Gränzbote

Probleme bei der Schnelltes­t-Aktion

Landesweit­e Corona-Schnelltes­ts vor Weihnachte­n sollen das Fest retten – Doch das klappt nicht überall

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KARLSRUHE/RAVENSBURG (lsw/sz) - Eine kostenlose Schnelltes­t-Aktion für ein sicheres Weihnachts­fest kündigte das Gesundheit­sministeri­um in der vergangene­n Woche an. An rund 150 Standorten in über 120 Städten und Gemeinden in Baden-Württember­g sollten dafür insgesamt 80 000 kostenlose Antigen-Schnelltes­ts zum Nachweis des Coronaviru­s Sars-CoV-2 aus der Notreserve des Landes zur Verfügung gestellt werden. Doch nicht überall klappt das reibungslo­s. Gesundheit­sminister Manfred Lucha (Grüne) steht deshalb in der Kritik.

Ein Problem: Mit dem Schnelltes­t kann eine Erkrankung nicht definitiv ausgeschlo­ssen werden. Während bisher bei positiven Schnelltes­ts ein zuverlässi­gerer PCR-Test zeitnah folgen soll, wird das über die Feiertage laut Ministeriu­m jedoch kaum möglich sein, da die Labore in der Bereitscha­ft nicht vollbesetz­t sind. Durch Schnelltes­t positiv Getestete müssen deshalb in dieser Zeit auf jeden Fall in Quarantäne bleiben.

Im Alb-Donau-Kreis etwa weist das Gesundheit­samt und die Kassenärzt­liche Vereinigun­g darauf hin, dass sowohl die Lieferdien­ste und Labore, als auch das Gesundheit­samt und die Einrichtun­gen in den Gemeinden über die Feiertage zwar dienstbere­it sind, aber in geringerer Besetzung arbeiten. Deshalb sei damit zu rechnen, dass es etwa fünf bis sechs Tage dauern kann, bis die Ergebnisse

des PCR-Tests vorliegen und von den zuständige­n Behörden verarbeite­t werden.

Der Landkreis Sigmaringe­n beteiligte sich von vornherein nicht an der Schnelltes­taktion, weil Hilfsorgan­isationen wie das Deutsche Rote Kreuz (DRK) sich personell derzeit dazu nicht imstande sehen. Wer einen Schnelltes­t machen möchte, muss also in die benachbart­en Landkreise gehen.

Am Wochenende sagte der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) nun auch in Karlsruhe drei geplante Test-Angebote wieder ab, nachdem das Gesundheit­samt des Landkreise­s Skepsis und Bedenken gegenüber dem „Freitesten“vor dem weihnachtl­ichen Familienbe­such

geäußert hatte. Der Landkreis habe darauf verwiesen, dass die Aktion das ohnehin überlastet­e Gesundheit­samt und die Abstrichst­ellen gerade an den Feiertagen noch zusätzlich belasten werde und negative Testergebn­isse die Menschen in falscher Sicherheit wiegen würden, teilte der ASB mit. Diese Ansicht teile man zwar nicht, es komme aber auch nicht infrage, die Tests gegen den ausdrückli­chen Wunsch von Stadt und Landkreis anzubieten. „Wir bedauern außerorden­tlich, dass es zu dieser Absage kommt, sowie die Verwirrung, die dadurch entstanden ist“, hieß es. „Nach unserer Auffassung ist dies auf die fehlende Informatio­n und Einbindung der Städte und Landkreise

durch das Sozialmini­sterium zurückzufü­hren, die nicht oder zumindest nicht ausreichen­d erfolgt zu sein scheint.“Nach Ansicht des Landkreise­s sind Schnelltes­ts etwa in Pflegeheim­en durchaus sinnvoll, allgemeine Massentest­s aber nicht. Dies habe man dem ASB am Freitag noch einmal dargelegt, erklärte ein Sprecher. Dabei habe man aber auch ausdrückli­ch betont, dass sich der Unmut des Gesundheit­samtes nicht gegen die Helfer, sondern generell gegen die landesweit­e Aktion richte.

Ein Sprecher des Sozialmini­steriums wies Kritik zurück. Man habe die Teststelle­n nicht ausgewählt, sondern die Hilfsorgan­isationen hätten sich mit ihren jeweiligen Angeboten selbst gemeldet. Die entspreche­nde Liste werde zudem laufend aktualisie­rt. Vereinzelt fielen Angebote weg, es kämen aber auch neue hinzu. Das Land stellt rund 80 000 Schnelltes­ts zur Verfügung. Ehrenamtli­che verschiede­ner Hilfsdiens­te bieten die Tests über das Land verteilt an – allerdings mit großen Unterschie­den je nach Region. Um eine flächendec­kende Testung sei es allerdings auch nie gegangen, betonte das Ministeriu­m.

SPD-Landtagsfr­aktionsche­f Andreas Stoch kritisiert­e, es seien wieder einmal Erwartunge­n geweckt worden, die nun nicht erfüllt werden könnten. Gesundheit­sminister Lucha warf er „grobe handwerkli­che Fehler“und „planloses Krisenmana­gement“vor.

 ?? FOTO: MURAT/DPA ?? Ziel der Schnelltes­t-Aktion ist es, ein möglichst sicheres Weihnachts­fest für besonders gefährdete Personengr­uppen zu ermögliche­n. Das kündigte Gesundheit­sminister Manfred Lucha (Grüne) vergangene Woche an.
FOTO: MURAT/DPA Ziel der Schnelltes­t-Aktion ist es, ein möglichst sicheres Weihnachts­fest für besonders gefährdete Personengr­uppen zu ermögliche­n. Das kündigte Gesundheit­sminister Manfred Lucha (Grüne) vergangene Woche an.

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