Gränzbote

Jahreswech­sel in einer anderen Kultur

Gana Stegmann aus Seitingen-Oberflacht berichtet von den Bräuchen zum Jahreswech­sel in ihrem Heimatland

- Von Alena Ehrlich

Gana Stegmann aus Seitingen-Oberflacht über die Traditione­n in Indonesien.

SEITINGEN-OBERFLACHT - Seit Gana Stegmann in Deutschlan­d lebt, beginnt das neue Jahr für sie etwas später. Der Grund ist simpel: Die Zeitversch­iebung. Denn in ihrer Heimat Indonesien gehen die Uhren im Vergleich zu unserer Zeit sechs Stunden voraus. Im Gespräch mit unserer Zeitung berichtet Stegmann, wie der Jahreswech­sel in Indonesien gefeiert wird und wie sie ihn mit ihrer Familie in Seitingen-Oberflacht verbringt.

Das Neujahrsfe­st ist für Gana Stegmann etwas Besonderes – denn am ersten Januar beginnt auch für sie selbst immer ein neues Lebensjahr. „Es ist schön zu sehen, wie die Leute Silvester feiern. Dann brauche ich ja keine Geburtstag­sparty“, sagt sie. Traditione­ll kocht die 44-Jährige zum Jahreswech­sel gelben Reis in Pyramiden-Form. „So bringe ich meine Kultur auch hier her“, sagt sie. Den Reis gibt es dann mit Hühnerflei­sch, Eiern, Bohnen, Gemüse und Kartoffel-Frikadelle­n. „Es bedeutet Hoffnung und ist ein Gebet an Gott für die Zukunft“, erklärt Stegmann. Um 18 Uhr ruft sie dann ihre Eltern an – denn dann beginnt in Indonesien bereits das neue Jahr.

In Indonesien werde den ganzen Abend bis Mitternach­t auf Trompeten aus Papier gespielt, überall auf den Straßen stehen Verkäufer und bieten Essen an und alles ist leuchtend und glitzernd dekoriert, beschreibt Stegmann. Auf den großen Plätzen in den Städten wird mit Feuerwerke­n und Konzerten gefeiert. Dabei trifft sich die ganze Familie, redet und isst gemeinsam und verbringt den ganzen Abend zusammen. Am Neujahrsta­g gehen viele Familien ins Schwimmbad, an den See oder an den Strand, junge Leute ziehen auch zum Zelten in die Berge oder Wälder, berichtet Stegmann.

Doch es gebe auch viele regionale Silvestert­raditionen – schließlic­h besteht Indonesien aus insgesamt rund 17 000 Inseln. „Da haben wir viele verschiede­ne Kulturen und Sprachen“, so Stegmann. In Sumatra beispielsw­eise gebe es ein Fest namens „Mandala Hatta“. Um Mitternach­t beten die

Leute und die Jüngsten sollen vor ihrer Familie beichten. „Es ist ein Symbol für Vergebung“, erklärt Stegmann. In manchen Städten werden auch große Hochzeiten mit hunderten von Paaren gefeiert. „Sie haben kein Geld und möchten trotzdem heiraten“, so Stegmann. Deshalb helfe die Regierung mit solchen Veranstalt­ungen aus. Auch Laternenfe­stivals und Schattensp­iel-Theater gehören zu den indonesisc­hen Neujahrstr­aditionen.

Ähnlich bunt ist auch der Strauß der Weihnachts­bräuche, die in Indonesien gefeiert werden, meist am 25. Dezember, wie Gana Stegmann berichtet. Zwar sei die Hauptrelig­ion in Indonesien der Islam, doch auf den Inseln leben auch Hindus, Christen und Buddhisten. Auf den Papua-Inseln grillen Ur-Einwohner Schweine, als Symbol dafür, dass Jesus geboren ist, berichtet Stegmann. Viele Inseln seien durch frühere niederländ­ische Kolonien geprägt, erklärt sie. Auch auf Bali und vielen weiteren Inseln werde

Weihnachte­n gefeiert. In manchen Regionen läuft „Sinterklas“von Haus zu Haus, andernorts gebe es zum Beispiel Schattenth­eater über die Weihnachts­geschichte.

Für Gana Stegmann gehört das Weihnachts­fest vor allem zu der Kultur ihres Mannes Bernd Stegmann. Sie selbst ist Muslimin und habe deshalb mit ihrer indonesisc­hen Familie kein Weihnachte­n gefeiert. Von christlich­en Freunden kannte sie aber die Tradition. Mit ihrem Mann habe sie in Indonesien immer einen Plastikbau­m geschmückt. „Wir haben ja keine Tannenbäum­e“, sagt sie.

Seit 14 Jahren leben die Stegmanns nun mit ihren Kindern in Seitingen-Oberflacht. „Ich mag die vielen Geschenke und dass die Familie zusammenko­mmt“, sagt Gana Stegmann über die Weihnachts- und Silvesterz­eit. Auch wenn die Feiertage in diesem Jahr wegen der CoronaPand­emie etwas ruhiger sind als sonst.

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FOTO:PRIVAT
 ?? FOTOS: GANA STEGMANN/PRIVAT ?? Bunte Lichter schmücken den „Platz der fünf Straßen“in Semarang auf der Insel Java.
FOTOS: GANA STEGMANN/PRIVAT Bunte Lichter schmücken den „Platz der fünf Straßen“in Semarang auf der Insel Java.
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Bernd und Gana Stegmann haben sich in Indonesien kennengele­rnt, wo Bernd Stegmann elf Jahre lang arbeitete. Mittlerwei­le leben sie mit ihren Kindern in Seitingen-Oberflacht.
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Zum Jahreswech­sel bereitet Gana Stegmann meist gelben Reis in Pyramiden-Form zu..

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