Seltenes Planetenspiel am Weihnachtshimmel
Jupiter und Saturn sind sich sehr nahe
Jedes Jahr in der dunklen Jahreszeit rund um Weihnachten rücken die Sterne ein wenig mehr in unser Bewusstsein. Jetzt wird es bereits so früh dunkel, dass man an einem klaren Abend den einen oder anderen Stern am Himmel erspähen kann. Darüber hinaus berichtet auch die biblische Weihnachtsgeschichte von einem Stern, der weisen Männern den Weg zur Krippe gewiesen haben soll, und manch einer fragt sich, was dieser Stern für ein reales astronomisches Himmelsereignis gewesen sein könnte.
Es müsste auf jeden Fall ein Himmelsereignis gewesen sein, das nicht sehr häufig auftritt. Also etwas Außergewöhnliches, das den alljährlichen, jahreszeitlichen Reigen des Sternenhimmels an der himmlischen Bühne klar durchbricht. Dafür kommen Kometen, Novae und Planeten infrage.
Kometen sind Brocken aus Eis, Staub und Gestein, die in sehr langen elliptischen Bahnen um die Sonne kreisen. Wenn sich ein solcher schmutziger Schneeball der Sonne nähert und durch ihr Licht erwärmt wird, taut er gewissermaßen auf: Das Eis sublimiert und die Staub- und Gesteinsteilchen lösen sich vom Kern und bilden einen langen Schweif aus Gas und Staub, der durch das Sonnenlicht angestrahlt wird. Der Komet ist für einige Wochen oder Monate am Himmel beobachtbar und kann sehr hell werden. Hat er die Sonne passiert, verblasst er rasch und verschwindet wieder in den Tiefen des Weltraums. Im vergangenen Sommer hatten wir Besuch von einem solchen Kometen, „C2020/F3 Neowise“. Man nimmt jedoch an, dass Kometen durch ihr unvorhersehbares Auftauchen und Verschwinden in der Vergangenheit eher als Unglücksboten angesehen wurden und daher wohl kaum als Weihnachtsstern interpretiert worden wären.
Das lateinische Wort Nova steht für neu, also „neuer Stern“, denn als solche erschienen die als Novae bezeichneten Lichterscheinungen am Himmel. Plötzlich tauchte an einer Stelle des Himmels ein vermeintlich neuer Stern auf, der über Wochen und Monate hell leuchtete. Teilweise berichten Geschichtsschreiber von Novae, die so hell waren, dass sie sogar am Taghimmel gesehen werden konnten. Doch heute wissen wir, dass eine Nova nicht die Geburt eines neuen Sterns darstellt, sondern – ganz im Gegenteil – eine Sternexplosion, einen sterbenden Stern, der seine äußere Gashülle in den Weltraum abstößt. Dennoch könnte solch eine Nova durchaus den Stern von Bethlehem verkörpern, jedoch gibt es aus der Zeit vor rund 2000 Jahren keine Berichte über eine Nova. Bleibt der Blick auf unsere Nachbarplaneten: Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn. Man muss schon genau hinschauen, um eine Planetenkonstellation zu finden, die so außergewöhnlich erscheint, dass sie bei Gelehrten um die Zeitenwende Aufsehen erregte. Wenn die Planeten ihre Bahn um die Sonne ziehen, begegnen sie sich dort immer wieder und vollziehen eine kleine Schleife am Himmel. So eine Begegnung nennt man Konjunktion. Eine Konjunktion der beiden Planeten Jupiter und Saturn kommt etwa alle 20 Jahre zustande. Also nichts wirklich Besonders. Wenn jedoch Jupiter und Saturn fast zeitgleich in Opposition stehen und damit ihre Schleifen eng beieinander am Himmel vollführen, kann es vorkommen, dass sich die Planeten gleich dreimal hintereinander treffen – dieses Ereignis wird als größte Konjunktion bezeichnet. Diese größten Konjunktionen treten unregelmäßig auf – die letzte ereignete sich 1981, die nächste wird erst 2238/39 auftreten. Wenn man dann mit einbezieht, in welchem Sternbild sich das Ereignis abspielt, wird daraus doch ein recht seltenes Himmelsereignis, wie es beispielsweise im Jahr 7 vor Christus zu beobachten war – also zu der Zeit, in der Historiker die Geburt Jesus datieren. Um der Geschichte weiteren Glanz zu verleihen, kann man anführen, was die Weisen aus dem Morgenland in den Planeten Jupiter und Saturn symbolisch gesehen haben mochten: Jupiter gilt als der „Stern der Könige“, , Saturn als „Stern, der das Schicksal der Juden bestimmt“. Sie treffen sich im Jahr 7 vor Christus dreimal im Sternbild der Fische. Dieses wurde als die Küste zwischen Nil und Euphrat gesehen.
Auch in diesem Jahr konnten wir einen besonderen Weihnachtsstern am Himmel sehen: Denn am 21. Dezember, dem Winteranfang, zog Jupiter mit einem Abstand von nur sechs Bogenminuten an Saturn vorbei und damit so nah wie seit über 2400 Jahren nicht mehr. Die beiden Planeten waren und sind – klarer Himmel vorausgesetzt – kurz nach Sonnenuntergang mehrere Tage lang am Westhorizont als strahlender „Stern“zu beobachten. Und sie künden an, worauf viele Menschen warten: Die Tage werden länger. Die Dunkelheit ist besiegt.
Sebastian Ruchti ist Hobbyastronom und kümmert sich um die Öffentlichkeitsarbeit im Planetarium und der Volkssternwarte Laupheim.