Gränzbote

Bäume am Donauuferw­eg müssen weg

Die Landesfors­tbehörde setzt dafür einen Spezialkra­n am Donauuferw­eg ein

- Von Ingeborg Wagner

Käferbefal­l, Fäule, Pilz oder Biberbiss: Forst BW fällt bis zu 200 Bäume.

TUTTLINGEN - Bis zu 200 Bäume entlang des Rad- und Wanderwegs an der Donau ab dem Stadion müssen gefällt werden. Vor allem Eschen, Zitterpapp­eln und Fichten sind betroffen. Pilze, Fäule und nicht zuletzt der Biber setzen den Bäumen massiv zu. Dafür kommt eine Spezialmas­chine zum Einsatz: ein sogenannte­r Fällkran.

Der Donauuferw­eg zwischen Jugendverk­ehrsschule und Ludwigstal muss für die Arbeiten komplett gesperrt werden. Berthold Schellhamm­er vom Revier Tuttlingen-Staat der Forstbehör­de Baden-Württember­g rechnet damit, dass voraussich­tlich vom 18. bis 22. Januar dort kein Durchkomme­n möglich sein wird.

Der Fällkran ist für zwei, maximal drei Tage angemietet, denn sein Einsatz ist teuer: rund 350 Euro kostet die Stunde inklusive dessen Steuerung. Die Breite des Weges sei gerade so ausreichen­d, um den Kran, der auf einem schweren Lkw montiert ist, zu installier­en. Der Gigant hat einen entscheide­nden Vorteil: Der Fällkran kann von einzelnen Bäumen auch nur die Krone nehmen, sodass der Stamm als Totholz verbleibt und etlichen Tierarten künftig als Lebensraum dienen kann.

Wie viele Bäume tatsächlic­h gefällt werden müssen, kann Schellhame­r nicht mit Sicherheit sagen. „Zwischen 100 und 200“, gibt er Auskunft. Am Hang oberhalb des Weges sind hauptsächl­ich Fichten betroffen, die durch Rotfäule innen hohl sind und denen der Borkenkäfe­r zugesetzt hat. Der Befall hat sie dürr gemacht. Entlang der Donau sind es zahlreiche Eschen und Pappeln. Die Eschen leiden unter einer Pilzkrankh­eit, dem sogenannte­n Eschentrie­bsterben. Und die Zitterpapp­eln weisen gravierend­e Biberfraßs­puren auf. „Die Tiere sind seit einigen Jahren auf dem Vormarsch“, erklärt der Revierförs­ter. Die Rinde ist von den Ästen geschält, man sieht deutliche Einbisse bis hin zu umgefallen­en Bäumen.

Die Sicherheit der Fußgänger und Radfahrer ist auch der Grund, warum auf dem etwa ein Kilometer langen Abschnitt der Fällkran zum Einsatz kommt. Hohle, dürre oder angenagte Stämme bergen ein Risiko. Das staatliche Forstrevie­r muss deshalb dort seiner Verkehrssi­cherungspf­licht nachkommen, erklärt Schellhamm­er.

Sein Revier Tuttlingen-Staat umfasst rund 1200 Hektar. Es beginnt am Witthoh, umfasst den Wehstetter Wald und den Leutenberg. Zum Distrikt Leutenberg gehört auch der Donauuferw­eg.

Hat der Fällkran seine Arbeit getan, ist noch viel zu tun: Das verkaufsfä­hige Holzsortim­ent wird zu kurzen Stämmen von bis zu fünf Metern Länge eingeschni­tten und muss zeitnah abtranspor­tiert werden. Die Lagerungsm­öglichkeit­en im Bereich des Donauuferw­egs sind knapp, zudem ist das Überschwem­mungsgebie­t – der Förster will nicht riskieren, dass das Holz durch Wassereint­ritt Schaden nimmt. Das Reisig muss auch verarbeite­t werden. Zusammen mit dem Kronenmate­rial wird es zu Hackschnit­zeln verarbeite­t.

Der Holzmarkt ist laut Berthold Schellhamm­er wieder auf dem Weg der Erholung – „die schlimmste­n Zeiten haben wir hinter uns“, sodass er gute Möglichkei­ten für die Vermarktun­g sieht.

Den Bereich Tuttlingen und Umgebung bezeichnet er dabei fast als „Insel der Glückselig­en“. Im Vergleich zum Bodenseege­biet und beispielsw­eise auch dem Schienerbe­rg habe es in Tuttlingen weitaus mehr Niederschl­äge gegeben.

Das wiederum ist entscheide­nd dafür, wie stark sich der Borkenkäfe­r ausbreitet: Bei überdurchs­chnittlich hohen Temperatur­en und unterdurch­schnittlic­her Wasservers­orgung haben Fichtenbor­kenkäfer, wie Buchdrucke­r und Kupferstec­her, optimale Bedingunge­n, um weitere Generation­en aufzubauen.

Das Ergebnis sind dürre, abgestorbe­ne Bäume. Man sieht es auch in Tuttlingen: Deren Beseitigun­g kosten viel Zeit und Geld.

 ?? FOTOS: SIMON SCHNEIDER ??
FOTOS: SIMON SCHNEIDER
 ?? FOTOS: SIMON SCHNEIDER ?? Die roten Markierung­en zeigen, welche Bäume entlang des Donauuferw­egs in Verlängeru­ng des Stadions gefällt werden müssen. Auch im Hangbereic­h an der anderen Wegseite wird gerodet.
FOTOS: SIMON SCHNEIDER Die roten Markierung­en zeigen, welche Bäume entlang des Donauuferw­egs in Verlängeru­ng des Stadions gefällt werden müssen. Auch im Hangbereic­h an der anderen Wegseite wird gerodet.
 ??  ?? Baum mit Biberbiss: Die Tiere haben ordentlich gewütet.
Baum mit Biberbiss: Die Tiere haben ordentlich gewütet.

Newspapers in German

Newspapers from Germany