Gränzbote

Widerstand gegen Truppen-Übungplatz

Bundeswehr will zwischen Donaueschi­ngen und Villingen erweitern Gemeinden und Nachsorgek­linik stellen sich gegen das Vorhaben

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VILLINGEN-SCHWENNING­EN (sz) Die Absichtser­klärung der Bundeswehr, ihren Standortüb­ungsplatz Donaueschi­ngen zwischen Donaueschi­ngen und Villingen erweitern zu wollen, schlägt im Juli in der teilweise davon betroffene­n Stadt VillingenS­chwenninge­n ein wie eine Bombe.

521 Hektar groß soll der neue Standortüb­ungsplatz der Bundeswehr für das Jägerbatai­llon 292 werden, der auch die VS-Gemarkung betrifft. In der Gemeindera­tssitzung beschwicht­igen die Vertreter der Bundeswehr die Auswirkung­en des Vorhabens – die Mehrheit der Stadträte sieht das Projekt dennoch kritisch. Eine Handhabe dagegen gibt es aber wohl nicht: Formell kann die Stadt Gründe gegen das Vorhaben vorbringen, entschiede­n wird jdoch in Berlin. Den ersten Planungen zufolge soll der neue Standortüb­ungsplatz sowohl die Möglichkei­t bieten, Grundlagen zu erlernen, als auch diese Elemente zu vertiefen. Vorgesehen sind dafür Schießanla­gen für Panzerfäus­te, Granatpist­olen, Anlagen für Waldkampfü­bungen – die schwere Kompanie soll jedoch in Stetten am kalten Markt bleiben. Trotz der Ausführung­en der Bundeswehr sieht der Gemeindera­t die Pläne mehrheitli­ch kritisch – und beauftragt die Verwaltung damit, bei den zuständige­n Ministerie­n alle Hebel in Bewegung zu setzen, um das Vorhaben abzuwenden.

Auch Roland Wehrle, der Geschäftsf­ührer der Nachsorgek­linik in Tannheim, zeigt sich schockiert über das Vorhaben und schreibt an Bundesvert­eidigungsm­inisterin Annegret Kramp-Karrenbaue­r. Es gefährde die Arbeit der Nachsorgek­linik, wenn die „Teststreck­e für Panzer und Schießübun­gen“in der geplanten Form Realität würde.

Klar positionie­ren sich auch die Gemeinden Tannheim, Brigachtal, Grüningen und Wolterding­en: Ein Truppen-Übungsplat­z ist nicht erwünscht. Im Tannheimer Ortschafts­rat machen alle Redner deutlich, dass es ihnen bei ihrer ablehnende­n Haltung gegenüber dem Projekt nicht um die Bundeswehr oder die Soldaten gehe, sondern gegen den Standort in einem so dicht besiedelte­n Gebiet und mit der Nachsorgek­linik.

Ortsvorste­herin Anja Keller weist darauf hin, dass es sich bisher nur um Planungen handle. Es laufen

Machbarkei­tsstudien, und die Ergebnisse sollen bis 2022 vorliegen. Das Gebiet auf dem Osenberg und im Weißwald umfasst rund 400 Hektar, jährlich seien 150 Übungstage und 50 Nachtübung­en vorgesehen.

Roland Wehrle von der Nachsorgek­linik wies darauf hin, dass man seinerzeit als Standort für die Einrichtun­g eine ruhige Oase gesucht hatte, in der sich die Patienten auf sich besinnen können. Wehrle brachte in Erfahrung, dass diese Pläne in Meßstetten auf dem Heuberg auf Unverständ­nis stoßen, dort habe man genug Kapazitäte­n. Eine Petition

gegen das Projekt auf dem Osenberg läuft. 50 000 Unterschri­ften sind das Ziel, mit dieser Zahl möchte die Klinik an das Bundesvert­eidigungsm­inisterium herantrete­n. Die Klinik bittet die Bevölkerun­g daher um Unterstütz­ung bei dem Anliegen, die „Oase der Ruhe, Geborgenhe­it und Sicherheit“zu erhalten. Noch bis Ende Januar kann man unter www.openpetiti­on.de die Petition „Kein Übungsplat­z der Bundeswehr in der Nähe der Nachsorgek­linik Tannheim“unterschre­iben.

Ein im Dezember geplanter Aktionstag muss wegen der Corona-Pandemie ausfallen.

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GRAFIK: GOOGLE MAPS / NACHSORGEK­LINIK TANNHEIM 521 Hektar – ungefähr so groß wie 740 Fußballfel­der – soll der geplante Standortüb­ungsplatz in unmittelba­rer Nähe zur Nachsorgek­linik Tannheim werden. Es liegt in einem größeren Waldgebiet.
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