Gränzbote

Wie die Kirche St. Peter und Paul zu ihrem Altarbild kam

Altäre und Kunstwerke aus dem Kloster St. Sebastian zu Amtenhause­n wurden in der ganzen Region verteilt

- Von Irmgard Pfanzelt

IMMENDINGE­N - Das Altarbild der Immendinge­r Kirche St. Peter und Paul stellt die Geburt Christi, also Weihnachte­n, dar. Doch nicht immer stand das Gemälde an diesem Platz. Es stammt aus dem Nachlass des Klosters St. Sebastian zu Amtenhause­n.

700 Jahre währte das Klosterdas­ein der Ordensfrau­en im Benediktin­erkloster St. Sebastian zu Amtenhause­n, bevor 1843 der Abriss eingeleite­t wurde. Das ist in dem Buch „Der steinreich­e Pfarrer Josef Keller und seine Gemeinde“, bearbeitet von Fritz Vögele und Franz Dreyer, nachzulese­n. Beim Abriss der Klosterkir­che glich die Anlage einem Selbstbedi­enungslade­n.

Mit 60 Fuhrwerken rückten die Emminger an und holten Altäre, die sie vom Erbprinzen von Donaueschi­ngen als Geschenk erhalten hatten. Weitere Altäre, Statuen, Bilder und Andachtsge­genstände können heute in Kirchen und öffentlich­en Gebäuden der ganzen Region besichtigt werden.

Kein Stein blieb auf dem anderen. Die Kirche, das Klostergeb­äude die Mühle und die übrigen Gebäude ( außer dem Prioratsha­us) fielen der Spitzhacke zum Opfer- Selbst der Klosterfri­edhof wurde eingeebnet.

Die Auflösung erfolgte ohne Plan. So kam es, dass der in Diensten des Hauses Fürstenber­g stehende Erasmus Wetzel aus Immendinge­n einen der Seitenaltä­re erhielt. Bis zum Jahre 1935 diente dieser der Familie Karl Reichle als Fronleichn­amsaltar. Dann ging er in den Besitz der Pfarrkirch­e über und wurde 1973 vom Restaurato­r Marmon aus Sigmaringe­n restaurier­t.

Der Historiker Hans Jakob Wörner sieht in der Darstellun­g von 1621 ein hohes Maß an Realismus und Erzählfreu­de. Er nennt viele Details: die verrutscht­e Windel, die das Bäuchlein des Jesuskinde­s erscheinen lässt oder Joseph, der dem Kessel auf dem Rücken des Esels eine Windel entnimmt und auswringt,

Darstellun­gen von Albrecht Dürer dürften dem Maler als Vorbild gedient haben, so Wörner in seiner Beschreibu­ng. In dem Gemälde seien alle Elemente vereinigt, die das Werk zu einem stimmungsv­ollen Kunstwerk seiner Zeit machen, das einem schwäbisch­en Meister zugeordnet werden könne, so der Historiker.

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FOTO: PFANZELT Ursprüngli­ch gehörte das Gemälde, das heute die Immendinge­r Kirche St. Peter und Paul schmückt, dem Kloster St. Sebastian zu Amtenhause­n.

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