Aufruf zur Besonnenheit
Ehemalige Kolbinger Bürgermeisterstellvertreter hoffen auf schwungvollen Neuanfang
Drei Ex-Bürgermeisterstellvertreter hoffen auf schwungvollen Neuanfang.
KOLBINGEN - Nach abgebrochenen Gemeinderatssitzungen, dem Rücktritt des langjährigen Bürgermeisters Konstantin Braun und der jüngsten Flugblatt-Aktion melden sich nun drei ehemalige, langjährige Gemeinderäte und Stellvertreter des noch amtierenden Bürgermeisters zu Wort. Sie fordern die Bevölkerung und die Gemeinderäte auf, zum Wohl der Gemeinde in die Zukunft zu blicken und alte Fehden zu begraben. Gleichzeitig müsse nun Ruhe in Kolbingen einkehren; dabei verurteilten sie die permanenten Angriffe auf Bürgermeister Braun.
Lange haben sie geschwiegen und sich den nicht enden wollenden Zwist in der Gemeinde und vor allem im Gemeinderat von außen besehen. Nun aber beziehen sie im Gespräch mit unserer Zeitung Stellung und stellen sich vor Bürgermeister Braun. Dabei machen Hans Schad (erster Bürgermeisterstellvertreter von 2009 bis 2019), Bernd Simon (zweiter Bürgermeisterstellvertreter von 1994 bis 1999 und erster Bürgermeisterstellvertreter von 1999 bis 2009) und Hartmut Hipp (zweiter Bürgermeisterstellvertreter von 1999 bis 2009) klar, dass man in Kolbingen nun gemeinsam nach vorne schauen müsse, um nach dem Rücktritt Brauns den Boden für einen neuen Kandidaten ebnen zu können.
„Wir wollen jetzt deeskalierend wirken und einen neuen Bürgermeisterkandidaten hier in Kolbingen begrüßen, der auf einer Ebene ohne Gräben arbeiten kann“, begründet Bernd Simon den Schritt, sich öffentlich zu äußern. „Wir haben den höchsten Respekt vor der Entscheidung des Bürgermeisters. Er hat viel Gutes für die Gemeinde getan“, so Simon, der auf die Infrastruktur Kolbingens verweist, die sich sehen lassen könne. Das sei das Ergebnis der Arbeit von Bürgermeister Braun, der Verwaltung und dem Gemeinderat, „die 30 Jahre lang gut zusammengearbeitet haben. Das hat funktioniert, aber seit eineinhalb Jahren nicht mehr“, betont Simon. Deshalb appelliere er an die Gemeinderäte, sich für eine gute Lokalpolitik in Kolbingen einzusetzen.
Zu den Querelen im Gemeinderat meint Simon: „Da sind ein paar Kämpfer im Hintergrund, die die drei Gemeinderäte befeuern.“Es sei auch nicht so, dass Kolbingen in zwei gleich große Lager gespalten sei, sagt Hans Schad. Braun sei bei der letzten Wahl mit großer Mehrheit von der Bevölkerung wiedergewählt worden, der Bürgerentscheid zum Seniorenkonzept der Gemeinde habe zwei Drittel Zustimmung aus der Bevölkerung erhalten. „Wir brauchen jetzt Schwung für einen Neuanfang, und wir hoffen, dass es besser wird“, richtet auch Schad den Blick nach vorn.
Hartmut Hipp sieht den Gemeinderat gefordert, betont aber auch: „Die Arbeit der Gemeinderäte ist erheblichen Störungen ausgesetzt. Diese ständigen lauthalsigen Störungen bringen Unsicherheit.“Mit den Schreiereien und ständigen Anschuldigungen werde die geordnete Arbeit der Räte, unter denen auch junge, unerfahrene seien, verhindert, so Hipp. „Anschuldigungen und Rufe nach Offenlegung werden nach dem Gebetsmühlenprinzip praktiziert, ohne jedoch Beweise oder Belegbares vorzulegen. Dann sollen die doch Fakten auf den Tisch legen“, wettert Hipp.
„Es gibt auch in anderen Gemeinden Ratsmitglieder, die auf die Pauke hauen“, sagt Simon. Bei den Anfeindungen gegen Bürgermeister Braun gehe es in der Regel um rein persönliche Befindlichkeiten und Animositäten, sagt Simon. Da lägen teilweise 30 Jahre alte Entscheidungen des damaligen Gemeinderates und des Bürgermeisters zu Grunde. „Als Gemeinderat muss man auch Entscheidungen treffen, die nicht jedem gefallen. „Er selbst habe das als selbstständiger Handwerksunternehmer während seiner Zeit als Ratsmitglied am eigenen Leib erfahren. „Mann kann als Gemeinderat nur in eine Richtung gehen. Und da beschließt man auch
Dinge, die nicht allen Bürgern schmecken“, sagt Schad.
Mit dem Rücktritt von Bürgermeister Braun sei nun aber das Ende der Fahnenstange erreicht. Alle drei ehemalige Bürgermeisterstellvertreter rufen zur Geschlossenheit auf, um einen geeigneten Bürgermeisterkandidaten zu finden und mit der guten Arbeit für Kolbingen dort weiterzumachen, wo man vor eineinhalb Jahren im Grunde aufgehört habe. „Wir haben uns unter Bürgermeister Braun immer bemüht, die Bürger bei Projekten miteinzubeziehen. Da war Braun immer sehr sensibel“, sagt Schad. Simon kündigt zudem an: „Wir werden auf die Gemeinderäte zugehen und unsere Unterstützung anbieten.“Mit denjenigen, die zugänglich seien, wolle man ins Gespräch kommen, sagt Schad. Was alle drei als Ziel ins Auge fassen: Für die Zukunft der Gemeinde einen guten Bürgermeister finden, damit Kolbingen zukunftsfähig bleibe.
Die Bürgermeisterwahl findet am
21. März 2021 statt. Bewerbungen können ab 30. Dezember bis zum
22. Februar 2021 abgegeben werden. Sollte ein 2. Wahlgang notwendig sein, findet dieser am 11. April 2021 statt.