Gemeinde rückt Erweiterung des Kindergartens in Fokus
Anbau und Modernisierung des Bestandsgebäudes in Seitingen-Oberflacht kostet mehr als drei Millionen Euro
SEITINGEN-OBERFLACHT – Die Gemeinde Seitingen-Oberflacht will in den kommenden Jahren die Erweiterung und Modernisierung des Kindergartens St. Michael auf dem Kirchberg in Angriff nehmen. Dafür muss die Gemeinde entsprechend der Kostenschätzung mehr als drei Millionen Euro in die Hand nehmen.
Es ist ein finanzieller Kraftakt für die Doppelgemeinde. Aber die Investition scheint unumgänglich zu sein. Denn: „Der Kindergarten St. Michael ist bereits Anfang des Jahres an der Kapazitätsgrenze angelangt und derzeit weit darüber hinaus ausgelastet“, sagt Seitingen-Oberflachts Bürgermeister Jürgen Buhl. Eine der Folgen: Eine Halbtagesgruppe mit 14 Kindern sei zuletzt im bisherigen Büro der Kindergartenleiterin untergebracht worden. Die Leiterin wich deshalb ins benachbarte Museum aus. Die räumliche Trennung wegen der Corona-Pandemie spitze die Lage zusätzlich zu. Froh ist Buhl darüber, „dass die Erzieherinnen mit der Leitung und der Gemeindeverwaltung super zusammenarbeiten und Lösungen gefunden haben.“
Aktuell besuchen 130 Kinder den Kindergarten St. Michael, um sie kümmern sich 20 Erzieherinnen. Damit der Platzbedarf laut Bedarfsberechnung sowohl für Kleinkinder und auch im Ü3-Bereich langfristig abgedeckt werden könne, rückte der Gemeinderat eine Erweiterung und Modernisierung des bestehenden Gebäudes in den Fokus. Die Verwaltung habe sich für einen Anbau bereits das notwendige Grundstück erworben und sich in Bezug auf die Entwurfsplanung und Kostenschätzung mit der Kindergartenleitung und dem Architekten zusammengesetzt.
Buhl benannte die bestehenden Defizite: Im Erdgeschoss ist der Schlafraum für die Ganztagesgruppe nicht groß genug, Es fehle zudem ein Bewegungs- und Mehrzweckraum sowie ein Personalraum für die Erzieherinnen. Die Behindertentoilette werde aktuell als Wickelraum genutzt. Im Untergeschoss bestehe Platzmangel im Schlafraum für eine Kleinkindgruppe und es gebe nicht genug Toiletten und Waschräume.
Mit geschätzten Kosten von rund 3,19 Millionen Euro soll in den kommenden Jahren Abhilfe geschaffen werden. Unter anderem sollen im Anbau drei neue Gruppenräume entstehen. Im Erdgeschoss werden Schlafräume für die Ganztages- und die altersgemischte Gruppe, die erforderlichen Toiletten und Waschräume sowie ein Wickelbereich und eine Dusche neu geschaffen. Alle Aufenthaltsräume im Erdgeschoss des Anbaus müssten mit einem Fluchtbalkon ausgestattet werden, über den eine Fluchttreppe erreicht werden könne.
Über den bisherigen Gruppenraum im Erdgeschoss erfolge die Anbindung an den Anbau. Genauso soll im Altbau der Gruppenraum für die Ganztagesgruppe als Bewegungsund Multifunktionsraum umgewidmet werden, das Büro der Leiterin aus einem Gruppenraum heraus entstehen und aus einem weiteren Gruppenraum ein Personalraum mit Teeküche sowie Toiletten für das Personal.
Wie der Bürgermeister erläuterte, sollen im Untergeschoss des Anbaus ein Raum für Gartengeräte und Bollerwagen entstehen sowie ein Materialraum und ein Putzmittelraum errichtet werden. Mit der Realisierung des Anbaus soll zudem eine neue Heizung im Untergeschoss des Altbaus für den Kindergarten installiert werden.
Aufgrund der Größe des Anbaus und der Unterbringung von drei Gruppen sei es sinnvoll, den Anbau mit einem separaten Zugang auszustatten. Die aufwändige Erschließung und die Hangsicherung wirke sich baukostensteigernd aus, sei aber beispielsweise als Feuerwehrzufahrt notwendig.
Einsparungen sehe die Verwaltung lediglich für den Gymnastikraum im Untergeschoss, der 227 000 Euro in Anspruch nehmen würde und kurzerhand als Gruppenraum für eine achte Gruppe umfunktioniert werden könnte. Gleich mehrere Räte sprachen sich dafür aus, dass dieser Raum als Puffer mit errichtet werden soll, damit langfristig bei erneutem Bedarf nicht wieder eine Baumaßnahme erfolgen müsse. Buhl betonte, dass dieser Raum auf jeden Fall auch ohne akuten Bedarf rege genutzt werden würde.
In Bezug auf die geschätzten 3,19 Millionen Euro erinnerte Buhl daran, dass ein Teil dieser Kosten auch auf die Sanierung des Bestandskindergartens zurückzuführen sei. Diese Kosten würden ohnehin anfallen. Ein zweiter Standort für einen zweiten Kindergarten auf ebenem Grundstück habe die Verwaltung ausgeschlossen, da einerseits kein geeignetes Grundstück vorhanden wäre und die Gemeinde langfristig zwei Gebäude bewirtschaften und unterhalten müsste. Deshalb stimmte der Gemeinderat geschlossen dafür, dass die Erweiterung des Kindergartens St. Michael als Investitionsschwerpunkt der kommenden beiden Jahre für Seitingen-Oberflacht gelte. Der Gemeinderat gab zudem der Entwurfsplanung des Architekturbüros Weiss grünes Licht, genauso, dass die Bereitstellung der erforderlichen Finanzierungsmittel im Rahmen der Haushaltsberatungen der kommenden beiden Jahre erfolge.