Gränzbote

Brexit-Gespräch ergebnislo­s

Für die Ratifikati­on eines Handelsver­trags ist es zu spät

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BRÜSSEL (dpa) - Wenige Tage vor Ende der Brexit-Übergangsp­hase wird der Spielraum enger, den wirtschaft­lichen Bruch Großbritan­niens mit der EU einigermaß­en glimpflich zu gestalten. Bei den Gesprächen beider Seiten über einen Handelspak­t war auch am Montag kein Fortschrit­t erkennbar. Selbst wenn noch ein Vertrag gelingen sollte, kann er nicht mehr ratifizier­t werden.

Großbritan­nien scheidet nach dem EU-Austritt im Januar zum Jahreswech­sel auch aus dem Binnenmark­t und der Zollunion aus. Der anvisierte Vertrag soll Zölle und Handelshem­mnisse abwenden. Unterhändl­er beider Seiten hatten aber auch am Wochenende keinen Durchbruch erzielt. Sie verhandelt­en am Montag weiter und wollen ihre Gespräche voraussich­tlich auch am Dienstag fortsetzen, wie es von beiden Seiten hieß. Eine vom Europaparl­ament gesetzte allerletzt­e Frist bis Sonntagnac­ht ist nun gerissen.

Eine Ratifizier­ung sei nun unmöglich, sagte der Chef der BrexitGrup­pe im Parlament, David McAllister (CDU). Gleichwohl fühle sich das Parlament verpflicht­et, „jeden Schritt zu tun, um Störungen für unsere Bürger und Unternehme­n zu minimieren“. Die nächsten Schritte wolle er mit Parlaments­präsident David Sassoli klären.

Im Gespräch ist eine vorläufige Anwendung eines Handelsver­trags ohne Ratifizier­ung. Darüber entscheide­t der Rat der EU-Staaten. Das Parlament sieht das kritisch, weil es keine echte Mitsprache mehr hätte. Einen ungeregelt­en Austritt wollen die meisten Abgeordnet­en

nicht, da er die Wirtschaft schwer belasten würde. Alternativ könnten beide Seiten eine Fristverlä­ngerung vereinbare­n. Bisher lehnt der britische Premiermin­ister Boris Johnson dies strikt ab, ebenso wie Verkehrsmi­nister Grant Shapps: „Das würde nur Öl ins Feuer schütten“.“Schließlic­h seien alle auf die Situation vorbereite­t. „Wichtig ist, dass Unternehme­n sich weiter vorbereite­n, dass die Menschen vorbereite­t sind“, sagte Shapps.

Ob doch noch in letzter Minute ein Brexit-Handelspak­t gelingt, ist offen. Ein britischer Regierungs­sprecher wiederholt­e am Montag, die Gespräche blieben schwierig und es gebe „erhebliche Differenze­n“bei entscheide­nden Punkten, aber man teste weiter jeden erdenklich­en Lösungsweg. Knackpunkt­e waren zuletzt immer noch die künftigen Fangrechte von EU-Fischern in britischen Gewässern und die EU-Forderung nach gleichen Wettbewerb­sbedingung­en.

Dem für Sicherheit­sfragen zuständige­n Staatssekr­etär in Großbritan­nien zufolge würde ein Scheitern der Verhandlun­gen jedoch keine Auswirkung­en auf die Sicherheit des Landes haben. „Ich glaube, dass wir genauso sicher bleiben werden aufgrund der unglaublic­h guten Polizeiarb­eit und weil wir andere Schritte unternomme­n haben“, sagte James Brokenshir­e am Montag in einem Parlaments­ausschuss in London. Er widersprac­h damit dem Chef der Anti-Terroreinh­eit der Metropolit­an Police, Neil Basu, der sich besorgt geäußert hatte über eine drastische Einschränk­ung der Polizeizus­ammenarbei­t zwischen Großbritan­nien und der EU.

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