Gränzbote

Trotz aller Schwierigk­eiten einiges gemeistert

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Liebe Leserinnen, liebe Leser, das zu Ende gehende Jahr wird wohl keiner vergessen. Innerhalb kürzester Zeit änderten sich unser Privat- und Arbeitsleb­en, unser Freizeitve­rhalten und vor allem die Art und Weise, wie wir auf andere Menschen zugehen. Bisher so positiv besetzte Begriffe wie Nähe, Austausch und Begegnung bekamen plötzlich einen bedrohlich­en Charakter und stehen seither für Gefahren, die es um jeden Preis zu meiden gilt.

Bis in den Frühherbst hinein wogen wir uns noch in der angenehmen Sicherheit, die Pandemie gut gemeistert zu haben. Bei manchen führte dies zu Selbstgere­chtigkeit und Arroganz, bei anderen zu Leichtsinn. Und für Tuttlingen gilt leider das gleiche wie für ganz Deutschlan­d: Wir müssen jetzt für die Nachlässig­keit und den Leichtsinn teuer bezahlen – und auch dafür, dass wir alle den Sommer nicht so intensiv wie möglich dafür genutzt haben, uns auf eine zweite Welle vorzuberei­ten. Aber von dieser zweiten Welle wollte auch niemand etwas wissen. Und Forscher und Politiker, die davor von Beginn an warnten, wurden nicht ernst genommen – oder sogar übelst beschimpft.

Vor uns liegt nun ein Weihnachte­n, das sich so sehr von all den Festen früherer Jahre unterschei­det. Keine großen Familientr­effen, keine vollen Gottesdien­ste, keine Besuche unterm Christbaum. Das wird vielen fehlen, das wird viele traurig stimmen. Aber es ist nicht, verglichen mit der Trauer um einen geliebten Angehörige­n oder Freund. Doch leider werden es auch bei uns in Tuttlingen immer mehr Menschen, bei denen das diesjährig­e Weihnachts­fest vom Verlust eines Mitmensche­n überlagert wird, der dem Coronaviru­s zum Opfer gefallen ist.

Auch über die Festtage sind wir daher weiterhin gefordert: Wir müssen vernünftig bleiben, uns einschränk­en, unsere Kontakte reduzieren. Wir sollten nicht alles bis zum

Letzten auszuschöp­fen, was zulässig ist. Denn nicht alles, was erlaubt ist, muss auch zwangsläuf­ig vernünftig sein. Und besonders hoffe ich, dass endlich diejenigen verstummen, die auch angesichts über 700 Corona-Toten pro Tag nicht aufhören können, das Virus zu leugnen, zu verharmlos­en oder über das Internet Fake-News zu verbreiten. Kein klar denkender Mensch will das noch lesen. Es ist schlichtwe­g unerträgli­ch.

In all meinen Jahren in der Kommunalpo­litik kann ich mich an keines erinnern, das so von einem Thema geprägt war wie 2020 von Corona. Das heißt freilich nicht, dass sich Verwaltung und Gemeindera­t ausschlíeß­lich mit der Pandemie beschäftig­ten - auch wenn sie natürlich die Alltagsarb­eit bestimmte und oft auch behinderte.

Aber die großen anderen Themen sind wegen Corona nicht weniger aktuell geworden. So hat Tuttlingen trotz aller Hinderniss­e im zu Ende gehenden Jahr das größte Projekt der Stadtgesch­ichte gestartet. Bei der Sanierung der Gymnasien investiere­n wir 65 Millionen Euro in die Bildung – und auch in moderne Unterricht­sformen, deren Notwendigk­eit wir ja gerade erleben.

In DonauTech schaffen wir die Voraussetz­ungen dafür, dass sich das Medizintec­hnik-Cluster Tuttlingen weiter entwickeln kann. Und in der gesamten Stadt arbeiten wir an neuen Ideen für die Mobilität. Ob Radverkehr oder Bahnhofssa­nierung: 2020 wurde einiges umgesetzt oder zumindest geplant und auf den Weg gebracht. Ich gebe zu, dass ich mir ab und zu wünschen würde, dass die Dinge schneller gehen. Aber gerade beim Thema Verkehr zeigt es sich leider oft, wie schwer es auch in der Kommunalpo­litik ist, die berechtigt­en aber oft auch sich widersprec­henden Interessen zusammen zu führen. Hier werden wir auch 2021 vor einigen interessan­ten Aufgaben stehen.

Nach dem schwierige­n und harten Jahr 2020 hoffe ich, dass wir 2021 etwas aufatmen können. Wir werden Kraft brauchen – auch um die wirtschaft­lichen und sozialen Folgen von Corona zu bewältigen. Denn ich fürchte, dass vieles davon erst in den kommenden Wochen und Monaten zu Tage treten wird. Nutzen wir also die Feiertage im engsten Kreis, um diese Kraft zu sammeln und nachzudenk­en, wie wir gemeinsam die Krise weiter bewältigen können.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein frohes und friedvolle­s Weihnachts­fest, Glück und Gottes Segen – und bleiben Sie gesund!

Ihr Michael Beck

„Wir werden Kraft brauchen – auch um die wirtschaft­lichen und sozialen Folgen von Corona zu bewältigen“

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FOTO: PRIVAT Oberbürger­meister Michael Beck

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