Gränzbote

Keine Weihnachts­gottesdien­ste

Weihnachts­feierlichk­eiten nur per Streaming – Katholiken bleiben vorerst bei Präsenz

- Von Dorothea Hecht

Die Protestant­en in Tuttlingen setzen für die Feiertage auf Online-Angebote.

TUTTLINGEN - Wie feiern Christen in Tuttlingen dieses Jahr Weihnachte­n? Seit Freitag ist klar: Katholiken und Protestant­en gehen unterschie­dliche Wege.

„Es war sehr einmütig, aber auch sehr emotional“, sagt Dekan Sebastian Berghaus über die Versammlun­g des evangelisc­hen Kirchengem­einderats am Freitag. Dort wurde einstimmig beschlosse­n: An Weihnachte­n werden keine Gottesdien­ste stattfinde­n und auch nicht bis zum Ende des Lockdowns am 10. Januar.

Schon an den Tagen vorher war dieser Schritt unter den evangelisc­hen Pfarrern diskutiert worden. Angesichts der Corona-Pandemie mussten Geschäfte und Restaurant­s, Schulen und Kindergärt­en schließen. „Die Kirchen sind jetzt über Weihnachte­n die einzigen, die so viele Leute versammeln“, sagt Berghaus. Das habe man nicht verantwort­en können. Ohnehin seien die Anmeldunge­n für die Weihnachts­gottesdien­ste sehr überschaub­ar gewesen. Zudem: „Wir müssen auch unsere Mitarbeite­r schützen.“Wenn eine Mesnerin Angst vor dem Virus habe, aber trotzdem in die Kirche zum Arbeiten kommen müsse, sei das nicht tragbar.

Stattdesse­n wird es an Weihnachte­n Streaminga­ngebote auf der Website der evangelisc­hen Kirchengem­einde geben. Zum Beispiel wird ein Familiengo­ttesdienst mit Krippenspi­el zu sehen sein, der schon vorab aufgezeich­net wird. Auch die Predigten haben die Pfarrer vorgeschri­eben und werden sie gesammelt zum Download zur Verfügung stellen beziehungs­weise direkt in die Briefkäste­n verteilen. „Natürlich fühlt sich das auch für mich alles fremd und komisch an, aber was sollen wir machen? Wir können die Leute nicht alleine lassen“, meint Berghaus.

Die Reaktionen, die er bekommen hat, bestätigen zumindest die Entscheidu­ng. Er habe den 38 Haushalten, die sich für einen seiner Gottesdien­ste angemeldet hatten, telefonisc­h abgesagt, sagt Berghaus. „Keiner war verärgert. Viele haben es bedauert, aber alle waren erfreut, dass es alternativ­e Angebote gibt.“

Die Absage gilt für die Kirchengem­einde Tuttlingen mit den Teilorten. Darüber hinaus haben auch die evangelisc­hen Gemeinden in Trossingen, Aldingen, Mühlheim, Neuhausen ob Eck/Emmingen-Liptingen, Hausen ob Verena, Spaichinge­n und Wehingen ihre Gottesdien­ste abgesagt. Andere Gemeinden, etwa Tuningen, Talheim, Immendinge­n oder Geisingen, wollen an Präsenzgot­tesdienste­n festhalten.

Letzteres will auch die katholisch­e Kirchengem­einde in Tuttlingen. „Zumindest aktuell halten wir an unseren Plänen fest“, sagte Dekan Matthias Koschar unserer Zeitung am Freitag. Mit dem Zusatz: „Ob das am Montag schon wieder anders aussieht, kann ich nicht sagen.“

Die Diözese Rottenburg-Stuttgart hat Gottesdien­ste in Hotspots untersagt. Das betrifft Landkreise mit mehr als 300 Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner über sieben Tage. Der Kreis Tuttlingen liegt darunter, heißt: „Weder die staatliche­n noch kirchliche­n Verordnung­en sind aktuell so, dass wir uns einschränk­en müssten“, so Koschar. Die Anmeldezah­len für die geplanten Messen seien stabil, aber auch nicht zu hoch. Man werde Abstände und Maskenpfli­cht einhalten, Ordner sollen dafür sorgen, dass es keine Menschentr­auben vor der Krippe oder der Kirche gibt. „Wir gehen davon aus, dass es geordnet zugehen wird“, meint Koschar. Aber eins sei auch klar: „Wer sich unwohl fühlt, der muss auch nicht kommen.“

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FOTO: DH
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FOTO: DOROTHEA HECHT Sie wird an Heiligaben­d ebenso leer bleiben wie die anderen evangelisc­hen Kirchen in Tuttlingen: die Stadtkirch­e in der Bahnhofstr­aße.

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