Mit Pinsel, Farbe und Lösungsmittel
Restauratorin Melanie Buff kümmert sich in der Zeilenkapelle um alles, was aus Holz ist
Wie eine Restauratorin die Holzobjekte in der Zeilenkapelle bearbeitet.
EMMINGEN-LIPTINGEN - Das Gerüst ist abgebaut, das Zillerglöcklein hängt wieder an ihrem Platz, die Restaurierungsarbeiten an der Zeilenkapelle sind nach Plan gelaufen. Bis zuletzt hat sich Restauratorin Melanie Buff dabei um all jene Einrichtungsgegenstände gekümmert, die aus Holz sind.
Einen Staubsauger, Wattestäbchen sowie eine Stirnlampe hat Melanie Buff bei ihrer Arbeit immer dabei. Außerdem sind in dem Werkzeugkasten der Restauratorin Pinsel, Farben, diverse Lösemittel und auch spezielle Schwämme zu finden. Schon als Kind kann sie sich für den Beruf begeistern. Schließlich begleitet sie ihren Vater, der ebenfalls Restaurator ist, oftmals zur Arbeit, wie sie berichtet. Zur Freude ihres Vaters geht sie dann nach Berlin, um Restaurierung zu studieren. „Das ist ein Beruf für die Seele“, sagt Buff. Besonders gefalle ihr, dass sie Dinge erhalte und so einen Beitrag leiste, „dass das Kulturgut für die Nachwelt erhalten bleibt“, erklärt sie.
So auch in der Zeilenkapelle in Emmingen-Liptingen. „Wenn man nichts davon sieht, ist es am besten“, sagt sie zu der Arbeit der Restauratoren. Ihr Tätigkeitsschwerpunkt liegt bei den sogenannten polychromen Holzbildwerken. „Ich bin auf Fassungen spezialisiert“, sagt Buff. Das Trägermaterial sei meist aus Holz.
Die Arbeit von Melanie Buff beginnt bereits, als das Gerüst im Inneren der denkmalgeschützten Kapelle noch steht. Während sich Zimmermeister und Restaurator Rolf Hummel mit seinen Mitarbeitern um das Dach kümmert und Restauratorin Louise Schreiber-Knaus mit Bärbel Schäfer erst das Mauerwerk freilegt und später die ersten Wandmalereien dokumentiert (wir haben berichtet), startet Buff mit der Reinigung der Kassettendecke aus Holz.
Sie geht am Eingang der Kapelle rechts die Treppe hinauf. Das Gerüst steht schon seit geraumer Zeit nicht mehr. „Die Holzdecke war einmal farbig gefasst“, sagt Buff. Sie schaut hinauf zur Decke und zeigt dann an eine Stelle, an der noch gelbe und grüne Farbreste zu erkennen sind. Ansonsten präsentiert sich das Holz in seiner gewohnten Farbe, auch die Maserung ist gut zu erkennen. „Von wann das war, ist nicht bekannt“, sagt sie über die Färbung.
Das Vorgehen werde immer auch mit dem Denkmalamt abgestimmt, erklärt die Fachfrau. Für die Decke sei festgelegt worden, dass diese nur gereinigt werden soll. Denn so passe diese Restaurierungsmaßnahme am besten zum Gesamtkonzept. Nimmt man dieses zur Hand, gilt: je weniger man von den Restaurierungsarbeiten sieht, desto besser.
Buff geht die Treppe wieder hinunter und begibt sich zum Altar. Diesen reinigt die Restauratorin ebenfalls. Im Fall der Zeilenkapelle bedeutet das, dass Buff die historische Substanz behandelt und diese versucht zu erhalten sowie zu konservieren. Wie die Oberfläche eines Gegenstandes gereinigt werde – beispielsweise mit Lösemittel, nur trocken oder mit einem sogenannten Akapad-Schwamm – müsse von Objekt zu Objekt entschieden werden. „Der Akapad-Schwamm funktioniert im Prinzip wie ein Radiergummi“, erklärt Buff. Doch egal, für welche Variante sie sich entscheidet: Das Ziel sei immer, dass das Alterungsund Veränderungsgeschehen lesbar bleibt, erklärt sie.
Das ist auch bei dem Altar aus dem Jahr 1730 der Fall. „Es sind sehr viele Veränderungen erfolgt, die kann man jetzt noch nachvollziehen“, sagt sie. An schwarzen Stellen sieht man, wenn die Sonne in die Kapelle strahlt, dass diese einmal rötlich waren, benennt sie ein Beispiel. Die sogenannte Überfassung müsse also zwischen Anfang des 18. Jahrhunderts und der letzten belegten Restaurierung in den 1970er-Jahren passiert sein. Um den Altar zu Reinigen, nimmt Buff ein Wattestäbchen und tränkt dieses in ein spezielles Benzin, das laut Buff rückstandsfrei verdampft. Das Holz werde dadurch wieder gesättigt und daher sehe das Schwarz wieder kräftig aus, erklärt sie und zeigt auf die Ecke, an der sie gerade arbeitet.
Noch etwas kann die Restauratorin über die Figuren am Altar sagen. Sie legt das Wattestäbchen beiseite. Bei der Krönung fehle das Aufsatzteil, erklärt sie und zeigt ganz nach oben. Der Altar habe vermutlich zuerst in einer anderen Kirche gestanden und sei dann zu groß für die Zeilenkapelle gewesen. Daher habe man die Krönung einfach abgebaut. Außerdem gebe es Hinweise, dass die beiden Figuren auf der Seite des Altars erst im Laufe der Zeit dazugekommen seien. Die „hoch qualitätsvoll geschnitzten Figuren des St. Nikolaus und von Papst Gregor“seien nämlich im spätgotischer Stil gehalten, während der restliche Altar aus der Barockzeit stamme. „Die Provenienz der beiden Altarfiguren konnte noch nicht geklärt werden. Ich werde diesbezüglich noch weiter recherchieren“, sagt sie.
Alles, was Buff und auch die anderen Restauratoren während der Restaurierungsarbeiten gemacht haben, wird dokumentiert. Dazu werde ein Bericht mit Fotos sowie eine Kartierung angefertigt. Etwa 30 Prozent des Arbeitsumfangs bestehe aus der Dokumentation. So sei am Altar unter anderem festgehalten worden, wo beispielsweise Fluglöcher der Holzwürmer verfestigt worden sind. „Dann können sich die Kollegen bei späteren Maßnahmen darauf einstellen“, schildert Buff. Anders als bei der Restaurierung in den 1970-erJahren ist dann auch nachvollziehbar, was bei den jüngsten Arbeiten gemacht wurde.