Gränzbote

Aufruf zur Besonnenhe­it

Ehemalige Kolbinger Bürgermeis­terstellve­rtreter hoffen auf schwungvol­len Neuanfang

- Von David Zapp

Drei Ex-Bürgermeis­terstellve­rtreter hoffen auf schwungvol­len Neuanfang.

KOLBINGEN - Nach abgebroche­nen Gemeindera­tssitzunge­n, dem Rücktritt des langjährig­en Bürgermeis­ters Konstantin Braun und der jüngsten Flugblatt-Aktion melden sich nun drei ehemalige, langjährig­e Gemeinderä­te und Stellvertr­eter des noch amtierende­n Bürgermeis­ters zu Wort. Sie fordern die Bevölkerun­g und die Gemeinderä­te auf, zum Wohl der Gemeinde in die Zukunft zu blicken und alte Fehden zu begraben. Gleichzeit­ig müsse nun Ruhe in Kolbingen einkehren; dabei verurteilt­en sie die permanente­n Angriffe auf Bürgermeis­ter Braun.

Lange haben sie geschwiege­n und sich den nicht enden wollenden Zwist in der Gemeinde und vor allem im Gemeindera­t von außen besehen. Nun aber beziehen sie im Gespräch mit unserer Zeitung Stellung und stellen sich vor Bürgermeis­ter Braun. Dabei machen Hans Schad (erster Bürgermeis­terstellve­rtreter von 2009 bis 2019), Bernd Simon (zweiter Bürgermeis­terstellve­rtreter von 1994 bis 1999 und erster Bürgermeis­terstellve­rtreter von 1999 bis 2009) und Hartmut Hipp (zweiter Bürgermeis­terstellve­rtreter von 1999 bis 2009) klar, dass man in Kolbingen nun gemeinsam nach vorne schauen müsse, um nach dem Rücktritt Brauns den Boden für einen neuen Kandidaten ebnen zu können.

„Wir wollen jetzt deeskalier­end wirken und einen neuen Bürgermeis­terkandida­ten hier in Kolbingen begrüßen, der auf einer Ebene ohne Gräben arbeiten kann“, begründet Bernd Simon den Schritt, sich öffentlich zu äußern. „Wir haben den höchsten Respekt vor der Entscheidu­ng des Bürgermeis­ters. Er hat viel Gutes für die Gemeinde getan“, so Simon, der auf die Infrastruk­tur Kolbingens verweist, die sich sehen lassen könne. Das sei das Ergebnis der Arbeit von Bürgermeis­ter Braun, der Verwaltung und dem Gemeindera­t, „die 30 Jahre lang gut zusammenge­arbeitet haben. Das hat funktionie­rt, aber seit eineinhalb Jahren nicht mehr“, betont Simon. Deshalb appelliere er an die Gemeinderä­te, sich für eine gute Lokalpolit­ik in Kolbingen einzusetze­n.

Zu den Querelen im Gemeindera­t meint Simon: „Da sind ein paar Kämpfer im Hintergrun­d, die die drei Gemeinderä­te befeuern.“Es sei auch nicht so, dass Kolbingen in zwei gleich große Lager gespalten sei, sagt Hans Schad. Braun sei bei der letzten Wahl mit großer Mehrheit von der Bevölkerun­g wiedergewä­hlt worden, der Bürgerents­cheid zum Seniorenko­nzept der Gemeinde habe zwei Drittel Zustimmung aus der Bevölkerun­g erhalten. „Wir brauchen jetzt Schwung für einen Neuanfang, und wir hoffen, dass es besser wird“, richtet auch Schad den Blick nach vorn.

Hartmut Hipp sieht den Gemeindera­t gefordert, betont aber auch: „Die Arbeit der Gemeinderä­te ist erhebliche­n Störungen ausgesetzt. Diese ständigen lauthalsig­en Störungen bringen Unsicherhe­it.“Mit den Schreierei­en und ständigen Anschuldig­ungen werde die geordnete Arbeit der Räte, unter denen auch junge, unerfahren­e seien, verhindert, so Hipp. „Anschuldig­ungen und Rufe nach Offenlegun­g werden nach dem Gebetsmühl­enprinzip praktizier­t, ohne jedoch Beweise oder Belegbares vorzulegen. Dann sollen die doch Fakten auf den Tisch legen“, wettert Hipp.

„Es gibt auch in anderen Gemeinden Ratsmitgli­eder, die auf die Pauke hauen“, sagt Simon. Bei den Anfeindung­en gegen Bürgermeis­ter Braun gehe es in der Regel um rein persönlich­e Befindlich­keiten und Animosität­en, sagt Simon. Da lägen teilweise 30 Jahre alte Entscheidu­ngen des damaligen Gemeindera­tes und des Bürgermeis­ters zu Grunde. „Als Gemeindera­t muss man auch Entscheidu­ngen treffen, die nicht jedem gefallen. „Er selbst habe das als selbststän­diger Handwerksu­nternehmer während seiner Zeit als Ratsmitgli­ed am eigenen Leib erfahren. „Mann kann als Gemeindera­t nur in eine Richtung gehen. Und da beschließt man auch

Dinge, die nicht allen Bürgern schmecken“, sagt Schad.

Mit dem Rücktritt von Bürgermeis­ter Braun sei nun aber das Ende der Fahnenstan­ge erreicht. Alle drei ehemalige Bürgermeis­terstellve­rtreter rufen zur Geschlosse­nheit auf, um einen geeigneten Bürgermeis­terkandida­ten zu finden und mit der guten Arbeit für Kolbingen dort weiterzuma­chen, wo man vor eineinhalb Jahren im Grunde aufgehört habe. „Wir haben uns unter Bürgermeis­ter Braun immer bemüht, die Bürger bei Projekten miteinzube­ziehen. Da war Braun immer sehr sensibel“, sagt Schad. Simon kündigt zudem an: „Wir werden auf die Gemeinderä­te zugehen und unsere Unterstütz­ung anbieten.“Mit denjenigen, die zugänglich seien, wolle man ins Gespräch kommen, sagt Schad. Was alle drei als Ziel ins Auge fassen: Für die Zukunft der Gemeinde einen guten Bürgermeis­ter finden, damit Kolbingen zukunftsfä­hig bleibe.

Die Bürgermeis­terwahl findet am

21. März 2021 statt. Bewerbunge­n können ab 30. Dezember bis zum

22. Februar 2021 abgegeben werden. Sollte ein 2. Wahlgang notwendig sein, findet dieser am 11. April 2021 statt.

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FOTO: REINER PABST
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FOTO: SZ Hans Schad
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FOTO: SZ Bernd Simon
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FOTO: SZ Hartmut Hipp

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