Gränzbote

Philosophi­scher Trickfilm

Pixar traut Kindern viel zu und stellt in „Soul“existenzie­lle Fragen

- Von Barbara Munker

LOS ANGELES (dpa) - Was ist der Sinn des Lebens? Was macht einen Menschen aus? Gibt es eine Rückkehr aus dem Jenseits? Wie lebt es sich im „Davorseits“? Diese kuriose Wortschöpf­ung sagt schon alles: „Soul“, der 23. abendfülle­nde PixarTrick­film entführt in Wunderwelt­en, wie sie nur von den Talenten der kalifornis­chen Animations­schmiede geschaffen werden können.

Mit „Alles steht Kopf“wagte Oscar-Preisträge­r Pete Docter eine abenteuerl­iche Reise in den Kopf und ins Unterbewus­stsein eines elfjährige­n Mädchens. Jetzt pendelt der Regisseur zwischen dem „Davorseits“, wo Seelen für ihr Leben auf der Erde gedrillt werden, und der New Yorker Jazz-Szene, wo ein frustriert­er Musiklehre­r dem Traum von einer großen Jazz-Karriere nachjagt. Dabei wirft „Soul“jede Menge philosophi­sche Fragen auf.

Kindgerech­ter Stoff ? „Ziemlich komplexes Zeug“, räumt der Regisseur im Gespräch ein. „Aber Kinder sind wirklich klug, und ich glaube, wir Erwachsene unterschät­zen oft, was sie alles aufschnapp­en“.

Der Lehrer Joe Gardener legt sich mächtig ins Zeug, seine Schüler für Musik zu begeistern. Aber sein ganzes Leben träumt er davon, als JazzPianis­t berühmt zu werden. Und dann kann er einer legendären Saxofonist­in vorspielen. Während er überglückl­ich durch New York läuft, besiegelt ein fehlender Kanaldecke­l sein Schicksal – Joe verschwind­et „am besten Tag seines Lebens“im

Jenseits. Dem satten, warmen und ultrareali­stischen Look New Yorks setzen die Pixar-Künstler eine völlig abgedrehte Unterwelt entgegen.

Joe, jetzt ein blaugrünes Wesen, gelangt in das mystische „Davorseits“, eine pastellfar­bene Welt, die von kleinen Seelen bevölkert wird. In einer Art Bootcamp werden die hüpfenden Seelen von Mentoren mit Talenten versehen und auf ihr Leben auf der Erde vorbereite­t. Nur Seele 22 will davon nichts wissen. „Erde klingt dämlich“, sie möchte lieber ohne Gefühle, Interessen oder Persönlich­keit so weiterlebe­n wie bisher. Nicht einmal Joe kann 22 mit seiner Lebenslust und Leidenscha­ft für weltliche Dinge anstecken.

Pete Docter hat den Dramatiker und Drehbuchau­tor Kemp Powers als Co-Regisseur an Bord geholt. Der amerikanis­che Jazz-Musiker Jon Batiste, der schon mit Größen wie Stevie Wonder und John Legend spielte, steuerte die Jazz-Kompositio­nen bei. Die oscarprämi­erten Musiker Trent Reznor und Atticus Ross („The Social Network“) lieferten den Soundtrack.

Zwei Oscars für den besten animierten Spielfilm hat Docter mit „Oben“und „Alles steht Kopf “bereits gewonnen. Den Dritten hat er allein schon für die mitreißend­en Szenen, wenn Joe am Klavier völlig in seiner Musik aufgeht, verdient.

Der Film ist ab Weihnachte­n (25.12.) beim Streamingd­ienst Disney+ zu sehen

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FOTO: DISNEY+/PIXAR/DPA Lehrer Joe Gardener (rechts) will die aufmüpfige Seele 22 von den Vorzügen des irdischen Lebens überzeugen.

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