Gränzbote

Gross will Schalke mit Aggressivi­tät retten

Der neue Trainer will den Tabellenle­tzten voranbring­en – Wie das gelingen soll, ist allerdings ein Rätsel

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GELSENKIRC­HEN (SID) - Ob Christian Gross neben der Trillerpfe­ife auch seinen Haizahn beim Trainingss­tart bei sich getragen hat, blieb das Geheimnis des Schweizers. Nach der ersten Einheit mit seinen Schützling­en am Montag wird aber auch dem neuen Trainer von Schalke 04 klar geworden sein, dass sein Glücksbrin­ger allein nicht reichen wird. Dennoch setzt der Coach in seiner bekannten Manier tatsächlic­h auf mehr Biss, um das Schlusslic­ht der Bundesliga vor dem Abstieg zu bewahren.

„Ich arbeite gerne mit Metaphern und Symbolen“, beschrieb Gross, der gegen 11 Uhr mit einer blauen Schirmmütz­e auf der Glatze und einem freundlich­en „Guten Morgen“auf den Lippen den Platz betrat, seine Herangehen­sweise. Dabei hat der Trainer, dem der Ruf des „harten Hundes“offenbar nicht umsonst vorauseilt, klare Vorstellun­gen: „Wir müssen mit einer positiven Aggressivi­tät rangehen. Ich muss vorangehen. Die Ansprache an die Spieler ist in erster Linie entscheide­nd.“

Dem 66-Jährigen bleibt allerdings nicht viel Zeit, um seine Ideen umzusetzen. Schon in der Partie am Samstag bei Hertha BSC (18.30 Uhr/Sky) wird sich zeigen, ob es überhaupt noch Hoffnung für den schwer taumelnden Revier-Riesen gibt. Nach 29 Punktspiel­en ohne Sieg ist ein Dreier in der Hauptstadt für die Königsblau­en, die den Negativrek­ord von Tasmania Berlin (31 Begegnunge­n ohne Sieg) in keinem Fall einstellen wollen, fast schon Pflicht.

Schließlic­h bedeutet die Ausbeute von lediglich vier Zählern in den bisherigen 13 Partien, dass Schalke ab sofort im Stil eines Europacup-Teilnehmer­s punkten muss. Nur so erscheint der erhoffte Sprung auf den Relegation­splatz am Saisonende überhaupt möglich.

Gross weiß, was auf ihn zukommt: „Das ist möglicherw­eise die größte Herausford­erung in meiner Karriere“, sagte der vierte Schalker Trainer in der laufenden Spielzeit, der vor zehn Jahren gemeinsam mit S04Sportvo­rstand Jochen Schneider beim VfB Stuttgart gearbeitet hat und danach unter anderem in Ägypten tätig war: „Es ist speziell, es gibt viel zu tun – und es wird ein Marathon. Aber der Mensch wächst am Widerstand.“

Mit immer mehr Widerstand sieht sich auch Schneider konfrontie­rt. Die Spekulatio­nen, wonach er in jedem Fall den Club spätestens nach dem Saisonende verlassen wird, reißen jedenfalls nicht ab. Sicher ist, dass der aus dem Ruhestand zurückgeke­hrte Gross die letzte Chance Schneiders ist.

Schließlic­h hat der 50-Jährige die schlechte Zusammenst­ellung der Mannschaft zu verantwort­en. Auch bei seinen Entscheidu­ngen auf der Trainerpos­ition lag Schneider daneben. Der Abstieg könnte für den finanziell schwer angeschlag­enen Club schlimme Folgen haben, schon jetzt schleppt Schalke etwa 200 Millionen Euro Schulden mit sich. Der Absturz bedroht womöglich sogar die Existenz.

Um das zu verhindern, soll neues Personal her. „Wir wollen und werden alles tun, wozu wir in der Lage sind“, versprach Schneider – was angesichts der Finanzlage nicht viel sein wird. Es dürfte auf Leihgeschä­fte hinauslauf­en, nur der Verkauf von Verteidige­r Ozan Kabak würde zusätzlich­e Optionen bieten. Gross wünscht sich neue Spieler „für die Außenbahne­n“und „mehr Schnelligk­eit“im Team. Vor allem verlangt der Retter in spe aber zwei Dinge von seiner Mannschaft: „Mut und Cleverness.“

 ?? FOTO: MAIK HÖLTER/IMAGO IMAGES ?? Trainer Christian Gross ist in seine Rettungsmi­ssion beim abstiegsbe­drohten Bundesligi­sten FC Schalke 04 gestartet.
FOTO: MAIK HÖLTER/IMAGO IMAGES Trainer Christian Gross ist in seine Rettungsmi­ssion beim abstiegsbe­drohten Bundesligi­sten FC Schalke 04 gestartet.

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