hat Gottesdienste in Hotspots untersagt. Das betrifft Landkreise mit mehr als 300 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner über sieben Tage. Der Kreis Tuttlingen liegt darunter, heißt: „Weder die staatlichen noch kirchlichen Verordnungen sind aktuell so, dass wir uns einschränken müssten“, so Koschar. Die Anmeldezahlen für die geplanten Messen seien stabil, aber auch nicht zu hoch. Man werde Abstände und Maskenpflicht einhalten, Ordner sollen dafür sorgen, dass es keine Menschentrauben vor der Krippe oder der Kirche gibt. „Wir gehen davon aus, dass es geordnet zugehen wird“, meint Koschar. Aber eins sei auch klar: „Wer sich unwohl fühlt, der muss auch nicht kommen.“