„Schonfrist von OB Roth abgelaufen“
Kabarettisten Schopfer und Moser feilen an ihrem Programm „Maskenball und Sündenfall“
VILLINGEN-SCHWENNINGEN (sbo) - Nein, auch den „Satirischen Jahresrückblick“von Thomas Moser und Michael Schopfer wird es nicht wie gewohnt geben. Die Corona-Pandemie zwingt die beiden Kabarettisten zum Schweigen, auch wenn das Programm für 2020 schon steht. Jetzt hoffen sie auf den März.
„Wir haben so wunderbare Themen.“Thomas Moser zerreißt es schier, wenn er daran denkt, dass der „Kampf der Giganten“, der normalerweise zum Jahresende im Villinger Ratskeller und im Schwenninger Café Häring aufgenommen werden sollte, vorerst nicht stattfinden kann. Nutznießer könne Oberbürgermeister Jürgen Roth sein, dessen „Schonfrist“nach gut einem Amtsjahr abgelaufen ist, der „sich in jedem Fettnäpfchen gesuhlt“hat und damit „in der Realität angekommen ist“. Ob die Färberstraße, die Zufahrt zum Industriegebiet-Ost, sein „Denunziantentum“zur Überprüfung von CoronaRegeln oder die „Männerfreundschaft“zu Ordnungsamtschef Ralf Glück: „Wäre das Zurückrudern eine olympische Disziplin, unser OB läge dabei ganz vorne“, ätzt Moser.
60 Seiten Text für das Programm zum „Satirischen Jahresrückblick“waren sehr schnell geschrieben, und auch das Motto steht schon fest: „Maskenball und Sündenfall“. Doch die zweite Corona-Welle bremst die beiden Satiriker aus. Beim Thema Virus werden sie ernst. Die Politik habe mit ihrer „Hängepartie“für Frust in der Bevölkerung gesorgt. „Jetzt ist nur noch Geplärre. Jetzt muss man Angst haben um eine Gesellschaft, die das Lachen verlernt hat“, sagt Michael Schopfer.
Als Unternehmer und Inhaber einer Gärtnerei versteht auch er die Welt nicht mehr. Allein Baden-Württemberg habe mit dem erneuten Lockdown beschlossen, selbst die Abholung telefonisch oder online bestellter Ware beim Einzelhändlern zu verbieten. Gaststätten hingegen dürfen ihre Mahlzeiten „to go“abgeben.
„Das versteht doch kein Mensch“, schimpft Schopfer, der mitansehen muss, dass seine Kunden ihre Weihnachtssterne jetzt halt beim Discounter kaufen. Richtig in Rage kommt sein Villinger Pendant Moser über diese Ungleichbehandlung. Seine Erfahrungen unter anderem mit der Beantragung von Soforthilfe, lassen ihn sagen: „Das Wort unbürokratisch gehört aus dem deutschen Wortschatz gestrichen. Wir können nur bürokratisch“. Und weiter: „Wir sind wütend und können es gerade nicht rauslassen“, bedauert er zutiefst. Über Alternativen wie Kabarett im Autokino kann er nur lachen. Lieber würde er „sich einweisen“lassen, als mit Autos zu sprechen oder den „Applaus“von Scheibenwischern entgegenzunehmen.
„Dann verkaufen wir lieber den Wachturm oder bieten uns als Nacktputzer an“, bestätigt Michael Schopfer. Und da ist er wieder, der beißende Spott und die erfrischende Ironie der beiden „Giganten“, auf die das Publikum nun länger warten muss als befürchtet. Moser und Schopfer setzen darauf, das in Sachen Corona bis Ende Januar „Land in Sicht“ist und sie vielleicht im März doch noch auf die Bühne kommen.
Viel später könne man einen Jahresrückblick allerdings nicht mehr verkaufen. „Unser Programm ist eigentlich zu schade für die Schublade oder gar die Mülltonne“, sagt Moser, der schon vielfach angesprochen wurde, wann es denn nun endlich losgeht. Er als freischaffender Kabarettist und „Rampensau“vermisst die Bühne nach neun Monaten Berufsverbot schmerzlich, zumal auch seine „Kumedie“betroffen ist.
Und dann ist da die Idee von „Kabarett to go“– typisch für die beiden: „Wir stehen im Freien auf einem Podium und unser Publikum läuft – auf Anstand – im Kreis darum herum.“Das wäre eine Überlegung wert.